MDAX – Der wahre Index-Star

„MDAX über 10000!“ Haben Sie diese Schlagzeile jüngst irgendwo gelesen? Wir auch nicht.
Der Index der mittelgroßen Aktiengesellschaften steht im Schatten des „großen Bruders“ DAX. Außerhalb der Finanzbranche kennt ihn kaum jemand.
Völlig zu Unrecht! Denn in Sachen Rendite läuft er dem DAX schon seit Jahren den Rang ab. Trotzdem hat offenbar kaum jemand mitbekommen, dass der MDAX zur Wochenmitte wieder in den fünfstelligen Bereich vorgedrungen ist. Aktuell notiert er nur noch 9% unter seinem Allzeithoch vom Sommer 2007 und 143% über seinem Stand vom März 2000.
Welch ein Unterschied zum DAX! Der deutsche Leitindex steht im Vergleich zu beiden Zeitpunkten 17% niedriger. Während die Ära seit 2000 bei den deutschen Blue Chips also ein „verlorenes Jahrzehnt“ war, kann davon beim MDAX keine Rede sein. Mit der „zweiten Reihe“ verdienten Investoren rund 8% pro Jahr. Titel wie Fielmann, Krones, Puma, Südzucker oder Vossloh, die bereits im Jahr 2000 im MDAX notierten, legten zwischen 150 und 1150% zu.
Der krasseste Fall ist aber die Aktie von K+S, die vom Markthoch im März 2000 bis zu ihrem DAX-Aufstieg 2008 rund 2150% einbrachte. Doch kaum im DAX, mutierte das Papier zum Underperformer. Ähnlich erging es der Merck-Aktie, die 2007 nach jahrelanger Rally nahe dem Allzeithoch in den DAX wechselte, die Hausse 2009/10 aber komplett verpasste.
Im MDAX haussieren, im DAX schwächeln? Dieses Fazit wäre überzogen, auch im DAX gab es Erfolgsstorys. Doch wenn Schwergewichte wie Allianz, Münchener Rück oder Deutsche Telekom heute 80, 73 bzw. 91% unter ihren 2000er-Hochs notieren, nützt das wenig. Umgekehrt steigen viele Titel erst dann in den DAX auf, wenn sie den nötigen Börsenwert erreichen – also erst nach einer gigantischen Rally im MDAX. Auch in Zukunft wird der wahre Index-Star deshalb wohl MDAX heißen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.