DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Geht dem DAX schon wieder die Puste aus?

19.07.10 08:52 Uhr

Geht dem DAX schon wieder die Puste aus? | finanzen.net

Die Börse ist hin und her gerissen zwischen guten Unternehmenszahlen und überwiegend schwachen Konjunkturdaten.

Nachdem die Aktienindizes seit dem 6. Juli kräftig zugelegt hatten, gab es zum Ende dieser Woche einen Rückschlag. Enttäuschende Konjunkturzahlen aus den USA und aus China verhinderten die Fortsetzung der kleinen Kursrallye.

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Positiver Start in die Quartalssaison

Doch zuerst das Positive: Die ersten Quartalszahlen aus den USA lagen über den Erwartungen. Der Aluminiumkonzern Alcoa meldete einen höheren Quartalsgewinn als prognostiziert und rechnet mit steigenden Umsätzen. Auch der Chiphersteller Intel übertraf mit seinem Gewinnausweis die Erwartungen und das zog gleich die Aktie von Infineon mit nach oben. Doch anschließend ging es mit Infineon wieder abwärts und das zeigt exemplarisch, dass die Trends an der Börse derzeit nur von kurzer Dauer sind. In Deutschland sorgte der Automobilkonzern BMW mit der Anhebung seiner Prognosen zu Wochenbeginn für gute Stimmung. Das zog nicht nur die BMW-Aktie, sondern auch die Titel von Daimler und VW nach oben. Doch die Autonachfrage hängt weiterhin hauptsächlich von China ab. Der europäische Branchenverband ACEA meldete dagegen den dritten Monat in Folge sinkende Absatzzahlen. Und so ging es auch für BMW, Daimler und VW wieder nach unten. Eine eher verhaltene Branchenstudie der Citigroup zum Automarkt trug dazu ebenfalls bei.

EUR/USD schießt nach oben

Die Konjunkturmeldungen aus China, aus den USA und aus anderen Regionen bestätigten überwiegend das Bild einer sich verlangsamenden Konjunkturdynamik: Die US-Notenbank senkte ihre Wachstumsprognose für die USA leicht und die am Donnerstag veröffentlichten Empire State Index für die Region New York und der Philly Fed Index für die Region Philadelphia sackten deutlich ab. Das Konsumklima der Uni Michigan sorgte mit einem überraschend deutlichen Rückgang dann am Freitag für starken Verkaufsdruck an den Börsen. In Deutschland und übrigens auch in der Schweiz verringerte sich der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen deutlich. Die deutschen Exporteure können auch immer weniger auf die Euroschwäche bauen, denn der Euro setzte seine Erholung fort und machte einen richtigen Sprung nach oben, vor allem im Wechselkurs zum US-Dollar. EUR/USD stieg zeitweise bis auf 1,30 USD. Zum einen sorgte eine überraschend hohe Nachfrage bei einer Auktion spanischer Staatsanleihen für Erleichterung. Kaum einer will derzeit noch auf ein Auseinanderbrechen der Währungsunion wetten. Zum anderen setzten die schwachen Wirtschaftsdaten aus den USA dem Dollar zu, denn viele Analysten schoben ihre Prognose für den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung durch die Fed nach hinten.

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DAX scheitert am Widerstand bei 6.250 Punkten

Der DAX scheiterte ziemlich deutlich am Widerstand bei 6.250 Punkten und fiel anschließend bis auf die Unterstützung bei 6.040 Punkten zurück. Doch das muss noch nichts bedeuten, denn der Kursanstieg der Tage zuvor war stark. Eine Korrektur ist da nichts Ungewöhnliches. Charttechnisch bedenklich wäre erst ein erneuter deutlicher Fall unter die Marke von 6.000 Punkten.

Fazit: Es ist kaum damit zu rechnen, dass die Börsen ihre Rallye fortsetzen, selbst wenn die Quartalszahlen weiterhin positiv überraschen. Die abnehmende Konjunkturdynamik drückt auf die Stimmung. Es bleibt beim Auf und Ab.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.