Werden Sie verkaufen?
Sehr geehrte Privatanleger, werden Sie verkaufen?
Was werden Sie tun, wenn ich Ihnen in zwei, drei oder vier Jahren rate, Ihre Aktien zu verkaufen? Werden Sie es tun? Und werden Sie vor allem vom Markt fernbleiben, wenn er ein oder zwei Jahre weiter steigt und noch Renditen von 20, 30, 40 Prozent oder mehr bringt? Oder werden Sie mich für einen Idioten halten?
Oder werden Sie es wie Sir Isaac Newton machen, der zu Anfang der englischen Südseeblase 5.000 Pfund verdiente, indem er früh Aktien der South Sea Company kaufte und verkaufte. Das war im Jahr 1720 viel Geld, ein Landsitz zum Beispiel. Allerdings kamen dem großen Physiker dann neue Gedanken. Er stieg exakt zum Höhepunkt der Blase wieder ein und verlor dann 20.000 Pfund. Zu seiner Ehrenrettung muss gesagt werden: Er machte die Scharte wett und starb dennoch als reicher Mann.
Die an der Börse ausgelösten Kräfte sind elementar. Beim letzten Mal ging es darum, die eigene Furcht zu besiegen und drin zu bleiben. Beim nächsten Mal wird es darum gehen, die Gier im Zaum zu halten und frühzeitig auszusteigen, selbst wenn man Verwandten und Nachbarn gegenüber wie ein Idiot aussieht. Alle werden dann Geld mit Aktien verdienen, nur Sie nicht.
Noch sind Aktien keinesfalls zu teuer. Die Graphik von der „nächsten Blase“ im S&P mit einem KGV von über 100, die ich in einem Finanzmagazin sah, ist irreführend. Zwar stimmt die Zahl vordergründig, aber in den USA sind die Gewinne der Unternehmen kollabiert. Wenn also die Gewinne kollabieren, muss das KGV (Kurs geteilt durch Gewinne) zwangsläufig explodieren. Besser wäre der zehnjährige Durchschnitt der Gewinne. Nach dieser Maßzahl ist der amerikanische S&P500 gerade einmal fair bewertet: www.dshort.com.
Die Zahl ist damit ein sehr gutes Beispiel für die von mir in meinem neuen Buch „Der Informationscrash“ beschriebene Desinformationswirtschaft.
Seit dem Sommer empfehle ich, Zykliker zu reduzieren und in konjunkturstabile Werte zu gehen. Aber insgesamt sind Aktien keinesfalls zu teuer. Also bleiben Sie drin!
Und wenn Aktien in zwei, drei oder vier Jahren vielleicht zu teuer werden, dann gehen Sie raus. UND BLEIBEN SIE DRAUSSEN!
Auf gute Investments, Ihr Prof. Dr. Max Otte
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Geschäftsführender Gesellschafter der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Ziel des Instituts ist die Aktienanalyse und die Entwicklung von Aktienstrategien für Privatanleger.Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.