Japans Wirtschaft auf dem Weg zur Normalität
Nach dem Tsunami und der Katastrophe von Fukushima war die Industrieproduktion in Japan dramatisch eingebrochen.
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Im ersten Quartal 2011 schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent, und damit noch etwas stärker als im schon schwachen Schlussquartal 2010. Rein technisch gesehen befindet sich Japan damit in einer Rezession. Schneller als erwartet zeigen sich jedoch bereits wieder Zeichen der Erholung. So stieg die Industrieproduktion im Juni saisonbereinigt um 3,9 Prozent. Die Bank of Japan rechnet damit, dass die Industrieproduktion bereits in diesem Quartal wieder das Niveau erreicht, das sie vor der Katastrophe inne hatte.
Die Lieferketten sind wieder hergestellt
Besonders hart litt die Industrie unter der Unterbrechung der Lieferketten. Inzwischen wurden die Lieferketten quer durch alle Branchen wieder in Stand gesetzt und damit die Grundvoraussetzung geschaffen, dass Japans Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Auch die Exporte erholen sich schneller, als dies viele Experten für möglich hielten. Im Juni stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vormonat um 5,4 Prozent. Dabei hat der nach der Katastrophe vorhergesagte Schub aus den Wiederaufbauprogrammen in der zerstörten Region noch gar nicht richtig eingesetzt. Im Gegenteil: In Tokio wird derzeit ein politischer Machtkampf ausgetragen, der die Hilfe in den Erdbebengebieten blockiert. Das erste Hilfspaket im Volumen von 35 Mrd. Euro ist zum größten Teil noch gar nicht ausgegeben worden. Daher ist damit zu rechnen, dass die japanische Wirtschaft auch 2012 noch von staatlichen Aufbauhilfen profitieren wird.
Der starke Yen ist ein Problem
Insbesondere die Elektronikindustrie könnte gestärkt aus der Krise hervorgehen. Auch in Japan ist eine Diskussion über den Atomausstieg in Gang gekommen. Hersteller von Solarmodulen und der Infrastruktur für Alternative Energien dürften langfristig in Japan einen sehr attraktiven Markt vorfinden. Doch es gibt auch Risiken zu beachten. Das wohl größte Hemmnis für viele Unternehmen ist der starke Yen. Insbesondere die Automobilindustrie sieht sich negativen Währungseffekten ausgesetzt, die nur noch mit größter Mühe geschultert werden können. Letztlich spielt natürlich auch die Entwicklung der Weltwirtschaft eine große Rolle. Insbesondere die Konsumnachfrage in den USA, die immer noch nicht richtig in Gang gekommen ist, ist ein Problem.
Fazit:
Japan erholt sich schneller als erwartet. Das Kursniveau am Aktienmarkt ist jedoch immer noch gedämpft. Das könnte sich ändern, sollte der Nikkei 225 Index den Widerstand bei 10.000 Punkten nach mehreren Versuchen endgültig nehmen. Im DaxVestor zeigen wir Ihnen, wie Sie davon profitieren können.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.