Frankreich wird weiter zurückfallen

Börsianer sehen es mit Grausen: François Hollande könnte der nächste Präsident Frankreichs werden.
Die erste Runde der Wahl hat der Sozialist bereits für sich entschieden. Und nach Umfrageergebnissen hat er gute Chancen, Amtsinhaber Nicolas Sarkozy auch in der Stichwahl hinter sich zu lassen.
Eine Abwahl Sarkozys könnte für Europa zur Zäsur werden. Die Achse Berlin-Paris würde auseinandergerissen. Im Élysée-Palast residierte ein Sozialist, der in vielen Punkten ganz anders tickt als „Merkozy“. Hollande möchte den europäischen Fiskalpakt neu verhandeln, das Mandat der EZB um Wachstumsziele erweitern und Euro-Bonds einführen.
Im französischen Inland will er das Rad ebenfalls zurückdrehen: Der Renteneintritt soll mit 60 Jahren anstehen, Reiche müssten 75% Steuern abführen, Großbanken würden Daumenschrauben angelegt und französische Firmen rigider vor ausländischen Konkurrenten abgeschottet. Die Herzen von Sozialisten schlagen höher, die von Aktionären verkrampfen.
An den Aktienmärkten sind die Reaktionen denn auch eindeutig. Der französische Leitindex CAC 40 fiel am Tag nach der Wahl um 2,8% und notiert jetzt unter seinem Jahresanfangsstand, während der DAX klar im Plus liegt. Damit driften Deutschland und Frankreich an den Börsen immer weiter auseinander: Während der CAC 40 und der um Dividendenzahlungen bereinigte DAX jahrelang fast deckungsgleich liefen, koppelte sich der deutsche Leitindex Mitte 2010 ab und baute seither eine bemerkenswerte Outperformance auf.
Wir erwarten, dass Aktien deutscher Unternehmen auch künftig besser laufen als französische. Vorsichtig sollten Sie vor allem bei Gesellschaften sein, die bei Sozialisten generell unbeliebt sind oder hohe Umsätze im französischen Binnenmarkt erzielen. Deshalb gibt es derzeit bessere Investments als französische Banken, Versorger oder Telekommunikationsfirmen.
Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.