Grüner Fisher: Jahresendspurt 2013
Kommt die Jahresendrallye?
Müsste man für das Aktienjahr 2013 bereits jetzt ein Resümee ziehen, so könnte es folgendermaßen lauten: Der Bullenmarkt hat erneut seine Stärke bewiesen und den fortgesetzten Aufwärtstrend an den weltweiten Börsen bestätigt. Allen Problemstellungen zum Trotz! Sei es die Fiskalklippe zu Beginn des Jahres, die andauernden Spekulationen um das Ende der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken, die Sorgen um das verlangsamte Wachstum in China oder einmal mehr die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA. An den weltweiten Börsen waren im laufenden Jahr trotz vielfältiger Sorgen und Ängste zweistellige Zuwachsraten möglich. Der „ungeliebte Bullenmarkt“ zieht weiter seine Kreise. Der „sichere Hafen“ Gold musste dagegen eine starke Kurskorrektur hinnehmen, die Renditen auf dem Anleihemarkt notieren weiterhin unter dem Niveau der Inflation. Anleger stellen sich nun weit verbreitet die Frage: Was ist bis zum Jahresende noch zu erwarten? Kommt die „Jahresendrallye“ oder geht den Aktienmärkten letztendlich die Puste aus?
Ein durchschnittliches positives Jahr
Das Hauptargument der Skeptiker: Die Aktienmärkte sind in diesem Jahr „viel zu weit gelaufen“, eine Kurskorrektur deshalb die logische Folge. Speziell der DAX wird als Index mit überproportional guten Renditen wahrgenommen. Allerdings: Wenn der DAX steigt, dann steigt er kräftig – durchschnittlich 22,31 % in positiven Jahren, zurückgerechnet bis ins Jahr 1960. Trotz des Erreichens neuer Höchststände liegt das laufende Jahr mit einem aktuellen Zuwachs von ca. 19 % damit sogar noch unter dem historischen Schnitt!
Insgesamt betrachtet steht für den DAX ein durchschnittlicher Zuwachs von 8,49 % pro Jahr zu Buche – die Renditen einzelner Jahre weichen allerdings im Regelfall deutlich von dieser Durchschnittsrendite ab. In diesem Zusammenhang sollte die Volatilität – insbesondere bei einem „kleinen“ Index wie dem DAX – nicht unterschätzt werden. Eine notwendige Dynamik, die den historischen Renditevorteil der Aktienmärkte gegenüber alternativen Anlageklassen ermöglicht!
Positive Tendenz zum Jahresende
Die detaillierte Auswertung historischer DAX-Jahresrenditen seit 1960 zeigt: Ist die Entwicklung bis zum 31. Oktober positiv, dann ist in den verbleibenden zwei Monaten in 70,59 % der Fälle ebenfalls eine positiver Verlauf zu beobachten. Durchschnittlich gewinnt der DAX hier weitere 4,44 %. Seit 2005 ist nur einmal – 2008 – eine negative Entwicklung innerhalb der letzten beiden Monate aufgetreten. Selbst das per Saldo schlechte Jahr 2011 hat Anlegern in den letzten beiden Monaten noch günstige Einstiegschancen eröffnet (+ 1,09 % vom 31. Oktober bis zum Jahresende).
Die Historie spricht also dafür, dass sich die positive Entwicklung des laufenden Jahres in den zwei verbleibenden Monaten fortsetzen kann. Wohlwissend, dass kurzfristige Wertentwicklungen schwer zu prognostizieren sind, sollten langfristig orientierte Anleger das Hauptaugenmerk auf andere – ebenfalls positive! – Faktoren legen. Insbesondere die Anlegerstimmung – die immer noch zwischen Skepsis und zaghaftem Optimismus schwankt – deutet darauf hin, dass der „ungeliebte“ Bullenmarkt sein Potential noch längst nicht ausgeschöpft hat.
Fazit
Die Vorzeichen für einen positiven Jahresausklang stehen gut. Dennoch sollte diese kurzfristige Entwicklung nicht überbewertet werden. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass die Frage „Ist es zu spät, in den Aktienmarkt einzusteigen?“ mit einem klaren Nein beantwortet werden kann. Das Aufwärtspotential der Aktienmärkte ist auf Sicht der nächsten Jahre noch längst nicht ausgeschöpft.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen/Disclaimer unter www.gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.