Emerging-Markets-Trader Gerhard Heinrich

Warum Griechenland ein Fall für den IWF ist

05.03.10 09:18 Uhr

Warum Griechenland ein Fall für den IWF ist | finanzen.net

Endlich wird die Forderung in der Griechenlandkrise den IWF einzuschalten lauter und ich hoffe, dass es auf diese Lösung hinaus läuft.

Zwar halte auch ich die Befürchtung, dass der Euro Schaden nimmt, wenn sich ein Euroland an den IWF wendet für berechtigt, ich gehe aber davon aus, dass EU-Hilfe auf lange Sicht wesentlich destabilisierender wirken wird. Erstens würde damit ein Tabu gebrochen und zweitens würde damit der Maastricht-Vertrag gebrochen. Einen solchen Vertrauensverlust gebe es bei der IWF-Hilfe nicht, denn der IWF hat genau die Aufgabe Mitgliedern in Zahlungskrisen beizustehen.

Entscheidender wie das Glaubwürdigkeitsargument ist aber ein Politisches: es gibt wahrscheinlich keine andere internationale Institution, die so verhasst ist wie der IWF, denn natürlich richtet sich die Wut der Bürger über die radikalen Einschnitte in ihrem Portemonnaie stets gegen den Urheber der Maßnahmen. Stellen Sie sich einmal vor, der ganze Hass, der sich seit Jahrzehnten wegen seiner „Einmischung in souveräne Angelegenheiten“ am IWF entlädt, richtet sich zukünftig gegen die EU oder - schlimmer noch – einzelne Staaten wie Deutschland. Dem IWF kann kein griechischer Verbraucherverband mit Warenboykott drohen!

Auch muss sich Angela Merkel für IWF-Hilfe nicht bei den eigenen Wählern verantworten, denn IWF-Kredite sind wie eine Versicherungsleistung für die Griechenland wie Deutschland jährlich „Gebühren“ entrichtet.

Mein Fazit: Zwischenstaatliche Hilfe oder EU-Hilfe für Griechenland wäre ein großer Fehler, denn Griechenland ist ein Fall für den IWF!

Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.