DAX: Wichtige Unterstützung hat gehalten!
Am letzten Dienstag fiel der DAX um mehr als drei Prozent und durchbrach zeitweise die charttechnische Unterstützung ...
... bei 6.650 Punkten. Das schien wie der Auftakt zu einer scharfen Korrektur. Doch der erste Eindruck täuschte, wie so häufig in den letzten Jahren. Die Aktienmärkte konnten sich rasch wieder stabilisieren, der DAX stieg erneut über 6.850 Punkte.
Gerüchte um Griechenland
Hauptgrund für den Kursrutsch am Dienstag waren Gerüchte, der Deal zum Schuldenschnitt mit den privaten Gläubigern Griechenlands könnte scheitern. Doch die Gerüchte erwiesen sich als falsch. Die Annahmequote war hoch genug, damit der Deal zustande kommen kann und weitere EU-Kredite an Griechenland fließen. Doch auch wenn Griechenland dann vorerst nicht mehr im Fokus stehen sollte, heißt das aber nicht, dass alles in Butter ist. Von anderen Seiten droht dem Aktienmarkt weiteres Ungemach.
Geldpolitik der entscheidende Faktor
So würde ein weiterer deutlicher Anstieg des Ölpreises die Weltkonjunktur bremsen, besonders die US-Wirtschaft würde stark darunter leiden. Auch fielen die jüngsten Konjunkturdaten aus Europa, den USA und teils auch aus Asien nicht so gut aus wie erhofft. Die Weltkonjunktur stabilisiert sich zwar, mehr sollte man aber auch nicht erwarten. Das gilt auch für Deutschland: Nach dem Minus beim BIP im vierten Quartal 2011 ist für das erste Quartal 2012 allenfalls ein kleines Plus zu erwarten. Auftrieb erhielt der DAX allerdings wieder einmal durch gute Unternehmenszahlen: adidas, BMW, Deutsche Post und Henkel überzeugten und lieferten teils gute Ausblicke. So ist der Vorstand der Deutschen Post zuversichtlicher als die Konkurrenz: Nach einem guten Jahr 2011 sollen Umsatz und Gewinn auch 2012 wachsen. Die Aktie, die kurz davor stand, die Unterstützung bei 12,85 Euro zu durchbrechen, drehte wieder nach oben. So richtig freischwimmen könnte sich die Aktie aber erst bei einem Bruch des Widerstands bei 13,80 Euro. Der Konsumgüterkonzern Henkel meldete für 2011 ein neues Rekordergebnis. Besonders die Entwicklung der Gewinnmarge konnte überzeugen. Überraschender jedoch war der gute Ausblick für 2012. Das hievte die Aktie über den wichtigen Widerstand bei 50 Euro und damit auch auf ein neues Allzeithoch. Die Aufwärtstrendlinie verläuft bei 48 Euro.
Geldpolitik der entscheidende Faktor
Was meiner Ansicht nach auf lange Sicht für die Aktienmärkte weltweit aber fast noch wichtiger ist als gute Konjunktur- und Unternehmenszahlen: Die Notenbanken haben die Geldschleusen geöffnet. Die Geldpolitik der EZB unter ihrem neuen Vorsitzenden Mario Draghi ist einer der wichtigsten Gründe für den Kursanstieg der letzten Monate. Die Bank of Japan hat erstmals ein Inflationsziel ausgegeben und will ebenfalls in großem Umfang Anleihen kaufen. Auch in vielen Schwellenländern, allen voran China und Brasilien, wird die Geldpolitik wieder gelockert. Und nun gibt es Gerüchte, die US-Notenbank könnte ebenfalls nochmals nachlegen. Das wird den Börsen weiter Auftrieb geben.
Fazit
Die Anleger sind sehr nervös, das hat der Dienstag gezeigt. Und diese Nervosität wird auch weiter anhalten. Charttechnisch ist weiterhin wichtig, dass sich der DAX über der Unterstützung bei 6.650 Punkten behauptet. Der seit September bestehende Aufwärtstrend wäre aber erst in Gefahr, wenn der DAX unter 6.350 Punkte fallen würde. Ich rechne vorerst mit einer volatilen Seitwärtsbewegung.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.