Sind die China-Ängste übertrieben?
Wie zum Trotz auf den Abgesang des chinesischen Wirtschaftswunders hielt China in der letzten Woche eine protzige Militärparade ab.
Eine Demonstration der Stärke, nicht nur der militärischen, nach außen und innen. Die Botschaft: Die Partei hat alles im Griff und wer China abschreibt, wird das bereuen. Sicher gibt es viel zu kritisieren an China, auch an der Wirtschaftspolitik. Das kreditgetriebene Wachstum der letzten Jahre sorgt nun für massive Probleme. Inzwischen scheint die Skepsis bei vielen Anlegern aber übers Ziel hinauszuschießen.
Trotz allem: China wächst
China wächst so langsam wie seit Jahren nicht, aber es verzeichnet mit knapp sieben Prozent immer noch eine der höchsten Wachstumsraten der Welt. Zwar wird es in den nächsten Monaten holprig bleiben, aber einen Absturz der Wirtschaft wird es nicht geben. Das sagen die meisten Experten, das zeigen die Wirtschaftsdaten und davon gehe auch ich aus. Das ist kein Zweckoptimismus. Der heftige Absturz am Aktienmarkt verstellt den Blick auf die übrige Wirtschaft. Hier zeigt sich vor allem am Immobilienmarkt eine Erholung - und der ist für die Wirtschaft viel wichtiger als der Aktienmarkt. Für den kann man allerdings kaum optimistisch sein. Die Aktienbewertungen an den Börsen in Shanghai und Shenzhen sind immer noch fast doppelt so hoch wie die von in Hongkong notierten Chinaaktien. Für letztere sind allerdings zumindest die Experten von Goldman Sachs wieder positiv gestimmt: Die Bewertungen seien inzwischen günstig.
Der Yuan soll stabil bleiben
Peking arbeitet weiter mit Hochdruck an der Beruhigung der Märkte: Am Dienstag wurden neue Maßnahmen verkündet, um die Spekulationen am Aktienmarkt einzudämmen und langfristige Investments zu fördern. Dazu zählt z.B. die Steuerbefreiung von Dividendeneinnahmen, wenn Aktien länger als 1 Jahr gehalten werden. Offenbar haben die staatlichen Behörden aber auch wieder mit Aktienkäufen direkt an der Börse interveniert, um die Kurse zu stabilisieren. Schon am letzten Freitag versicherte zudem das für Währungsfragen zuständige Mitglied der Peoples Bank of China, dass sich der Wechselkurs des Yuan stabil entwickeln werde. Es gäbe keine Abwertungsspirale. Das wird man vor allem in den deutschen Exportunternehmen gerne hören. Auch für Aktienanleger hierzulande sind das gute Aussichten - wenn sich denn China daran hält. Am chinesischen Aktienmarkt zeigten die Bemühungen der Regierung - so umstritten sie auch sein mögen - Wirkung: Der Hang-Seng China Enterprises Index HSCEI, in dem die in Hongkong notierten China-Aktien zusammengefasst sind, legte in den letzten beiden Tagen deutlich zu.
Fazit
Charttechnisch gesehen stehen die Chancen gut, dass der HSCEI nach dem Kurssturz der letzten Wochen seine Gegenbewegung fortsetzen kann. Die erfolgreich getestete Unterstützung bei 9.000 Punkten ist dafür eine gute Basis, denn in diesem Bereich drehte der HSCEI jeweils in den Jahren 2012, 2013 und 2014 nach oben. Wenn Sie z.B. mit einem Indexzertifikat auf eine weitere Kurserholung setzen, sollten Sie sich aber im Klaren sein, dass es sich um eine riskante Turnaround-Spekulation handelt.
Der Volkswirt Stefan Böhm kann insgesamt auf mehr als 25 Jahre Börsenerfahrung zurückgreifen und gilt als Experte für das Gebiet Aktien und Zertifikate. Der erfolgreiche Trader hat unter anderem mit dem renommierten Optionsschein-Magazin Erfolgsgeschichte geschrieben. Ebenso erfolgreich publiziert der Börsenexperte den kostenlosen Börsenbrief www.boehms-dax-strategie.de und das Premium Börsenmagazin www.dax-vestor.de seit dem Jahr 2004.
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