DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Setzt sich die Rallye fort?

19.10.09 08:40 Uhr

DAX: Setzt sich die Rallye fort? | finanzen.net

Wer hätte das gedacht. Die Quartalssaison begann überwiegend mit echten positiven Überraschungen, die an den Aktienmärkten für Feierstimmung sorgten.

Nach Alcoa und Philips übertrafen auch BASF, Intel und JP Morgan die Erwartungen. Am Freitag dämpften allerdings enttäuschende Zahlen von General Electric und Bank of America die Euphorie und es kam zu Gewinnmitnahmen.

Der positive Zahlenreigen setzt sich fort

Ein echter Kracher waren die Quartalszahlen des US-Chipherstellers Intel. Die an sich schon hohen Erwartungen der Analysten wurden nochmals deutlich übertroffen. Der Umsatz von 9,4 Mrd. USD übertraf die Schätzungen um vier Prozent, die Bruttomarge von 57,6 Prozent war ebenfalls klar besser als erwartet. Als ob das nicht schon gut genug wäre, gab Intel auch noch einen optimistischen Ausblick für das vierte Quartal und versetzte die Anleger damit in Verzückung, die sich auch auf andere Chipwerte übertrug. Dennoch sollte man bei Intel jetzt vorsichtig sein und nicht noch auf den fahrenden Zug aufspringen. Die Erwartungen sind nun so hoch, dass Enttäuschungen sehr wahrscheinlich geworden sind. Intel sieht die Bruttomarge im vierten Quartal bei 62 Prozent. Dies ist ein Rekordwert, der wohl jetzt schon im Kurs eskomptiert ist. Die US-Bank JP Morgan überraschte die Fachwelt mit einem Milliardengewinn von 3,6 Mrd. USD im dritten Quartal, der hauptsächlich auf das Konto des Investmentbankings geht. Trotz dieser erfreulichen Zahl gibt es auch einen Wermutstropfen. Die realisierten Verluste in der Konsumkreditsparte summierten sich im gleichen Zeitraum auf sieben Mrd. USD. JP Morgan sieht sich deswegen veranlasst, die Risikovorsorge um weitere zwei Milliarden auf nun 31,5 Mrd. USD aufzustocken. Die Bank rechnet jedoch nicht damit, dass damit schon das Ende dieser Negativentwicklung erreicht ist. Im Kreditkartengeschäft wurde ein Verlust von 700 Mio. USD eingefahren.

Sell on good News

Auch Goldman Sachs erzielte im dritten Quartal mit einem Gewinn von 3,2 Mrd. USD ein Top-Ergebnis. Dennoch ging die Aktie anschließend erst einmal auf Talfahrt, was unter anderem an den hohen Personalkosten liegt. Mit 5,4 Mrd. USD inklusive Boni erreichen die Rückstellungen für das Personal 43 Prozent der Nettoerträge. Diese Quote nehmen Aktionäre offenbar nur zähneknirschend zur Kenntnis. Sicherlich haben aber auch übertriebene Erwartungen auf ein noch besseres Ergebnis zu den Abgaben am Aktienmarkt geführt. In Deutschland ist die Quartalssaison noch nicht richtig losgegangen. Mit der BASF konnte ein wichtiger DAX-Wert überraschend gute Zahlen vorlegen, die Hoffnungen auf ein Ende der Krise machen. Das Quartalsergebnis (EBIT) von 1,25 Mrd. EUR lag deutlich über den Markterwartungen von im Schnitt 914 Mio. EUR. Dennoch blieben die BASF-Verantwortlichen für die Zukunft vorsichtig. Der Konzern rechnet nur mit einer langsamen Erholung.

DAX vor Angriff auf die 6.000 Punkte-Marke?

Getragen von den zumeist guten Nachrichten konnte der DAX bis zum Widerstand bei 5.850 Punkten vorstoßen. Sollte auch diese Chartmarke übersprungen werden, ist mit einem schnellen Kursanstieg bis zum psychologisch wichtigen Resist bei 6.000 Punkten zu rechnen. Am Freitag wurde nach den enttäuschenden Ergebnissen von General Electric und Bank of America jedoch erst einmal die Unterstützung bei 5.750 Punkten getestet. Ob die Rallye eine Fortsetzung findet, wird von den weiteren Quartalzahlen der Unternehmen abhängen. Aufgrund des bereits hohen Kursniveaus bedarf es dafür aber weiterer echter positiver Überraschungen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.