Geldanlage-Report Armin Brack

Zynga: Jetzt einsteigen!?

09.02.12 09:30 Uhr

Zynga: Jetzt einsteigen!? | finanzen.net

Zynga zündet mit Verspätung - aber jetzt richtig!

Werte in diesem Artikel

Jetzt wird es richtig spannend beim Social Networking Gaming-Anbieter Zynga. Die Aktie durchbrach gestern bei einem exorbitant hohem Handelsvolumen von 59 Millionen Aktien das bisherige Hoch, das am Tag des IPOs bei 11,50 US-Dollar gelegen hatte. Lesen Sie, warum jetzt eine Kursexplosion bis auf 20 US-Dollar möglich ist.

Alleine das schiere Momentum kann die Aktie weiter beflügeln. Denn: Von den insgesamt 700 Millionen Zynga-Papieren sind lediglich 100 Millionen an der Börse handelbar. Das heißt: Alleine gestern gingen fast 60 Prozent aller ausstehenden Aktien um. Unter dem Strich stand ein Zugewinn von knapp 17 Prozent.

Mit anderen Worten: Ein geringes Angebot an Aktien trifft auf eine explodierende Nachfrage. Natürlich funktioniert das Momentum auch umgekehrt: Als Zynga am ersten Tag unter den IPO-Preis fiel, wollte das Papier auf einmal keiner mehr haben. Bis auf 7,97 US-Dollar sackte der als Highflyer angekündigte Wert ab.

Doch die Chancen stehen aus meiner Sicht sehr gut, dass das positive Momentum noch ein Weilchen anhält. Der Markt ist euphorisiert nachdem Facebook sich nun tatsächlich für den Börsengang registriert hat. Zudem passt das Marktumfeld für Technologiewerte. Nicht zuletzt die sensationell guten Zahlen von Apple beflügeln die NASDAQ. Der NASDAQ Composite-Index, in dem die 2.800 wichtigsten Techwerte der USA enthalten sind, ist nur noch rund 30 Punkte oder ein Prozent von einem neuen Elf-Jahres-Hoch entfernt!

Es herrscht eine Art Aufbruchsstimmung. Die Anleger sind nach den Nuller-Jahren, einer verlorenen Dekade für den Durchschnittsbörsianer, wieder heiß auf Gewinne.

Zynga ist ein echter Facebook-Profiteur

Doch auch nüchtern betrachtet wird klar, dass Zynga bisher an der Börse zu Unrecht schlecht weggekommen ist. Allein 12 Prozent der Facebook-Umsätze in 2011 gehen auf das Konto von Zynga. Die Börsenbewertung bei Facebook soll aber Richtung 100 Milliarden US-Dollar gehen. Also sollte Zynga doch auch 12 Milliarden US-Dollar wert sein. Das ist natürlich Milchmädchen-Rechnung, denn die faire Bewertung hängt natürlich auch vom zukünftigen Wachstumspotenzial ab - und das wird nicht identisch sein.

Fakt ist: Die aktuelle Marktkapitalisierung von 8,66 Milliarden US-Dollar liegt immer noch relativ weit unter den Höchstkursen, die für Zynga Anfang vergangenen Jahres auf dem Second Market bezahlt wurden. So hat Zynga-CEO Mark Pincus noch im letzten Frühjahr 14 US-Dollar je Aktie beim Verkauf eines Aktienpakets im Wert von 109 Millionen US-Dollar erhalten.

Doch jetzt mal Klartext: Was hat Zynga operativ zu bieten?

Das Unternehmen ist Marktführer im Megatrend Social Gaming. 227 Millionen aktive Nutzer verwenden Zynga, davon 54 Millionen täglich, 7,7 Millionen davon sind bereit, Geld dafür zu bezahlen.

Das geschieht über den Kauf so genannter virtueller Güter wie Pflanzensamen oder Traktoren, die dem User in der virtuellen Spielewelt Vorteile bringen. Dazu muss man wissen: Die populärsten Spiele von Zynga simulieren virtuelle Welten. Farmville zum Beispiel virtuelle Äcker und Bauernhöfe und Cityville eine Stadt.

Doch inzwischen dominiert Zynga auch die so genannten Casual Games, die im Gegensatz zu den Heavy Usern oben, eher Gelegenheitsspieler ansprechen.

Eines haben aber alle Zynga-Spiele gemeinsam: Sie machen süchtig. Wer einmal dabei ist, bleibt auch länger dabei und muss regelmäßig spielen, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Geld verdienen mit Schnickschnack

Sie glauben mit diesem Schnickschnack lasse sich kein Geld verdienen? Von wegen: Im Gegensatz zu anderen Internet Networking-Firmen wie Groupon oder LinkedIn ist Zynga bereits seit mehreren Jahren profitabel.

Die Umsätze explodierten von 19,4 Millionen US-Dollar in 2008 über 121 Millionen in 2009 auf 597 Millionen US-Dollar in 2010. In den ersten neun Monaten 2011 war eine erneute Steigerung um 106 Prozent auf 829 Millionen US-Dollar zu verzeichnen.

Netto verdiente das Unternehmen dabei in 2010 90,6 Millionen US-Dollar. In den ersten neun Monaten 2011 ging der Gewinn zwar relativ deutlich auf 30,7 Millionen US-Dollar zurück, was aber an massiven Investitionen in die Plattform und neue Spiele mitsamt Entwicklern zurückzuführen ist und nicht auf eine Verlangsamung des Wachstums.

Günstig ist die Aktie nach herkömmlichen Maßstäben deshalb natürlich noch lange nicht. 2012 soll der Umsatz bei 1,4 Milliarden US-Dollar liegen und der Gewinn je Aktie bei 0,22 US-Dollar (entspricht ca. 154 Millionen US-Dollar). Beim aktuellen Kurs von 12,39 US-Dollar entspricht dies einem 2012er-KGV von 56 und einem KUV von circa sechs. Im Vergleich zu Facebook, das mit dem ca. 30-fachen des Umsatzes und einem KGV im dreistelligen Bereich einsteigen dürfte, ist das aber regelrecht günstig.

Die Kurstreiber für die Aktie

Es gibt einige Katalysatoren, die den Kurs der Aktie noch weiter nach oben katapultieren könnten:

Social Gaming ist zu einem Online-Phänomen geworden, das so keiner auf der Rechnung hatte. Zynga hat dabei eine überragende Marktposition. Der von Pincus mit harter Hand geführte Branchen-Pionier hat mehr aktive User auf Facebook als die nachfolgenden 15 Unternehmen zusammen. Das ist eine glänzende Ausgangslage, um überproportional vom künftigen Sektorwachstum zu profitieren.

Die rasant verlaufende Marktdurchdringung bei Smartphones und die höheren Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung sorgen dafür, dass die Spieler quasi jederzeit spielen können, auch unterwegs. Das treibt die Zahl der User und die Zeit, die selbige auf der Plattform verbringen, extrem nach oben.

Kein Wunder also, dass auch die Werbeindustrie Blut geleckt hat. Über Product Placement in den Spielen kann so ein starkes zweites Standbein aufgebaut werden. Jüngst wurden bereits entsprechende Deals mit 7-Eleven, Coca-Cola und dem Landwirtschaftsversicherer Farmers Insurance abgeschlossen. Bisher machen Werbeeinahmen erst fünf Prozent der Gesamtumsätze aus. Das Potenzial ist aber enorm.

Hinzu kommt: Ein Großteil der Einnahmen aus dem Börsengang fließt direkt in die Kassen des Unternehmens. Damit hat Zynga auch die Möglichkeit, den einen oder anderen Konkurrenten, der gefährlich werden könnte, aufzukaufen. Die Übernahme von Words With Friends erwies sich dabei bereits als ein Volltreffer.

Eine äußerst lukrative Expansionsmöglichkeit ist der Online-Glücksspielmarkt. Wenn man aus Imagegründen dort nicht direkt einsteigen möchte, könnte man auch als Vermittler über Werbe-Leads eine Menge Geld verdienen. Bedenken Sie: Zynga hat 227 Millionen aktive User. Eine gigantische Zahl!

Facebook: Fluch und Segen

Gleichzeitig Chance und Risiko ist die enge Verbindung zu Facebook. Zynga profitiert einerseits vom enormen Wachstum Facebooks, ist andererseits aber auch stark abhängig von der Zuckerberg-Firma. So führte der Social Networking-King in 2010 die so genannten Facebook Credits ein, ein eigenes Zahlungsmittel quasi. Sowohl die User als auch die Facebook-Kunden, also die Spielefirmen, mussten mit Facebook Credits bezahlen.

Auf einmal stieg der Anteil an den Einnahmen mit virtuellen Gütern, den Zynga an Facebook zahlen musste, von zwei bis zehn auf 30 Prozent. Daraufhin drohte Pincus zwar die Geschäftsbeziehungen mit Facebook abzubrechen. Letztendlich konnte man sich aber doch einigen. Trotzdem: Dieser Vorfall zeigt die Risiken deutlich auf, die eine Abhängigkeit von Facebook mit sich bringt.

Fraglich ist auch, ob es Zynga gelingt, die Zahl der zahlenden User von rund 2,5 auf fünf Prozent zu verdoppeln. Das nämlich hält Pincus für möglich. Gelingt dies, sieht die Zukunft rosig aus. Gelingt es nicht, werden alternative Umsatzquellen umso wichtiger.

Schließlich gibt es bei Spieleentwicklern ja immer auch ein nicht zu unterschätzendes Flop-Risiko bei neuen Spielen. Bisher beweisen die Klassiker Farmville und Cityville zwar gutes Stehvermögen, früher oder später müssen aber neue Bestseller her. Am besten früher, denn Spielgigant Electronic Arts drängt ebenfalls mit Macht in den neuen lukrativen Markt und hat mit Sims Social bereits einen Hit gelandet.

MEIN FAZIT:

- Zynga startet mit kleiner Verspätung richtig durch.
- Die relativ geringe Zahl an ausstehenden Aktien (100 Millionen) bei gleichzeitig enorm hohem Handelsvolumen könnte Zynga zu einer Momentum-Aktie werden lassen. Kurzfristige Kursspitzen bis hinauf auf 20 US-Dollar sind in Reichweite.
- Smartphones, das zweite Standbein Product Placement und eine mögliche Expansion in den Glücksspielmarkt bieten gewaltige Chancen.
- Risiken sind die Abhängigkeit von Facebook, mögliche Flops bei neuen Spielen und Electronic Arts, die mit Macht in den Social Gaming-Sektor vorstoßen.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Nachrichten zu Zynga

Analysen zu Zynga

DatumRatingAnalyst
02.05.2019Zynga BuyThe Benchmark Company
01.11.2018Zynga UnderweightBarclays Capital
28.09.2018Zynga BuyStifel, Nicolaus & Co., Inc.
09.08.2018Zynga UnderweightBarclays Capital
03.08.2017Zynga OutperformWedbush Morgan Securities Inc.
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02.05.2019Zynga BuyThe Benchmark Company
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03.08.2017Zynga OutperformWedbush Morgan Securities Inc.
23.12.2016Zynga BuyMizuho
05.05.2016Zynga BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
26.04.2017Zynga Sector WeightPacific Crest Securities Inc.
13.02.2015Zynga HoldCanaccord Adams
16.11.2012Zynga neutralPiper Jaffray & Co.
25.10.2012Zynga equal-weightMorgan Stanley
12.10.2012Zynga neutralPiper Jaffray & Co.
DatumRatingAnalyst
01.11.2018Zynga UnderweightBarclays Capital
09.08.2018Zynga UnderweightBarclays Capital
15.10.2012Zynga underperformCredit Suisse Group
26.03.2012Zynga underperformNeedham & Company, LLC
17.02.2012Zynga underperformBanc of America Securities-Merrill Lynch

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