DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Wann stoppt der Kursrutsch?

22.08.11 12:28 Uhr

DAX: Wann stoppt der Kursrutsch? | finanzen.net

Nach ein paar Tagen der Erholung ist die Verunsicherung an die Märkte zurückgekehrt.

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Am Donnerstag gab es an Europas Börsen den höchsten Tagesverlust seit März 2009 und am Freitag ging es noch weiter nach unten. Grund dafür ist vor allem, dass Politiker und Notenbanker offenbar keine Antwort auf die Schuldenkrise haben. Die beiden US-Notenbanker Plosser und Fisher outeten sich als Abweichler und kritisierten die Entscheidung der Fed vom 9. August, die Zinsen über zwei Jahre bei null Prozent zu lassen. „Die Notenbank sei nicht dafür da, Aktienanleger vor Verlusten zu schützen“, so Fisher. Die Akteure an den Märkten aber wünschen sich Einigkeit und Sicherheit, unterschiedliche Meinungen in der US-Notenbank sind da kontraproduktiv. Dazu kam eine Meldung von der schwedischen Finanzaufsicht: Die Behörde sieht die Banken als nicht darauf vorbereitet an, wenn der Geldmarkt wie 2008 nicht mehr funktionieren sollte. Solche Nachrichten sind nichts für nervöse Anlegerseelen. Das Motto lautete wieder: Raus aus dem Risiko, rein in die (vermeintliche) Sicherheit. An den Börsen ging es daher kräftig nach unten. Der DAX brach sogar durch die Unterstützung bei 5.500 Punkten und fiel auf das tiefste Niveau seit Oktober 2009.

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Stagniert Deutschlands Wirtschaft?

Die Meldungen von der Konjunktur waren dagegen durchwachsen, also nicht nur negativ. Aus den USA gab es gemischte Zahlen, positiv war ein unerwartet starker Anstieg der Industrieproduktion im Juli. Die jüngsten Konjunkturdaten aus Großbritannien waren dagegen recht negativ, ebenso wie die Zahlen aus Deutschland: Das BIP legte im zweiten Quartal nur um magere und enttäuschende 0,1 Prozent zu. Trotzdem ist aber die Konjunkturdynamik in Deutschland immer noch hoch, die meisten Unternehmen spüren allenfalls eine leichte Abschwächung der Nachfrage. An den Börsen aber spielt man das Szenario eines kräftigen Wachstumseinbruchs durch. Dazu wird es unserer Ansicht nach jedoch nicht kommen.

Spricht eigentlich etwas für steigende Kurse?

Doch gibt es nicht auch Positives? Was spricht denn für wieder steigende Kurse an den Börsen? Die Konjunkturdaten aus den USA weisen nach wie vor nur auf eine Konjunkturabkühlung, wahrscheinlich eine Stagnation hin, nicht aber auf eine kommende Rezession. So meldeten z.B. die Einzelhandelskonzerne Home Depot, Staples und Target in dieser Woche starke Zahlen, von einem Konsumeinbruch ist da nichts zu spüren. Die gesunkenen Preise für Öl und Benzin werden sich zudem positiv auf Konsumenten und Unternehmen auswirken. Und: In der abgelaufenen Quartalssaison haben zwar einige Unternehmen ihre Ausblicke gesenkt, sowohl in den USA als auch in Europa, insgesamt ist aber die Gewinnentwicklung weiterhin positiv. Das heißt, die Unternehmen sehen keinen Abschwung. Und die müssten es ja schließlich wissen. Wenn das nicht positiv ist? Und schließlich: Man kann für oder gegen die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, vor allem der Fed, sein, für die Aktienmärkte ist diese Politik günstig.

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DAX: Hohe Abwärtsdynamik

Kräftig ging es zum Wochenschluss an den Börsen nach unten. Ganz oben auf der Verkaufsliste standen mal wieder konjunktursensible Aktien. Besonders stark gaben u.a. die Titel aus der europäischen Autobranche nach. Auch die in unseren Augen sehr niedrig bewertete VW-Aktie verlor in drei Tagen etwa 14 Prozent und testet erneut die Unterstützungszone bei 105/100 Euro. Dort verläuft auch die seit Mai 2009 gültige Aufwärtstrendlinie. Der DAX hat am Freitag den wichtigen Support bei 5.500 Punkten gebrochen und könnte als nächstes die Unterstützung bei 5.300 Punkten ins Visier nehmen.

Fazit

Viele Aktien sind trotz aller Unkenrufe sehr günstig und das wird die Käufer aus der Reserve locken, sobald sich die Panik wieder gelegt hat. Der DAX wird sich wieder stabilisieren.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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