FC Bayern ist auch in der Geldbeschaffung das Liga-Vorbild

Dazu ist nämlich die Zustimmung von 75% der Mitglieder notwendig. Zudem befinden sich die Verantwortungsträger in einem Zwiespalt: die aktuelle sportliche Talfahrt stellt keinen günstigen Zeitpunkt dar, um eine möglichst hohe Summe durch den Verkauf von Anteilen zu erzielen. Andererseits werden die externen Gelder dringend benötigt, um mittelfristig konkurrenzfähig zu bleiben.

"Wer hat’s erfunden?" So lautete seit vielen Jahren der Werbeslogan des Schweizer Kräuterbonbon-Herstellers Ricola. Erfunden wurde die freie Geldbeschaffung an den Kapitalmärkten für den Profifußball zwar nicht vom FC Bayern München, doch auch hier entschied sich der Vorzeigeklub wieder einmal für den richtigen Weg. Am 21. Dezember 2001 wurde die FC Bayern München AG im Handelsregister des Amtsgerichts München eingetragen. Erst adidas, dann Audi und zuletzt die Allianz erwarben seitdem insgesamt 24,99% der AG-Anteile und sicherten dem Sport-Unternehmen damit externe 267,5 Millionen Euro.

Borussia Dortmund, die andere sportliche Großmacht, dümpelte lange am Rande der Existenz und beschritt bereits am 31. Oktober 2000 als Borussia Dortmund GmbH&Co. KG aA und als erster deutscher Profiklub das Handelsparkett der Frankfurter Börse. Ich durfte damals dabei sein und konnte feststellen, wie fußballverrückt viele Börsianer waren. Dennoch wurde der Startpreis von 11 Euro für die BVB-Aktie nie wieder erreicht. Schon am Ende des ersten Handelstages war sie nur noch mit 9,99 Euro notiert, fiel zwischenzeitlich unter 2 Euro und steht nun knapp unter der 4 Euro-Grenze. Eine Erfolgsgeschichte liest sich anders.

Auch andere Traditionsvereine stecken noch inmitten der Diskussion mit ihren Mitgliedern und sind bis heute als "e.V." eingetragen, einer Gesellschaftsform, die bestenfalls einem Kleintierzüchterverein gut zu Gesicht steht, nicht aber einem Unternehmen mit dreistelligen Millionen-Umsätzen per anno.

Die Probleme vieler Vereine waren seither vielschichtig in der Beantwortung der Frage: wo komme ich an externe Geldquellen. Einerseits war und ist da vor allem bei den Traditionsklubs der Widerstand der Mitglieder, andererseits die Diskussionen nach richtigem Zeitpunkt, dem Adressaten des Liebespakets und der Paketgröße. Soll heißen: welche Form der Geldbeschaffung wähle ich und wie viel gebe ich von meinem Besitz, dem Verein, her.

Eintracht Frankfurt zum Beispiel wird Genussscheine herausgeben, der kleinste Schritt der Geldbeschaffung. Meines Erachtens scheint der Weg des FC Bayern solange der einzig wahre, solange die sogenannte 50+1 Regelung noch Bestand hat. Martin Kind hat diese in einem langen Prozess aufgeweicht. Der streitsüchtige Hannover 96-Boss erstritt gegenüber der Deutschen Fußball-Liga das Recht für sich, nach 20 Jahren Engagement auch mehr als die Hälfte des Kapitals des Vereins sein Eigen nennen zu dürfen. Dietmar Hopp reklamierte diese Regelung für sich sogar noch früher, da sein Engagement in Hoffenheim noch vor jenem des Hörgeräte-Unternehmers in Niedersachsen begann.

Die Öffnung gegenüber den Finanzmärkten, Investoren oder allgemein formuliert externen Geldgebern wird also voranschreiben. Dennoch befürchte ich für die Bundesliga keine Gefahr der Fremdübernahme wie etwa bei englischen, italienischen oder französischen Großklubs.

Dass wir Sportmanager ebenso wie die Anhänger der Vereine immer mehr Geldmittel einfordern, um gute Spieler verpflichten zu können, steckt in der Natur der Sache. Die Finanz-Fachleute, die jeder Profiverein ebenso in der Führungsebene haben sollte wie jenen mit Fußball-Sachverstand, dürfen sich aber auch künftig nicht einzig nach neuen Möglichkeiten auf dem freien Finanzmarkt umschauen oder eine Erhöhung der Fernsehgelder fordern. Sie müssen neue Wege beschreiten in der Geldbeschaffung. Modernes Merchandising und eine Internationalisierung in der Denke und Ausrichtung der Vereine sind hier hoch interessante Betätigungsfelder.

Fredi Bobic (44) ist ehemaliger Fußball-Profi und Nationalspieler. Nach der aktiven Zeit war er Geschäftsführer Sport & Marketing bei Tschernomoretz Burgas (BGR) sowie Sportdirektor & Vorstand Sport beim VfB Stuttgart (2010-14). Er ist Aktionär der börsennotierten Social Commerce Group SE, die mit der Staramba GmbH originalgetreue 3D-Figuren produziert.

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