Jetzt in Polen investieren?
![Jetzt in Polen investieren? | finanzen.net](https://images.finanzen.net/mediacenter/kolumnisten/finanzennet_kolumnistenbilder_boehm01.jpg)
Osteuropa hat sich im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise vom Zugpferd zum lahmen Gaul entwickelt.
Riesige Einbrüche in einstigen Wachstumsstaaten wie z. B. im Baltikum, Tschechien, Ungarn oder Russland haben die Aktienmärkte stark belastet. Ausgerechnet die nach Russland größte Volkswirtschaft in Osteuropa steht jedoch immer noch gut da: Polen ist das einzige Land in der Region, das 2009 ein positives Wachstum verzeichnen dürfte.
Polen wächst im dritten Quartal stark
Dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk war ein gewisser Stolz darüber anzusehen, als er die BIP-Zahlen für das dritte Quartal 2009 verkünden konnte. Dem Nationalen Statistik Amt in Warschau zufolge legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1,7 Prozent zu – nach 1,1 Prozent im zweiten Quartal. Damit wurden die Schätzungen der Volkswirte, die im Schnitt mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet hatten, übertroffen. Im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Staaten profitiert Polen mit seinen rund 40 Mio. Einwohnnern von einer starken Binnenwirtschaft. Im dritten Quartal kam zudem eine Belebung des Exports, insbesondere nach Deutschland, dazu. Ebenfalls erwiesen sich die Lageraufstockungen der Unternehmen, die in der Krise ihre Warenbestände stark reduziert hatten, als Wachstumstreiber. Jetzt, da die Wirtschaftsaussichten sich wieder aufgehellt haben, müssen die Unternehmen reagieren und Lager wieder aufbauen. Diese Faktoren dürften sich auch im vierten Quartal und 2010 fortsetzen. Im Schnitt erwarten die Volkswirte daher ein Wachstum von 1,2 Prozent. Die optimistischen Schätzungen, wie z.B. die von der Ersten Bank aus Österreich, gehen von einem deutlich höheren Wachstum von 2,6 Prozent aus. 2011 dürfte das Wachstum in Richtung fünf Prozent anziehen.
Umfangreiche Privatisierungen
Die starke wirtschaftliche Verfassung will der polnische Staat zudem für umfangreiche Privatisierungen nutzen, so z. B. für die Stromkonzerne PGE, Enea und Tauron sowie den Versicherer PZU. Dabei geht es nicht primär um das Stopfen von Haushaltslöchern, sondern um die Modernisierung der Industrie und neue Technologien. Während viele Länder viel Geld für die Rettung Ihrer Banken aufgebracht haben, geht Polen also einen anderen Weg, von dem man hofft, dass es der bessere ist. Die Ausgangslage ist jedenfalls relativ günstig.
Aktienmarkt hat sich erholt
Obwohl sich die polnische Wirtschaft stabiler als die meisten anderen europäischen Volkswirtschaften erwies, kam es am polnischen Aktienmarkt zu einer deutlichen Korrektur. Der WIG-20 brach von 3.900 Punkten Ende 2007 auf unter 1.400 Punkte im Februar 2009 ein. Mittlerweile wurde dieser Abwärtstrend jedoch gebrochen und ein neuer Aufwärtstrend gestartet. Nach dem Break der Widerstände bei 1.900 und 2.200 Punkten, die jetzt als Unterstützung fungieren, hat sich die Lage beim WIG-20 charttechnisch deutlich aufgehellt.
Fazit:
Polen hat sich zu einem Stabilitätsanker in Osteuropa entwickelt. Die Wachstumsaussichten für das Land sind positiv, ebenso wie die charttechnischen Aussichten für den Aktienmarkt.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.