Bollywood in Sangerhausen: Was wird aus der MIFA?
Es war einmal im wilden Osten der Republik - in einer Region im Südharz, wo gute Nachrichten aus der Wirtschaft eher Seltenheitswert haben.
Dort fanden sich im Jahre 1996 zwei findige Geschäftsleute aus der Ex-DDR zusammen und hatten eine kühne Idee: Aus Drahteseln wollten sie Gold machen! Sie erwarben von der Treuhand den Fahrradhersteller MIFA und hatten überraschend schnell Erfolg.
Der Rubel rollte, der Umsatz überstieg die 100-Millionen-Euro-Marke, mehr als 600.000 Fahrräder verkaufte das Unternehmen im Jahr - deutschlandweit spitze. Nur acht Jahre nachdem Peter Wicht und Michael Lehmann dem 1907 gegründeten Traditionsunternehmen neues Leben eingehaucht hatten, brachten sie es an die Börse und kassierten ab. Was für ein Märchen!
Auch Promi-Investoren wurden auf die Erfolgsstory aufmerksam. 2011 sicherte sich der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, heute hauptberuflich mit der Schauspielerin Veronica Ferres verbandelt, ein knappes Drittel am Fahrradhersteller. Zu Kursen um die vier Euro. Ein Schnäppchen, wie es zunächst schien. Nach dem Einstieg des Multimillionärs aus Hannover, der keinen guten Ruf aber eine "Nase" fürs Geldmachen hat, schoss die Aktie auf 11 Euro hoch.
Dem Höhenflug folgte der jähe Absturz. Plötzlich schien die Luft raus zu sein. Für MIFA häuften sich die Negativschlagzeilen. Zunächst hieß es nur, die Verkäufe der Smart E-Bikes entwickelten sich signifikant unter Plan. Im März musste das Unternehmen dann einen ersten herben Rückschlag einstecken. Da wurde bekannt, dass Fehlbuchungen im vergangenen Jahr zu Verlusten im zweistelligen Millionenbereich geführt haben.
Vor etwas mehr als einer Woche eine neue Hiobsbotschaft: Auch in den Jahren zuvor wurde offenbar falsch gerechnet - und Millionenverluste übersehen. Bilanzposten wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe waren in den vergangenen Jahren nicht korrekt bilanziert worden. Eine "kumulierte Bestandsdifferenz" beläuft sich aus den Jahren 2012 und davor auf 19 Millionen Euro.
Zusammen mit den 15 Millionen Euro, die bereits als Jahresfehlbetrag für das Jahr 2013 ermittelt wurden, ist nun von einem Bilanzverlust von insgesamt 28 Millionen Euro per Jahresende 2013 die Rede. Folge: Der Aktienkurs rauschte in den Keller. Minus 40 Prozent in einer Woche, minus 75 Prozent innerhalb der letzten drei Monate.
Sind Dilettanten in Sangerhausen am Werk? Vielleicht! Müssen die arg gebeutelten Anleger auf weitere "Bad News" gefasst sein? Alles ist möglich! Die Angaben zum ersten Quartal lassen für das angelaufene Geschäftsjahr 2014 wenig Positives erwarten. Wenig beruhigend ist auch, dass der Ex-Alleinvorstand Peter Wicht zunächst "krankheitsbedingt nicht zur Verfügung" stand und dann via Ad-hoc vom 16.April ganz zurückgetreten ist.
Einen Lichtblick gibt es auch bereits: Der nach eigenen Angaben größte Fahrradproduzent der Welt, Hero Cycles, will jetzt trotz aller Ungereimtheiten jetzt doch bei MIFA einsteigen. Die Investmentfirma OPM Global, eine Tochtergesellschaft von Hero Cycles, sicherte eine Kapitalspritze von 15 Millionen Euro zu.
Zuvor hatten die Inder deutlich gemacht, dass sie erhebliche Zugeständnisse aller Beteiligten verlangen. Dies ist offenbar geschehen. In einem offiziellen Statement der MIFA hieß es: "Die Investmentverpflichtung seitens der OPM Global B.V. sieht erhebliche Finanzierungsbeiträge der Finanzierungspartner der MIFA vor."
Geplant ist u.a. eine Kapitalerhöhung und die Übertragung von Aktien aus dem Altaktionärskreis. Auch Großaktionär Carsten Maschmeyer droht dann eine Verwässerung seiner Anteile. Dennoch ließ er erklären, er wolle langfristig investiert bleiben und glaube auch weiterhin an den Erfolg des Unternehmens. Aber Maschmeyer glaubt vermutlich auch daran, dass seine Lebensgefährtin Ferres irgendwann einmal den Oscar gewinnt...
MEIN FAZIT:
Die Chaostage bei der MIFA sind vermutlich nicht beendet. Selbst nach der Finanzspritze aus Indien würde ich derzeit nicht in das Unternehmen investieren. Zudem ist der Deal noch nicht in trockenen Tüchern: Der erfolgreiche Abschluss der Transaktion steht noch unter Vorbehalt.
Und selbst wenn: Zunächst müssen alle "bluten". Nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Gläubiger der 7,5-prozentigen Anleihe im Volumen von 25 Millionen Euro. Sie sollen auf 15 bis 20 Millionen Euro verzichten. Es gibt aktuell interessantere Investments!
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
Nachrichten zu MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG
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Analysen zu MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG
Datum | Rating | Analyst | |
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05.04.2012 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Der Aktionär | |
21.10.2011 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Der Aktionär | |
18.10.2011 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Hot Stocks Europe | |
03.09.2007 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke dabeibleiben | Euro am Sonntag | |
11.07.2006 | MIFA weiter halten | Öko Invest |
Datum | Rating | Analyst | |
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05.04.2012 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Der Aktionär | |
21.10.2011 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Der Aktionär | |
18.10.2011 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke kaufen | Hot Stocks Europe | |
22.03.2006 | MIFA Upgrade | Merck Finck & Co |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
03.09.2007 | MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke dabeibleiben | Euro am Sonntag | |
11.07.2006 | MIFA weiter halten | Öko Invest | |
04.04.2006 | MIFA halten | Öko Invest | |
22.11.2005 | MIFA halten | Öko Invest | |
16.11.2005 | MIFA hold | Merck Finck & Co |
Datum | Rating | Analyst | |
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