DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Dunkle Wolken ziehen über Japan auf

19.05.10 11:29 Uhr

Dunkle Wolken ziehen über Japan auf | finanzen.net

Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille.

Während in Euroland Automobilaktien und andere exportorientierte Titel aufgrund der Euroschwäche trotz des unsicheren Marktumfeldes zum Teil deutlich zulegen können, sieht es in Japan ganz anders aus. Die nach wie vor zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist wie Deutschland ebenfalls stark vom Export abhängig. Während aber der Euro abwertet und den Exporteuren hierzulande Wettbewerbsvorteile verschafft, wertet der japanische Yen auf.

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In der Währungsfalle?

Diese Entwicklung könnte vor allem der japanischen Automobilindustrie und dem Maschinenbau teuer zu stehen kommen, denn ihre Wettbewerber aus dem Euroraum besitzen nun einen zusätzlichen Vorteil. Ersten Analystenurteilen wie dem von Morgan Stanley, die japanische Aktien von „Overweight“ auf „Underweight“ herabstuften, liegt ebenfalls dieser Gedankengang zugrunde. Auch die japanische Politik ist alarmiert. Er sei sehr besorgt, dass die Schuldenkrise in Europa die globale Wirtschaft treffen könne, sagte Japans Premierminister Yukio Hatayama in der letzten Woche. Mit globaler Wirtschaft meinte Nippons Regierungschef jedoch wohl eher die Wirtschaft seines Landes, das auch schon vor Ausbruch der Schuldenkrise in Griechenland mit einem starken Yen zu kämpfen hatte. Sollte der Yen dauerhaft gegenüber dem Euro aufwerten, würde dies die japanischen Unternehmen wie Toyota, Honda oder auch Sony und Co. spürbar treffen.

Wird nach Europa auch China zum Problem?

Zudem wird offensichtlich, dass die Anleger in Japan die Schuldenkrise im fernen Europa offenbar unterschätzt haben. Ein weiteres Problem könnte sich ebenfalls noch zuspitzen: Die Lage in China, wo nach wie vor die Gefahr besteht, dass die Blase am Immobilienmarkt platzen könnte, ist angespannt. Auch könnte die chinesische Regierung versuchen, die Luft durch restriktivere Geldpolitik aus dem Kessel zu lassen, was zu einer Wachstumsverlangsamung führen würde. Doch auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, bleibt die Lage in China fragil, denn die Euroschwäche bedroht zumindest teilweise auch das chinesische Wachstum. Auch davon sind japanische Exporteure negativ betroffen. Der Kurssturz der Komatsu-Aktie – der Baumaschinenkonzern ist stark in China engagiert – gibt einen Vorgeschmack darauf, was den Anlegern in Japan noch alles blühen könnte.

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Fazit:

Die Zeiten für japanische Unternehmen werden härter. Die Aussicht auf eine schlechtere Gewinnentwicklung setzt die Kurse unter Druck. Von Seiten der japanischen Geldpolitik gibt es so gut wie keine Mittel, dem Aufwertungsdruck auf den Yen entgegen zu wirken, da die Leitzinsen schon lange an der Null-Linie dahin dümpeln.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.