Alles wieder gut?
Die letzten beiden Wochen waren sicherlich nichts für schwache Gemüter.
Teilweise gab es innerhalb von wenigen Stunden Schwankungen, die man sonst den ganzen Monat nicht hat. Zudem gibt es immer noch ein etwas ratloses Kopfschütteln darüber, was der Hintergrund der Intensität der Bewegung war. Die Unternehmensdaten waren es sicherlich nicht, denn die glänzten innerhalb der bislang vorgelegten Quartalszahlen weitgehend. Und so wundert es auch nicht, dass die Stimmung mit den fallenden Notierungen nicht parallel in den Keller ging. Im Gegenteil, stieg die positive Erwartungshaltung der Marktteilnehmer mit den fallenden Kursen sogar noch an.
Blick nach vorne gerichtet?
Doch ist nach der bisherigen Gegenreaktion im DAX, der zum Wochenauftakt wieder über der runden Zahl von 6.000 Punkten notiert, das Börsengewitter bereits vorüber? Sind die derzeitigen Notierungen Kaufkurse im Hinblick auf eine beginnende Rally, so dass der DAX das bisherige Jahreshoch vielleicht doch noch nicht gesehen hat? Man darf hier durchaus mehr als nur ein Fragezeichen dahinter setzen. Häufig verlaufen Korrekturen in „Wellen“, so dass nach einem Einbruch die Gegenbewegung folgt, um im Anschluss noch einmal eine Korrektur anzuschließen. Betrachtet man sich den DAX, so erkennt man beispielsweise bei rund 6.500 Punkten eine ehemalige Unterstützung, die sich nun als Widerstand erweisen dürfte. Ähnlich sieht die Situation im S&P 500 aus, hier liegt die Zone bei rund 1.250 Punkten. Da an diesen Marken die Gefahr eines erneuten Abtauchens besteht, bietet es sich an, dort weniger Risiko im Depot zu haben. Das heißt dann logischerweise: Positionen abbauen und Gewinne mitnehmen.
„self fulfilling prophecy“
Genau diese Tatsache könnte sich als so genannte „self fulfilling prophecy“, also eine sich selbst erfüllende Vorhersage erweisen. Wenn also viele Marktteilnehmer das Risiko vor einer charttechnischen Hürde als hoch einstufen und daher Gewinne mitnehmen, geben die Kurse entsprechend wieder an Wert ab. Insofern sollte man die zuvor genannten Regionen im Auge behalten. Was aber nicht heißen soll, dass es zwangsläufig so kommen muss (sonst wäre der Handel an der Börse wohl auch zu einfach). Springt der DAX beispielsweise über die Region um 6.500 Punkte, könnte die Erholung auch bis auf durchaus 7.000 Punkte reichen. Aber: Was macht mehr Sinn? Gewinne knapp unter 6.500 Punkte realisieren und bei einem Anstieg darüber rasch wieder rein in den Markt? Oder investiert bleiben auf die Gefahr hin (die nicht zu unterschätzen ist), dass der Markt wieder nach unten abdreht? Für den Geldbeutel schonender dürfte sicherlich Variante eins sein. Auch auf die Gefahr hin, dass man im Extremfall ein paar Punkte des Gewinns verschenkt.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.