DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Wird die Bankenbranche unterschätzt?

16.06.10 10:12 Uhr

Wird die Bankenbranche unterschätzt? | finanzen.net

Was konnte man in den letzten Monaten nicht alles lesen über die Bankenbranche.

Immer neue Horrormeldungen machten die Runde, zuletzt aufgrund möglicher Zahlungsausfälle der Schuldensünder wie Griechenland, Portugal, Spanien oder auch Irland. Eine Staatspleite würde die Banken in den Abgrund reißen und so eine neue Finanzkrise entfachen. Eine Rettung der angeschlagenen Staaten sei alternativlos, um die Banken nicht in Gefahr zu bringen. Eine neue Studie der Ratingagentur Moody´s stellt diese Sicht der Dinge nun etwas anders dar.

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Wie stark oder schwach sind „die Banken“ wirklich?

Der PIGS-Staat mit den höchsten Schulden bei den Banken ist Spanien mit 940 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von 67 Prozent aller Forderungen gegenüber den PIGS. Allerdings sind Staatsanleihen aus diesen Ländern nicht das größte Problem, das den Banken blühen könnte. Die Forderungen im Privatsektor, also z.B. gegenüber Unternehmen und anderen Banken sind wesentlich größer. Moody´s hat verschiedene Szenarien durchgespielt, etwa einen Abschlag von 20 Prozent auf Staatsanleihen der Schuldenländer und Zahlungsausfälle aus der Privatwirtschaft sowie eine neue Rezession. Das Ergebnis der Studie ist erstaunlich: Die 30 untersuchten Banken aus zehn Ländern würden eine solche Krise ohne die Aufnahme frischen Kapitals überstehen! Nur eine gleichzeitige Staatspleite mehrerer Staaten könnte die Banken ernsthaft in Gefahr bringen. Die frohe Kunde von Moody´s überrascht doch einigermaßen, denn die Banken misstrauen sich gegenseitig bereits wieder so stark, dass sie sich fast kein Geld mehr leihen und ihre Liquidität lieber bei der EZB parken.

Refinanzierung oftmals bereits abgeschlossen

Eine Finanzkrise wie nach der Lehmanpleite 2008 scheint dennoch nicht zu drohen, auch weil viele Banken wie etwa die SEB oder die ING ihre Refinanzierung durch Fremdkapital für 2010 bereits abgeschlossen haben. Andere Banken wie die Deutsche Bank haben ihren Bedarf laut einer Morgan-Stanley-Studie zu 58 Prozent gedeckt, während die Commerzbank und andere Institute deutlich zurückliegen. Gerade die Deutsche Bank scheint auf einem guten Weg. 2011 soll der Vorsteuergewinn auf zehn Mrd. Euro ansteigen, was zwar optimistisch ist, aber auch nicht unmöglich. Gemessen am KGV 2011e von 6,6 ist die Bankaktie sehr attraktiv bewertet. Diese günstige Bewertung ist vor allem auf die Unsicherheit bezüglich der künftigen Gewinnentwicklung zurückzuführen.

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Fazit:

Solide Bankaktien wie die der Deutschen Bank bieten für interessante Chancen. Doch Anleger sollten aber nur mit großem Risikopuffer in den Titel investieren. Im DaxVestor zeigen wir Ihnen, wie Sie dennoch eine interessante Rendite erzielen können.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.