Die vergessenen Vorteile
Krisen verstellen uns den Blick auf das Wesentliche
Menschen sind „für den Augenblick“ konstruiert. Unsere Aufmerksamkeit muss immer im „hier und jetzt“ liegen. Ansonsten wird jede Überquerung einer Straße oder eine Wanderung im Gebirge schnell zu einer lebensgefährlichen Aufgabe. Wir sind darauf trainiert, ständig konzentriert aufzupassen und auf mögliche Gefahrenherde zu achten. Die Evolution hat uns diese Verhaltensweisen sinnvollerweise in die Wiege gelegt.
Früher war nur wenig besser
An den Finanzmärkten führt dieser Mechanismus - ständig nach neuen Krisenherden und Gefahren zu fahnden - jedoch schnell zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität. Die einseitige Sicht auf die potentiellen Bedrohungen verstellt den Blick auf die Chancen und führt zu einer völlig überzogenen Risikoaversion. Die „früher war alles besser“-Denkweise ist kontraproduktiv und hält einer nüchternen Überprüfung der Fakten nicht stand.
Die Risikoaversion ist viel zu hoch
In der momentanen wirtschaftlichen Situation ist es für viele Anleger nicht einfach, sich für die globalen Aktienmärkte begeistern zu können. Zu negativ ist der Einfluss der Presse im Rahmen der Schuldenkrise. Die gefühlte Volatilität ist viel höher als die historischen Daten uns anzeigen. Die Angst vor einer Rezession - zumindest im europäischen Wirtschaftsraum - ist allgegenwärtig. Nach einem relativ „schwachen“ Jahrzehnt an zahlreichen globalen Aktienmärkten ist die Hoffnung geschwunden, dass sich an dieser vermeintlich trüben Ausgangslage etwas zum Positiven verändern könnte. Gerade jetzt ist es an der Zeit umzudenken und die Fakten nüchtern zu analysieren. Selten war das Umfeld für die globalen Aktienmärkte - auf Sicht der nächsten Jahre - aufregender und damit chancenreicher als heute. Es gibt zahlreiche Bewertungskriterien, nach denen die globalen Aktienmärkte - vor allem im Vergleich zu anderen Anlageklassen - historisch nie dagewesene Kaufsignale senden.
„Fixed Income“ durch Dividenden
Jahrzehntelang konnten sich sicherheitsorientierte Investoren, deren Hauptaugenmerk auf der Erwirtschaftung kontinuierlicher, laufender Erträge lag, grundsätzlich auf den Anleihesektor verlassen. Die expansive Geldpolitik der Notenbanken und die Bonitätsprobleme vieler Staaten haben jedoch in den vergangenen Jahren den Begriff der „sicheren Rendite“ zerstört.
Das Verzinsungsniveau der Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit höchster Bonitätsstufe hat historisch niedrige Dimensionen erreicht, die Verzinsung von Festgeldern und festverzinslichen Anlagen mit kurzer Laufzeit bewegt sich nahe dem Nullniveau. Die durchschnittlichen Dividendenrenditen sind dagegen momentan auf historischen Rekordwerten. Trotz einer - per Saldo - schwachen Kursentwicklung der Aktienmärkte in den letzten 12 Jahren haben die Unternehmen in diesem Zeitraum hervorragende Gewinne erwirtschaftet. Den Aktionären kommt dies jetzt in Form von hohen und konstanten Ausschüttungen zu Gute.
Fazit
Früher war nur wenig besser als heute. Die zahlreichen und historischen Vorteile der Unternehmensbeteiligung in Form von Aktienanlagen gegenüber anderen Anlageformen sind derzeit - im allgegenwärtigen Krisengerede - überwiegend in Vergessenheit geraten. Es ist an der Zeit, daran eindringlich zu erinnern. Selten war die Ausgangslage besser und die Stimmung schlechter. Aufregende Zeiten voraus!
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen/Disclaimer unter www.gruener-fisher.de.
Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Seine oft dem allgemeinen Marktkonsens entgegen stehenden Prognosen sorgten schon mehrfach für großes Aufsehen. Weitere Informationen unter http://www.gruener-fisher.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.