China: Schockierende Schwarzgeld-Studie dämpft Krisensorgen!
Die China Reform Foundation hat in der vergangenen Woche ...
... mit der Veröffentlichung einer von der Credit Suisse finanzierten Studie über das (vor dem Fiskus) versteckte Einkommen der chinesischen Bevölkerung für hohe Aufmerksamkeit gesorgt: Demnach lag das Einkommen der chinesischen Bevölkerung in 2008 satte 9,3 Mrd. CNY (1,5 Bio. USD!) über den in öffentlichen Statistiken gemeldeten Werten (14 Mrd. CNY).
Wenn diese unter anderem auf Basis von Konsumverhaltensweisen entstandene Berechnung stimmt, dann müssen wir einige Wirtschaftstatistiken Chinas in einem völlig neuen Licht betrachten.
Fiskus noch solventer wie gedacht!
Z.B. erscheint die Finanzkraft der Volksrepublik in einem neuen Licht: Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der ohnehin nur gering verschuldete chinesische Staat in den ersten 7 Monaten von 2010 einen Haushaltsüberschuss von 1,15 Bio. CNY (170 Mrd. USD!) erwirtschaftete. Bedenkt man, dass die Steuerbehörden - wenn Sie denn effektiv arbeiten würden - potentiell auf einen Pool unerschlossener Einkommen in Höhe von rund 10 Bio. CNY zugreifen könnten, so erscheint die Finanzkraft des chinesischen Staates noch stärker!
Auch die Überhitzung des chinesischen Immobiliensektors im Luxussegment wäre, sofern die China Reform Foundation mit Ihrer Studie recht hat, weniger gefährlich wie in den Medien dargestellt. Schließlich wird das versteckte Einkommen, so lautet ebenfalls ein Ergebnis der Studie, vor allem von der reichen Bevölkerungsschicht in den Städten erwirtschaftet und die Verschuldung chinesischer Haushalte ist mit 35% ihres bekannten (!) Einkommens ohnehin nicht besonders groß. Das Verhältnis von Hauspreisen zum durchschnittlichen Jahreseinkommen würde unter Berücksichtigung der versteckten Einkommen von fast 8% auf kaum über 4% fallen.
Insgesamt negative Deutung
Obwohl das hohe versteckte Einkommen zeigt, dass die chinesische Volkswirtschaft insgesamt rund 30% stärker ist wie angenommen, dominiert für mich die negative Deutung der Studie. So zeigt sie nicht nur einmal mehr, dass man die Korruption als China-Anleger nicht ernst genug nehmen kann, sondern auch wie wenig man den offiziellen Statistiken der chinesischen Regierung vertrauen kann. Vor allem aber mache ich mir nun noch mehr Sorgen darüber wie viel des gigantischen Kreditwachstums in den vergangenen Jahren über Untreue in private Taschen sickerte.
Zudem zeigt ein offensichtlich höher als bisher angenommenes Volkseinkommen auch, dass Chinas Konvergenz schon weiter voran geschritten ist wie bisher angenommen, also die Zeiten von BIP-Wachstumsraten in Höhe von 8-10% schneller zu Ende gehen könnten wie bisher prognostiziert. Nicht zu vernachlässigen sind auch die sozialen Konsequenzen der Studie: Wenn sich das versteckte Einkommen tatsächlich so stark auf die reiche Bevölkerungsschicht konzentriert wie von den Autoren der Studie angenommen, dann sind auch die sozialen Ungleichheiten in China wesentlich größer wie bisher angenommen – mit entsprechenden Folgen für die Stabilität im Land! Mein Fazit: Zwar dürfte die China Reform Foundation ein politisches Interesse haben die Zahlen aufzubauschen, doch selbst wenn nur die Hälfte des Ergebnisses stimmt zeigt die schockierende Studie über Schwarzgeld in China wie wenig wir den offiziellen Statistiken in China trauen dürfen. Demnach können wir China-Anleger Korruption in China nicht ernst genug nehmen, sollten wir uns aber auch nicht allzu große Sorgen vor einer Immobilienkrise machen. Chinas Oberschicht kann sich mehr Luxuswohnungen leisten wie wir denken!
Florian Schulz ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Emerging Markets und Chefredakteur des Emerging-Markets-Trader Börsenbriefs. Mehr Infos unter: www.emerging-markets-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.