Hohe Vola in der Vorweihnachtszeit
Der aggressive Wirtschaftskrieg der USA und ihrer Verbündeten gegen Russland zeigt Wirkung: die Inflation in Russland steigt auf nahezu zehn Prozent, der Rubel war mittwochs teilweise im freien Fall.
Am Donnerstag stabilisierte sich die Lage dann wieder.
Dabei passiert hier nichts Neues: dieses Phänomen kennen wir bereits aus der Asien-Krise im Jahr 1997 oder der Krise des mexikanischen Peso im Dezember 1994, der sogenannten "Tequila-Krise". Bei unregulierten Finanzmärkten und Abwesenheit eines vernünftigen internationalen Währungssystems, welches die USA im August 1971 unilateral beendeten, können massive internationale Kapitalflüsse kleine und mittlere Länder schnell in Bedrängnis bringen.
Im Falle Russlands haben die massiven Wirtschaftssanktionen - die neben Russland vor allem Deutschland und Österreich treffen - nun einen ernstzunehmenden Schwächeanfall der Währung herbeigeführt. Dieser konnte zunächst gestoppt werden. Aber solange die USA und Europa ihren Wirtschaftskrieg fortsetzen, ist die nächste Krise nur eine Frage der Zeit. Russland ist keine ganz kleine Wirtschaft und die Staatsverschuldung ist mit sagenhaft niedrigen 13 Prozent der Wirtschaftsleistung sehr gering. Ewig wird es aber die Blockade durch den Westen nicht durchhalten können.
Die nach unserer Strategie geführten Fonds sind dennoch mit einem geringen Anteil von unter fünf Prozent in Russland investiert. Viele der dortigen, oft grundsoliden Unternehmen notieren zu KGVs von zwei oder drei und werfen Dividenden von sieben Prozent oder mehr ab.
Die Lage kann sich in vier Richtungen weiterentwickeln. Entweder, es bleibt bei dem derzeitigen Patt. Dann hätte Michail Gorbatschow recht und die USA hätten eine neue Mauer errichtet, um den Rest Europas enger an sich zu binden. Dann könnten wir dennoch mit unseren Russlandinvestments leben. Oder der Westen hebt die Sanktionen auf. Oder Putin gibt im Fall fortgesetzter Sanktionen auf, wonach es derzeit nicht aussieht. Dann würden wir sehr viel Geld verdienen. Oder die Lage verschlimmert sich bis zu einem heißen Krieg. Dann haben wir andere Sorgen.
Die Russland-Sorgen belasten auch die europäischen Aktienmärkte, die sich in der letzten Zeit wieder sehr volatil zeigen. Hohe Volatilität ist oft ein Zeichen, dass eine bestimmte Situation ausgereizt ist und dann wieder eine Beruhigung einsetzt, beziehungsweise sich die Lage in eine bestimmte Richtung weiterentwickelt.
In dieser Situation setzen die meisten Anleger weiterhin auf hohe Qualität. Es ist auch spannend, dass gerade Qualitätstitel, von denen einige im Oktober nachgeben haben, auf die neuerlichen Unruhen kaum reagierten.
Für mich ist das ein Zeichen, dass europäische Aktien trotz der Unruhen immer attraktiver werden und dass diese Welle irgendwann auch die normalen Titel erfasst. Wenn Sie ruhiger schlafen wollen, bleiben Sie allerdings bei Ihren Qualitätstiteln, auch wenn da die möglichen Renditen geringer sind.
Prof. Dr. Max Otte ist Herausgeber des PRIVATINVESTOR (www.privatinvestor.de) und Gründer der IFVE Institut für Vermögensentwicklung GmbH. Das Institut analysiert nach der von ihm entwickelten Strategie der Königsanalyse © börsennotierte Unternehmen und setzt sich dafür ein, mit transparenten Informationen Privatanleger bei der Entwicklung nachhaltiger und langfristig ausgerichteter Aktienstrategien zu unterstützen. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.