DAX: Volatile Seitwärtsbewegung hält an
Griechenland, bzw. das Gezerre um die Rettung vor der griechischen Staatspleite bestimmt nach wie vor ...
... das Geschehen auf den Finanzmärkten. Doch es gibt auch andere kursbestimmende Faktoren, wie zum Beispiel die neuesten Nachrichten aus den USA und China.
US-Wachstum schwächer als erwartet
Nicht die erhofften positiven Impulse gab es von der Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Im Gegenteil: die Fed kürzte ihre Wachstumsprognosen für das US-BIP 2011 um 0,4 Prozentpunkte auf jetzt 2,7 bis 2,9 Prozent und für 2012 auf 3,3 bis 3,7 Prozent. Zuvor lag die Prognose für 2012 noch bei 4,2 Prozent und damit deutlich höher. Neue Hilfen für die US-Konjunktur wird es nach den Worten von Fed-Chef Bernanke dennoch nicht geben. Immerhin: Nach dem Auslaufen der Anleiheaufkäufe (QE2) Ende Juni wird die Fed dem Markt die Liquidität nicht wieder entziehen, es wird vorläufig nur keine weitere Liquidität in den Markt gepumpt. An der Zinsschraube wurde erwartungsgemäß nicht gedreht. Mit 0,25 Prozent bleibt die Fed Fund Rate weiterhin äußerst niedrig. Dennoch waren Bernankes dämpfende Worte für viele Anleger offenbar ein Weckruf – auch an den Aktienmärkten, wo der Dow Jones Index zeitweise die Marke von 12.000 Punkten durchbrach.
Enttäuschte Hoffnungen in der Pharmabranche
Auch von den Unternehmen gibt es Neuigkeiten, aus Sicht der DAX-Werte Merck und Bayer jedoch keine guten. Merck teilte am Mittwoch mit, dass das MS-Mittel Cladribin, das als großer Hoffnungsträger galt, nicht weiter fortgeführt wird. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte Mercks Zulassungsantrag abgelehnt und die Darmstädter damit unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Analysten hatten für Cladribin großes Marktpotenzial vorhergesagt. Auch für Bayer-Aktionäre gibt es einen Schock: Die US-Konzerne Bristol-Myers Squibb und Pfizer erzielten überraschend einen wichtigen Forschungserfolg mit einem Schlaganfall-Medikament. Der Bayer Umsatzbringer Xarelto hat damit unversehens Konkurrenz. Die Bayer-Aktie verzeichnete am Tag der Meldung einen Verlust von sechs Prozent.
Seitwärtsbewegung beim DAX hält an
Nachdem der DAX am Dienstag mit einem kräftigen Kurssprung die gewonnene Vertrauensabstimmung von Griechenlands Premier Papandreou schon im Voraus honorierte, legte der deutsche Leitindex anschließend wieder den Rückwärtsgang ein. Schließlich ist in der Griechenlandkrise noch nichts gewonnen, nur ein kleiner Schritt wurde getan, von dem niemand weiß, ob er letztendlich zur Lösung der Probleme beitragen wird. Aus charttechnischer Sicht hält die Seitwärtsbewegung des DAX damit an. Kurzfristig steht der Widerstand bei 7.240 Punkten wieder im Blickpunkt. Nach unten bleibt die Unterstützung bei 7.000 Zählern das Maß der Dinge.
Fazit:
Ist das Glas nun halb leer oder halb voll? Niemand weiß so recht, wie es mit Griechenlands Schulden weitergehen wird. Daran wird sich vorerst nichts ändern. Angesichts der Risiken für den Finanzsektor sehen wir kurzfristig Chancen bei Short-Zertifikaten auf Bankenaktien.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.