Geht dem DAX die Puste aus?
Manche Nachrichten entfalten nicht immer die erwartete Wirkung. Die US-Notenbank Fed beließ den Leitzins auf ihrer Sitzung unverändert.
So weit so gut. Viel spannender war das anschließende Statement des Notenbankdirektoriums: Die Bedingungen auf den Finanzmärkten hätten sich weiter verbessert und der Immobilienmarkt zeige Belebung. Eine schöne Botschaft, dennoch reagierten die Börsen negativ.
Zinserhöhung nicht in Sicht
Wer nun ergründen will, welche Logik dem zugrunde liegt, muss um zwei Ecken denken. Trotz der Anzeichen einer Konjunkturerholung kann die Fed die Zinsen nicht zu früh anheben, um das Wachstum nicht wieder im Keim zu ersticken. Hinweise darauf, wann die Fed die Zinsen wieder anhebt, gibt es keine, auch weil die Inflation im Moment keine Gefahr darstellt. Diese Tatsache jedoch lässt wiederum darauf schließen, dass das Wachstum wirklich noch ein zartes Pflänzchen ist und auf absehbare Zeit auch bleibt. Das betonte auch die Fed und lieferte gleich die Gründe, woran dies liegt: Die erschwerte Kreditvergabe, die hohe Arbeitslosigkeit und der schwache Konsum wirken als Hemmschuhe für die Konjunktur. Eigentlich nichts Neues also, aus dem Munde Ben Bernankes haben jedoch auch Wiederholungen Gewicht. Was bedeutet das für die Aktienmärkte? Wir sehen uns darin bestätigt, dass die Kursrallye inzwischen Niveaus erreicht hat, die bereits wieder Züge einer Blase tragen, weil die Gewinnentwicklung der Unternehmen die hohen Erwartungen, die in den Kursen mittlerweile enthalten sind, nur schwer erfüllen kann. Fallen müssen die Kurse deswegen jedoch auch nicht gleich, weil die Gründe für die Rallye immer noch unverändert bestehen. Die Politik des billigen Geldes durch die Notenbanken hat zu einer Liquiditätsschwemme geführt, die wiederum die Aktien nach oben treibt. Die fundamentale Schere zwischen Erwartung und Wirklichkeit könnte sich daher noch weiter öffnen.
ifo Geschäftsklima nur leicht verbessert
Zumindest die deutschen Unternehmen scheinen inzwischen einen Gang zurückzuschalten. Das ifo Geschäftsklima für September stieg nur noch um 0,8 auf 91,3 Punkte und damit nicht so stark wie zuvor prognostiziert. Zwar lässt sich konstatieren, dass die Industrie weiter auf eine Erholung setzt, aber die Dynamik der wirtschaftlichen Erholung wird wohl wieder nachlassen. Dafür sprechen auch die zuletzt in den USA veröffentlichten enttäuschenden Daten vom Immobilienmarkt und die Stagnation bei den Auftragseingängen von Investitionsgütern.
HeidelbergCement in den DAX?
Unsere skeptische Einstellung, die wir am Montag äußerten, hat sich damit bestätigt. Der Aufschwung beim DAX scheint ins Stocken zu geraten. Für einen generellen Abgesang der Rallye ist es jedoch noch zu früh. Noch ist der Aufwärtstrend intakt. Kurzfristig gilt es, nach dem Bruch der Unterstützung bei 5.620 Punkten den Support bei 5.540 Punkten im Auge zu behalten. Nach oben scheint die Marke bei 5.750 Punkten vorerst das Kurspotenzial zu begrenzen. Der DAX könnte zudem vor einer erneuten Veränderung stehen. Nachdem erst Infineon in den DAX zurückkehrte, gibt es mit der Erhöhung des Streubesitzes bei HeidelbergCement auf einmal einen ernsthaften, weiteren Kandidaten für einen DAX-Aufstieg. Aufgrund der Aufnahme des Bezugsrechtshandels im Rahmen einer Kapitalerhöhung gab der Aktienkurs allerdings erst einmal kräftig nach.
Fazit:
Die Aufwärtsbewegung beim DAX gerät ins Stocken. Ob sich daraus eine echte Korrektur entwickelt, ist noch ungewiss. Zwar nutzten Anleger bislang jede Korrektur zum Einstieg, dennoch scheint eine gewisse Vorsicht derzeit mehr als angebracht.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.