DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Dubai-Krise zieht den DAX nach unten

30.11.09 08:32 Uhr

Dubai-Krise zieht den DAX nach unten | finanzen.net

Droht eine Bauchlandung am Persischen Golf?

Aus Angst vor der Zahlungsunfähigkeit des Emirats Dubai setzte am Donnerstag eine Verkaufswelle ein, die den DAX binnen weniger Minuten um über 100 Punkte nach unten drückte. An der Spitze der Verliererliste waren Aktien mit arabischen Anteilseignern wie z. B. Daimler. Bei den Stuttgartern ist Dubai ein großer Aktionär, der Aktien möglicherweise aus Geldnot verkaufen könnte. Auch Banken standen wegen befürchteter Zahlungsausfälle unter Druck. Am Freitag sahen die Märkte das jedoch wieder etwas gelassener.

Wird der Dollar auch in der Eurozone zum Bremser?

Doch es gibt noch weitere Probleme: In Japan lasteten die Sorgen um den starken Yen und die Einschätzung der Regierung, dass das Land in einer neuen Deflationsphase stecke, auf der Börse. Die japanischen Unternehmen kommen daher gleich von zwei Seiten unter Druck. Auf der einen Seite begrenzen niedrigere Preise die Umsätze und die Renditen der Unternehmen, auf der anderen Seite erschwert der starke Yen die Exporte. In Deutschland bzw. der Eurozone könnte zumindest auf der Währungsseite der starke Euro ebenfalls bald zur Belastung werden. EUR/USD übersprang zur Wochenmitte die Marke von 1,50 USD, nachdem die US-Notenbank Fed in ihrem Sitzungsprotokoll bestätigte, dass die US-Zinsen noch lange Zeit auf niedrigem Niveau verharren werden. Die Kursverluste des Dollars bewerteten die Währungshüter als „geordnet“. Kein Wunder also, dass die Anleger dies als Signal dafür sehen, dass die Fed derzeit nichts gegen die Dollarschwäche tun wird.

Konjunkturindikatoren zeigen weiter nach oben

Sollte sich die Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro weiter fortsetzen – also EUR/USD dauerhaft weiter steigen – so wird sich dies auch negativ in den Bilanzen der Exportindustrie niederschlagen und die Gewinne belasten. Für die Aktienmärkte wäre dies Gift. Dabei war die Nachrichtenlage der letzten Tage eigentlich gar nicht mal so übel. Das Münchener ifo-Institut vermeldete bereits zum achten Mal in Folge einen steigenden ifo-Geschäftsklimaindex. Das Konjunkturbarometer erreichte mit 93,9 Punkten sogar einen höheren Stand als vor der Lehman-Pleite im September 2008. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten wurden von den befragten Unternehmen positiver gesehen. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass die konjunkturelle Dynamik im vierten Quartal 2009 anhalten wird. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass auch die Exporterwartungen wieder gestiegen sind. Der schwache Dollar könnte allzu optimistischen Zeitgenossen einen Strich durch die Rechnung machen. Alles in allem stehen die Zeichen jedoch weiterhin auf Erholung.

Widersprüchliche Signale aus Amerika

Keine einheitlichen Konjunkturnews kamen dagegen zuletzt aus den USA. Am Immobilienmarkt scheint es zu einer Belebung zu kommen. Die Zahl der verkauften Eigenheime stieg im Oktober um 6,2 Prozent. Der Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan übertraf leicht die Erwartungen. Positiv ist die stark gefallene Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Ein deutlicher Dämpfer kam dagegen von den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter, die um 0,6 Prozent gegenüber dem Vormonat fielen und zeigten, dass die US-Konjunktur noch nicht vollständig auf dem Weg der Besserung ist.

Rückschlag für den DAX

Am deutschen Aktienmarkt zeigten sich die Anleger hin- und hergerissen. Der DAX konnte zwar einen neuen Test des Widerstandsbereichs bei 5.850/5.870 Punkten starten, scheiterte jedoch erneut an dieser Marke und fiel bis zur Unterstützung bei 5.620/5.580 Punkten zurück. Zwar ist eine Jahresendrallye immer noch möglich, vorerst hat der Aktienmarkt aber nun eine Verschnaufpause eingelegt. Neue Belastungsfaktoren wie die Probleme in Dubai müssen in die Kurse eingearbeitet werden.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.