Korrektur im DAX zum Kauf nutzen!?
Der DAX fiel am Freitag auf den tiefsten Stand seit dem 17. Oktober 2013.
Gerechnet vom lokalen Tief am Freitagvormittag bei 8.793 Punkten hat er nun von seinem 52-Wochen-Hoch bei 10.051 Punkten 12,5 Prozent abgegeben.
Welche Gründe gibt es noch, gerade jetzt in Aktien zu investieren?
Selbst nach fünf Jahren Bullenmarkt ist der deutsche Aktienmarkt auf Basis des zyklisch adjustierten KGVs nach Shiller nicht überdurchschnittlich teuer. Norbert Keimling von der StarCapital AG ermittelte Stand 31. Januar 2014 ein KGV10 für den deutschen Markt von 17,3, das innerhalb der langfristigen Range von 16 bis 20 liegt.
Der DAX notierte damals bei 9.257 Punkten, also noch fast vier Prozent höher als aktuell. Entsprechend dürfte das aktuelle KGV10 noch etwas niedriger liegen. Das heißt: Das Bewertungsniveau ist im Moment zwar nicht extrem attraktiv, aber zumindest unterdurchschnittlich.
In Deutschland herrscht zudem auch jetzt noch eine große Zurückhaltung gegenüber Aktien. Laut einer BVI-Statistik haben Anleger in 2013 netto sechs Milliarden Euro aus Aktienfonds abgezogen. Das ist völlig untypisch für die Endphase einer Börsenhausse. Normalerweise sind hier hohe Zuflüsse in Aktien zu verzeichnen.
Stattdessen scheint jeder, der etwas Geld auf der hohen Kante hat, in Immobilien zu investieren. Die Preise gehen speziell in den Großstädten durch die Decke. Immobilienfirmen und Privatanleger bekommen sehr günstige Finanzierungen und nutzen diese zum Erwerb von ganzen Immobilienpaketen bzw. von Eigentumswohnungen zur Kapitalanlage. Es ist im Zuge einer Anlagediversifizierung nichts gegen Immobilien einzuwenden, insbesondere nichts gegen eine selbst genutzte Immobilie.
Mir scheint allerdings, dass einige Anleger hier im Moment etwas übers Ziel hinausschießen. Denn: Langfristig betrachtet ist mit Aktien sehr viel mehr Geld zu verdienen. Ein 1950 gebautes Haus ist heute vielleicht das fünf- oder maximal zehnfache des damaligen Kaufpreises wert (die teilweise beträchtlichen Kosten für die Instandhaltung sind da noch nicht mitgerechnet).
Zum Vergleich die Performance des Dow Jones Aktienindex: Dieser stand 1950 in etwa bei 180 Punkten. Heute notiert er bei ca. 16.700 Punkten, hat sich also seither fast verhundertfacht. Peter E. Huber, CEO der Starcapital AG, zieht als Vergleich den ersten deutschen Aktienfonds, Fondak, heran, der ebenfalls 1950 aufgelegt worden ist. Der Anteilswert dieses Fonds ist seither sogar um mehr als das Sechshundertfache gestiegen.
Natürlich muss man speziell beim Fondsvergleich vorsichtig sein. Der Fondak ist eine große Erfolgsgeschichte. Von vielen gescheiterten Fonds, die deutlich schlechter performt haben und vielleicht heute schon gar nicht mehr existieren, spricht keiner mehr.
Dennoch: Selbst wer einfach nur einen der großen Aktienindizes wie beispielsweise den DAX nachbildet, fuhr in der Vergangenheit viel, viel besser als mit einer Immobilienanlage. Diese Überperformance ergibt sich für lange Zeiträume dauerhaft bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das auch künftig so bleiben wird, ist extrem hoch. Denn: Aktien sind Unternehmensbeteiligungen und damit profitieren Sie als Anleger von der Wertschöpfung der Wirtschaft. Solange sich neue, große Märkte wie China und Indien entwickeln und es neue technische Innovationen gibt, wird diese Wertschöpfung zunehmen.
Nochmal ein Zitat von Huber: "Von 2003 bis 2013 - also in einer Zeit mit der größten Wirtschafts- und Bankenkrise seit 1929 - stieg der addierte Umsatz der 2000 größten börsennotierten Konzerne der Welt von 19 auf 38 Billionen US-Dollar."
Auch diese Zahl muss relativiert werden, denn natürlich finden sich bei diesen 2000 größten Konzernen überwiegend Erfolgsgeschichten - ansonsten würden sie ja nicht bzw. nicht mehr zu den 2000 größten zählen. Aber das Prinzip wird deutlich.
Der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert J. Shiller hat errechnet, dass die inflationsbereinigten Unternehmensgewinne im amerikanischen Aktienmarkt seit 1871 relativ stabil um 1,6 Prozent per anno gewachsen sind. Als Aktionäre können Sie daran über Kursgewinne und Dividendenzahlungen profitieren.
Das Problem, das viele Deutsche mit Aktien haben, ist deren Schwankungsanfälligkeit. Ich erinnere mich an Umfragen, die ergeben haben, dass viele Anleger inzwischen nur noch maximale Kursrückschläge von zwei bis drei Prozent für tolerierbar halten. Das ist eine absurde Haltung und führt dazu, dass viele Anleger überhaupt nicht vom Ertragspotenzial profitieren können, das Aktien bieten. Denn natürlich schwanken Aktienkurse stark. Die Lösung liegt darin, nur einen Teil des Kapitals in Aktien zu investieren, dieses dafür aber auch langfristig liegen zu lassen.
Es ist eigentlich so simpel und doch fahren viele Anleger viel zu einseitige Strategien. Einige investieren den letzten Cent in die eigene Immobilie. Andere lassen vor lauter Angst, etwas verlieren zu können, alles für 0,5 Prozent Zins auf dem Tagesgeldkonto oder noch schlimmer auf dem Girokonto liegen. Aktuell haben Sie die Möglichkeit zumindest relativ günstig, Positionen aufzubauen.
Was heißt "relativ" genau? Wieviel Rendite können Sie realistischerweise - sagen wir in den kommenden 15 Jahren - mit Aktien erwarten? Norbert Keimling hat hier eine exzellente Szenario-Analyse für den DAX 30-Index bis zum Jahr 2028 erstellt. Sie finden diese auf Seite 6 der Studie "Lassen sich Börsenkurse vorausberechnen". Sie steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.
Der Genauigkeit halber zitiere ich hier aus der Studie: " ... wurden im Mittel über die folgenden 15 Jahre reale Wertzuwächse von jährlich 6,4 Prozent erzielt, was bei einer konservativ unterstellten Inflationsrate von 1 Prozent einem DAX-Stand von 27.000 Punkten im Jahr 2029 entsprechen würde." Das würde bedeuten, dass Sie ihr Geld ausgehend vom aktuellen DAX-Stand bis dahin mehr als verdreifachen können - wenn Sie nur den reinen Index nachbilden.
Aber zunächst weiter O-Ton Keimling: " Der abgebildete Szenario-Korridor gibt jedoch auch über mittelfristige Chancen und Risiken Auskunft. Entfernt man Ausreißer (20 Prozent der Beobachtungsperioden) wird deutlich, dass der DAX auf Sicht von drei Jahren jederzeit auf 7.900 Punkte zurückfallen..., aber auch auf 17.600 Punkte ... steigen kann. Historisch entspräche ein DAX-Verlauf in dem [in der Abbildung grau markierten Bereich] der wahrscheinlichsten Entwicklung. Nur in 10 Prozent aller Untersuchungsperioden wurden niedrigere Renditen beobachtet."
Das heißt, konkret ergibt sich für das Jahr 2029 eine wahrscheinliche Bandbreite des DAX zwischen 20.100 und 32.000 Punkte. Die Eintrittswahrscheinlichkeit liegt auf Basis der historischen Daten bei 90 Prozent. Ähnlich hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX nicht mehr unter 7.900 Punkte fällt.
Allerdings bleibt natürlich eine Rest-Unsicherheit. Hierfür hat Keimling ein absolutes Worst Case-Szenario errechnet mit der jeweils niedrigsten Folgerendite, die jemals auf eine vergleichbare Bewertung folgte. Sollte in den folgenden 15 Jahren salopp gesprochen wirklich alles schief laufen, ergäbe sich 2029 immer noch ein DAX-Stand von rund 7.800 Punkten, was gut elf Prozent unter dem aktuellen Stand liegt.
Noch höhere Renditen sind übrigens mit spanischen, italienischen, norwegischen, belgischen und französischen Aktien zu erwarten (in dieser Reihenfolge). Es ist also durchaus überlegenswert, diese Länder als Depotergänzung über ETFs abzubilden.
Zu meiden gilt es auf Basis des zyklisch adjustierten KGVs mittel- und langfristig den US-Markt, weil dort die Bewertungen aktuell rund 50 Prozent über dem historischen Durchschnitt liegen. Die Tatsache, dass wir im Trend-Trader aktuell stark in US-Aktien investiert sind, widerspricht dieser Logik. Denn bei der Trendstrategie geht es ja darum, bestehende Aufwärtstrends solange wie möglich auszureizen.
MEIN FAZIT:
Die aktuell stark fallenden Kurse am deutschen Aktienmarkt bieten eine gute Einstiegsmöglichkeit für mittel- und langfristig orientierte Anleger.
Die Bewertungsniveaus in Deutschland sind immer noch leicht unterdurchschnittlich. Die zu erwartenden Renditen auf Basis des zyklisch adjustierten KGVs damit leicht überdurchschnittlich. Grundsätzlich sind die mit Aktien zu erzielenden Renditen allen anderen Anlageformen weit überlegen, insbesondere auch gegenüber der aktuell so beliebten Anlage in Immobilien. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, in schwachen Marktphasen zu kaufen und sein Kapital so zu diversifizieren, dass der Aktienanteil langfristig beibehalten werden kann.
Im Jahr 2029 sollte der DAX mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Korridor zwischen 20.100 und 32.000 Punkten notieren. In den kommenden drei Jahren sollte sich der DAX in einer Spanne zwischen 7.900 und 17.600 Punkte bewegen.
Wenn nichts Außergewöhnliches passiert (wie z.B. eine neue weltweite Wirtschaftskrise) weist der DAX ausgehend vom aktuellen Stand von 8.800 Punkten also ein Restrisiko von etwas über zehn Prozent auf. Auf Sicht von 15 Jahren winkt im Basis-Szenario eine Verdreifachung. Insofern ist das Chance-Risiko-Verhältnis bei mittel- und langfristigen Käufen aktuell sehr gut.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.