Ist der Mai dieses Jahr schon im April?
Bekanntlich sagt ein altes Börsensprichwort, dass man im Mai seine Aktien verkaufen...
... und erst im September an den Aktienmarkt zurückkehren solle. In diesem Jahr könnte sich dieses Zeitfenster möglicherweise etwas nach vorne verschieben! Zwar ist man in den vergangenen Jahren mit dieser Weisheit nicht schlecht gefahren (alleine im Jahr 2006 gab der DAX von Anfang Mai bei rund 6.140 bis Mitte Juni auf etwa 5.250 Punkte nach). Auch der herbe Einbruch im vergangenen August dürfte vielen Anlegern noch sehr präsent sein. Bei einem Einstieg im September hätte man dabei ziemlich genau das Tief der Korrektur getroffen. Soweit, so gut. Und in diesem Jahr?
Atemberaubende Rally seit Jahresbeginn!
Im Gegensatz zu den genannten Jahren ist der DAX in diesem Jahr mit einer geradezu atemberaubenden Rally gestartet. Man könnte diese Tendenz evtl. noch mit dem Jahr 2007 vergleichen, als der Index bei rund 6.600 Punkten startete und bis im Juni dann auf über 8.000 Punkte anzog. Allerdings – mit einem markanten Rücksetzer im März. Zwar gab es auch in diesem Jahr Anfang März einen Rücksetzer (der sogar ein ähnliches Ausmaß angenommen hatte), allerdings wurde dieser bereits wenige Tage darauf wieder ausgeglichen. Zudem ist der Anstieg aktuell seit Jahresbeginn (oder gar seit Dezember) deutlich üppiger als damals, so dass eine Korrekturbewegung über kurz oder lang zu erwarten ist.
Was hoch steigt, fällt auch tief?
Das Problem mit kurzfristigen Übertreibungen ist, dass sie irgendwann korrigiert werden. Und je heftiger eine solche Phase anhält, umso kräftiger die anschließende „bereinigende“ Reaktion. Man darf also durchaus mit etwas Bauchschmerzen die aktuelle Tendenz betrachten, da die Kurse auch in diesem Jahr nicht in den Himmel wachsen werden.
Auf Zeithorizonte achten!
Wie bereits in der vergangenen Woche erwähnt, gibt es durchaus gute Gründe für einen weiteren Anstieg, allen voran natürlich die unglaubliche Liquidität, die nach Rendite sucht. Wenngleich es also mittelfristig durchaus interessante Argumente gibt, spitzt sich die Situation, auf die kommenden Wochen betrachtet, etwas zu. Sollte es aber tatsächlich dann zu einem etwas kräftigeren Rücksetzer kommen, bietet dieser dann auch wieder ein „gesundes“ Einstiegsniveau.
Wie war das jetzt mit dem Mai?
Da die bisherige Tendenz in diesem Jahr mehr als nur beachtlich ist, darf man sich die Frage stellen, ob die Saisonalität in diesem Jahr ab Mai tatsächlich zutrifft oder ob eine Korrekturphase nicht doch dann beginnt, wenn sie nicht bei allen Akteuren auf dem Plan steht. Und das könnte in diesem Jahr evtl. dann der April sein.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.