Wann platzt die japanische Schuldenblase?
Wenn die Griechenland-Krise nur ein Vorgeschmack auf eine Welle von Schuldenkrisen in den Industrieländern ist ...
..., dann fürchte ich nicht in erster Linie Schuldenkrisen in Südeuropa, Großbritannien oder Irland. Meine Sorge gilt vor allem Japan, denn die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt vereint alle Probleme des Westens und das auch noch hochkonzentriert.
Extrem hohe Staatsverschuldung
Mit einer Staatsverschuldung in Höhe von knapp 200% des BIPs ist Japan mit großem Abstand Schuldenweltmeister. Zum Vergleich: Griechenlands Staatsverschuldung liegt bei 113% des BIPs und das der USA bei 63% des BIPs.
Ein Ende der Schuldenexplosion ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Das vor 3 Wochen von der Regierung vorgestellte Staatsbudget für das im April gestartete Fiskaljahr 2010 sieht Rekordausgaben in Höhe von 92,3 Bio. Yen (1 Bio. USD) vor. Um das Defizit in Höhe von rund 9% des BIPs zu finanzieren muss die Regierung in 2010 neue Staatsanleihen (Japan Government Bonds, JGBs) im Wert von 44,3 Bio. Yen (490 Mrd. USD!) herausgeben - soviele wie nie zuvor!
Eine überalterte Gesellschaft
Auch die demographischen Sorgen der westlichen Gesellschaften vereint Japan hochkonzentriert: Japans Bevölkerung hat die höchste durchschnittliche Lebenserwartung der Welt und eine der geringsten Geburtenraten (nur 1,35 je Frau!). Da zudem die Nettoimmigration nahe Null liegt überaltert die japanische Gesellschaft so schnell wie keine andere.
Die Folgen dieses demografischen Trends sind in einer solidaritätsorientierten Gesellschaft wie der Japanischen vorprogrammiert: Während die Gesundheitsausgaben und Rentenzahlungen explodieren verringert sich die Zahl der Steuerzahler immer mehr. Haben 1990 noch fast 6 Steuerzahler die Sozialleistungen für einen Rentner finanziert so wird diese Zahl bis 2025 auf 2 fallen.
Verkrustete Strukturen und eine gelähmte Demokratie Sorgen bereitet mir auch das Krisenmanagement der Regierung: Das Politiker aus Sorge um Wählerstimmen notwendige Reformen stets nachhinten schieben ist man ja gewohnt, doch in kaum einer Demokratie hat sich eine so tiefe Reformresistenz festgesetzt wie in Japan, das nun schon 2 Jahrzehnte lang versucht die Probleme durch bestenfalls oberflächliche Korrekturen zu lösen.
Nach wie vor zeigt keine der beiden großen Parteien DPJ und LDP, dass sie für notwendige Radikalreformen offen ist. Mein Fazit: Der japanische Staat hat jetzt schon so viele Schulden aufgebaut, dass er sie nach allen Regeln der Vernunft niemals zurückzahlen kann. In der aktuellen Ausgabe des Emerging Markets Traders beschäftige ich mich ausführlich mit der Frage, warum Japan bisher trotz des gigantischen Schuldenbergs keine Probleme hat neue Staatsanleihen zu platzieren und ich zeige Ihnen warum sich das bald ändern wird und wie man als Anleger auf eine japanische Schuldenkrise spekulieren kann.
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.