DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Zeit für Gewinnmitnahmen?

25.06.14 09:45 Uhr

DAX: Zeit für Gewinnmitnahmen? | finanzen.net

Der positive Effekt der US-Notenbanksitzung vom letzten Mittwoch auf die Börsen scheint zu Wochenbeginn verpufft.

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Neben dem Bürgerkrieg im Irak drückten auch schwache Konjunkturdaten aus Europa auf die Stimmung. Der DAX fiel bis zur Unterstützung bei 9.900 Punkten zurück.

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Einkaufsmanagerindizes aus Europa geben nach

Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone enttäuschten. Es war zwar mit einem leichten Rückgang gerechnet worden, aber der fiel dann doch überraschend deutlich aus. Besonders in Frankreich hat sich die Lage in der Wirtschaft (so wie sie von den Einkaufsmanagern eingeschätzt wird) wieder deutlich verschlechtert. Auch das ifo-Geschäftsklima für Deutschland gab im Juni leicht nach. Alles zusammen stellt in den Augen mancher Anleger die wirtschaftliche Erholung der Eurozone in Frage und es gab nach dem Kursanstieg in der letzten Woche Gewinnmitnahmen an der Börse. Aus unserer Sicht ist das eine Überinterpretation der Zahlen. Der Aufschwung ist holprig und es gibt immer wieder Rückschläge bei einzelnen Daten, aber er ist einigermaßen robust.

Konjunktur in China stabilisiert sich

Endlich wieder einmal positive Nachrichten gab es dagegen von der Konjunktur in China: Der von der HSBC Bank berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg stärker als erwartet von 49,4 auf 50,8 Punkte. Die 50-Punkte-Marke gilt als Kriterium für Expansion - und auch wenn diese Interpretation der Zahlen mit Vorsicht zu genießen ist, ein positives Zeichen ist das zweifellos. Die Börsen in China und dem übrigen Ostasien reagierten positiv auf die Meldung, konnten aber die Kursgewinne teilweise nicht behaupten. Der Hang-Seng Index in Hongkong gab sogar deutlich nach, vor allem weil die chinesischen Finanzwerte unter Druck kamen. Ein Anstieg der kurzfristigen Zinsen in China verstärkte die Sorgen über einen Rückgang der Immobilienpreise und wachsende Spannungen im chinesischen Finanzsystem. Daran konnte auch der Anstieg des Einkaufsmanagerindexes nichts ändern.

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Peking hat die Lage bisher im Griff

Trotzdem spricht derzeit alles dafür, dass Peking die Lage am Finanzmarkt einigermaßen im Griff hat und zumindest eine Abwärtsspirale vermeiden kann. Aus unserer Sicht ist der Anstieg des Einkaufsmanagerindexes gerade auch für die deutsche Exportindustrie ein gutes Zeichen. Nun gilt es abzuwarten, ob der von offizieller Stelle berechnete Einkaufsmanagerindex am 1. Juli die positive Tendenz bestätigen kann. Wir gehen davon aus, dass sich die Konjunktur in China im zweiten Halbjahr langsam beschleunigt, ohne allerdings große Dynamik an den Tag zu legen. Getragen wird diese Erholung von einer höheren Konsumnachfrage aus den Industrieländern. Für die Weltwirtschaft wäre allerdings auch schon eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft positiv, gäbe es dadurch doch eine weitere erhebliche Sorge weniger.

Fazit

Die Geldpolitik hat in letzter Zeit gute Bedingungen für die Aktienmärkte geschaffen - sowohl in den USA als auch in Europa. Dauerhaft niedrige Zinsen und eine - wenn auch langsame - Konjunkturerholung machen Aktien attraktiv. Allerdings bremsen die Sorgen um die geopolitische Lage und die Stabilität der Weltwirtschaft. Der DAX wird voraussichtlich noch einige Zeit mit der 10.000-Punkte-Marke kämpfen. Wir rechnen weiter mit einer leicht aufwärts gerichteten Seitwärtstendenz. Gewinne bei einzelnen Titeln können unter diesen Umständen mitgenommen werden, eine starke Korrektur erwarten wir aber nicht.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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