Geldanlage-Report Armin Brack

Die nächsten Ausbruchskandidaten: Technotrans, SinnerSchrader & MAX21

10.11.14 14:09 Uhr

Die nächsten Ausbruchskandidaten: Technotrans, SinnerSchrader & MAX21 | finanzen.net

Vergangene Erfolge mit der Trendstrategie sind ja schön und gut. Wirklich wissen wollen Sie von mir aber wahrscheinlich, welche Aktien als nächstes ausbrechen und hohe Gewinne versprechen! O.k., bitteschön:

Nachdem einige der Blue Chips bereits ausgebrochen sind (siehe oben) scheint es aus meiner Sicht nun sinnvoll, nach kleineren Trendwerten aus der zweiten Reihe zu suchen. Neben der gewohnten relativen Stärke ist hier ein guter Newsflow wichtig, der neue Käufer in die Werte bringt.

Denn häufig sind bei deutschen Nebenwerten die Handelsumsätze sehr bescheiden, was wiederum zu relativ hohen Spreads führt und viele Werte ungeeignet für Ausbruchs-/Stop-Buy-Strategien macht. Drei Werte habe ich gefiltert, bei denen ein Aufwärtsschub kurz bevorstehen könnte: Technotrans (TTR1), SinnerSchrader (SZZ) und MAX21 (MA1).

Nur wenige Unternehmen können es verkraften, wenn Teile des eigentlichen Kerngeschäfts auf Grund eines strukturellen Wandels unwiderruflich wegbrechen. Selbst diejenigen, die es schaffen, die eigene Technologie an mögliche neue Einsatzgebiete anzupassen, haben zunächst mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Sprich: Umsätze und Gewinne brechen ein, Aktionäre wenden der Firma enttäuscht den Rücken zu. Der Kurs bricht ein. Gelingt dann jedoch tatsächlich ein operativer Turnaround winken hohe Gewinnchancen für Anleger, die das frühzeitig erkennen. Ziemlich exakt trifft die obige Beschreibung auf Technotrans zu. Die Münsterländer waren als Entwickler und Dienstleister im Bereich Flüssigkeiten-Technologien jahrelang vor allem von Großaufträgen aus der Druckindustrie abhängig.

Doch Druckmaschinen werden auf Grund der digitalen Revolution immer weniger nachgefragt. Großkunden wie Heidelberger Druck oder König & Bauer müssen selber sparen und fahren die Produktion zurück. Es ist zu befürchten, dass dieser Abwärtstrend noch Jahre anhält. Doch die Neuer Markt-Veteranen greifen gleich auf verschiedenen - ähm - neuen Märkten an: "In den ersten Monaten des Geschäftsjahres haben insbesondere unsere Produkte für die,Laserindustrie, für die Stanz- und Umformtechnik sowie für die Werkzeugmaschinenindustrie einen erfreulichen Anteil an dem Wachstum.

Zunehmend erwarten wir auch aus anderen Märkten und neuen Applikationen, wie z.B. der Scanner- und Medizintechnik sowie der Energiespeichertechnik weiter steigende Umsätze", wird Vorstandssprecher Henry Brickenkamp im Neun-Monats-Bericht zitiert. In absoluten Zahlen führte das dazu, dass Technotrans den Umsatz um immerhin 5,7 Prozent auf 82,2 Millionen Euro steigern konnte. Besonders beeindruckend ist aber die Entwicklung bei der Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen, der so genannten EBIT-Marge. Diese erreichte mit 5,8 Prozent das obere Ende der prognostizierten Spanne von vier bis sechs Prozent. Das führte dazu, dass das EBIT (Gewinn vor Steuern und Zinsen) um gut 56 Prozent von 3,0 auf 4,7 Millionen Euro kletterte. Beim Nettogewinn je Aktie schaffte man sogar einen Anstieg von 74 Prozent von 0,27 auf 0,47 Euro. Der Trend bei der wichtigen EBIT-Marge zeigt dabei weiter nach oben (bereits 6,3 Prozent im dritten Quartal) und umsatzseitig ist das Potenzial in den Zielbranchen noch nicht einmal ansatzweise ausgelotet. Das zeigt auch die ansteigende Dynamik beim Umsatzwachstum: plus zehn Prozent im dritten Quartal nach plus vier Prozent im zweiten und plus drei Prozent im dritten Quartal.

Das ist mit ein Grund dafür, warum die Analysten von Montega Technotrans erst bei einem Kurs von 14 Euro für fair bewertet halten. Aktuell notiert die Aktie bei 8,85 Euro woraus sich auf dem Papier ein Kurspotenzial von 57 Prozent errechnet.

Hinzu kommt die spannende charttechnische Ausgangslage.

Zugegeben: Auf den ersten Blick sieht das wenig verlockend aus. Es ist kein klarer Trend zu erkennen, nicht einmal enge Konsolidierungen, aus denen ein explosiver Ausbruch gelingen könnte. Die Marktteilnehmer sind sich noch unschlüssig, ob Technotrans tatsächlich der Turnaround gelingt.

Aus zwei Gründen finde ich den Chart trotzdem spannend: Die Aktie hat am Freitag nach der Veröffentlichung der Neun-Monats-Zahlen erstmals eine deutliche Kurslücke nach oben gerissen und das bei erhöhtem Handelsvolumen. Bereits in den zwei, drei Wochen zuvor waren Tage mit steigenden Kursen von einem Vielfachen des zuletzt üblichen, eher geringen Handelsvolumens begleitet. Offenbar positionieren sich hier klammheimlich institutionelle Anleger. Ich selber bin mit einem Anleger in Kontakt, der eine achtstellige Summe managt und nach einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Vorstand große Stücke auf Technotrans hält.

Ich halte es für gut möglich, dass die Aktie bereits in Kürze über das 52-Wochen-Hoch bei 9,20 Euro ausbricht und dann zügig in Richtung des Mehrjahres-Hochs vom 5. Juni 2013 bei 10,65 Euro läuft.

SinnerSchrader: Die Digitalagentur für das interaktive Zeitalter

Jahrelang fand ich die Aktie des Internet-Marketing-Spezialisten aus Hamburg ziemlich langweilig. Zwar hat das Unternehmen mit dem üppigen IPO-Erlös aus dem goldenen "Internet-Bubble"-Jahr 1999 (platziert wurden 27 Millionen Aktien zu 12,00 Euro) gut gewirtschaftet und so lange Durststrecken überstanden.

Was fehlte, war aber das Wachstum. Der Umsatz stagnierte auf relativ niedrigem Niveau, das Nettoergebnis fußte eher auf den Zinserträgen, die der üppige Cashbestand bescherte, als auf operativen Erfolgen. Doch das ist nun Vergangenheit: Nicht nur die Internet-Marketing-Strategie wird für Großunternehmen immer wichtiger, sondern auch deren gesamtheitliche Planung und das Zusammenspiel mit Offline-Maßnahmen. So gelingt es SinnerSchrader zunehmend nicht nur Teilaufträge sondern echte "Big Deals" mit absoluten Blue Chips wie Allianz, E-Plus oder Anheuser-Busch an Land zu ziehen.

Die Folge: Wachstumsraten von denen das Unternehmen früher nur träumen konnte. So kletterte der Umsatz im Schlussquartal des Geschäftsjahrs 2013/2014 um beeindruckende 37 Prozent auf 13,5 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr ergibt sich ein Zuwachs von 12 Millionen Euro oder 33 Prozent auf 48,5 Millionen Euro. Die angehobene Prognose von 46 Millionen Euro wurde damit nochmals übertroffen.

Netto dürften so immerhin rund zwei Millionen Euro hängen bleiben nachdem es im Vorjahr nur zu einer schwarzen Null gereicht hatte. Die liquiden Mittel liegen weiter komfortabel über fünf Millionen Euro.

Analysten rechnen für das laufende Jahr 2014/2015 mit einem weiteren Anstieg des Gewinns pro Aktie auf 0,27 Euro. Das KGV würde dann auf nur noch 12,5 sinken. Angesichts der Wachstumsperspektiven im Bereich Internet-Marketing und der blitzsauberen Bilanz (keine Bankverbindlichkeiten) ist das Papier damit immer noch günstig. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von unter eins verleiht SinnerSchrader sogar den Charakter einer Value-Aktie - allerdings den einer explosiven, wie der nebenstehende Chart zeigt. Nach dem fulminanten Anstieg im Winter/Frühjahr ist die Aktie seit Anfang Mai in eine Konsolidierungsbewegung übergegangen.

Nun marschieren die Valoren wieder stramm Richtung 52-Wochen-Hoch bei 3,69 Euro. Ein Sprung darüber würde ein klares charttechnisches Kaufsignal bringen. Auf Grund des relativ geringen Handelsvolumens und der Marktenge des Wertes scheint es jedoch sinnvoll bereits im Vorfeld eine erste Position aufzubauen.

Geheimtipp vor Entdeckung: MAX21

Ein Geheimtipp am Markt ist derzeit - noch - die MAX21 Beteiligungsgesellschaft mit ihren beiden vielversprechendsten Assets, Pawisda und LSE Leading Security Experts. Pawisda hat für die Deutsche Post die so genannte E-Postbusiness Box entwickelt und vertreibt diese nun gemeinsam mit dem einstigen Monopolisten. Dabei werden immer mehr mittelständische Unternehmen an das E-POSTBRIEF-System der Post angebunden. Die Implementierungserfolge sind größer als erwartet. Die Deutsche Post bewirbt den E-Brief aggressiv. MAX21 hat Pawisda nun nach einer erforderlichen großen Kapitalerhöhung (zwei Millionen Aktien zu 3,25 Euro) komplett übernommen.

Das Marktpotenzial für Pawisda ist enorm. Ob und wann der Durchbruch zum Mainstream für die Technologie gelingt, ist aktuell noch schwer abschätzbar.

Die Reaktion der Aktie auf eine Investorenpräsentation Anfang der vorletzten Woche war jedoch sehr positiv. Die Veröffentlichung des Jahresabschlusses erfolgt erst im Dezember. MAX21 ist also aktuell noch ein bisschen wie eine Black Box. Rein charttechnisch sieht das Papier aber explosiv aus! Nach dem fulminanten Anstieg im Frühjahr hat die Aktie seit Mai eine Art Tasse-mit-Henkel-Formation ausgebildet.

Der erste Ausbruchsversuch Ende September wurde vom Markteinbruch zunichte gemacht. Nun nimmt MAX21 einen erneuten Anlauf. Oberhalb des alten Hochs bei 3,89 Euro ergäbe sich ein erneutes Kaufsignal. Auf Grund des sehr spekulativen Charakters ist die Aktie aber nur für Anleger mit hoher Risikotoleranz geeignet. Selbst diese sollten die Gewichtung im Depot gering halten bis die fundamentale Situation besser eingeschätzt werden kann.

MEIN FAZIT:

In der zweiten Phase der aktuellen Rallye-Bewegung sollten auch kleinere Werte aus der zweiten und dritten Reihe in den Fokus der Anleger geraten. Diese wurden bisher etwas vernachlässigt. Meine beiden Favoriten auf dynamische Ausbrüche sind hier Technotrans und SinnerSchrader. Auf die Watchlist gehört auch MAX21 auf Grund ihrer spannenden E-Post-Beteiligung Pawisda und des explosiven Chartsbilds.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der Autor besitzt privat Aktien von Technotrans und SinnerSchrader.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.