DAX: Setzt sich die Korrektur fort?
Noch am vergangenen Montag war man an den Börsen erleichtert darüber, ...
... dass die schwachen US-Arbeitsmarktdaten so gut verdaut wurden. Doch das war nur ein Strohfeuer. Es ist das eingetreten, was ich befürchtet habe: Wenn die Quartalssaison vorbei ist, rücken wieder die Wirtschaftsdaten in den Vordergrund. Und die verstärkten in den letzten Tagen das Bild einer sich abkühlenden Weltkonjunktur – mit Deutschland als erstaunlicher Ausnahme. Der Effekt der Konjunkturprogramme und vor allem die – normale – zyklische Erholung der Nachfrage nach dem kräftigen Einbruch Ende 2008/Anfang 2009 laufen allmählich aus.
Zyklische Aktien mit starken Verlusten
Kursverluste gab es am deutschen Aktienmarkt vor allem bei zyklischen Aktien wie Daimler, die deutlich unter die Unterstützung bei 40 Euro fiel. Nun ist ein weiterer Kursrückgang zu befürchten. Die Nervosität des Marktes zeigt auch der starke Kursrückgang bei der K+S-Aktie. Der Düngemittelhersteller legte eigentlich überraschend gute operative Zahlen vor. Die Börsianer störten sich an Abschreibungen auf die Beteiligung an Morton Salt, doch das dürfte eher nur der Anlass für Gewinnmitnahmen gewesen sein. Der Titel konnte sich im Handelsverlauf wieder deutlich erholen. Die Unterstützung bei 40,00 Euro dürfte halten.
US-Notenbanker schicken Börse nach unten
Die Zahlen dieser Woche zeigen u.a., dass sich die Wachstumsabschwächung in China fortsetzt und dass Japans Wirtschaft die Aufwertung des Yens immer stärker zu spüren bekommt. Es war aber besonders das Ergebnis der Sitzung der US-Notenbanker, das an der Wall Street und anschließend an allen anderen Börsen als Auslöser für Aktienverkäufe diente. Fed-Chef Ben Bernanke und seine Kollegen zeigten sich besorgt über das verlangsamte Tempo der wirtschaftlichen Erholung und beschlossen daher, die bisherige Exit-Strategie auszusetzen. Mit anderen Worten: Die stimulierenden Effekte der Geldpolitik sollen nicht verringert werden.
Charttechnik begünstigt Gewinnmitnahmen
An den Börsen hätte man sich eigentlich auch freuen können über die anhaltenden Liquiditätsspritzen und die Verschiebung einer Zinserhöhung, stattdessen rückte aber die Besorgnis der Notenbanker um die Konjunktur in den Vordergrund. Möglicherweise haben viele Anleger nach dem starken Kursanstieg der letzten Wochen auch auf die Gelegenheit zu Gewinnmitnahmen gewartet. Dass bedeutende Indizes wie der Dow Jones Industrial, der S&P 500, der Euro STOXX 50 und der Nikkei 225 wichtige charttechnische Widerstände nicht überwinden konnten, tat sein Übriges. Auch am deutschen Aktienmarkt waren sicher einige enttäuscht, dass der Anstieg des DAX auf ein neues Jahreshoch keine Anschlusskäufe auslöste.
US-Indizes scheitern an Widerständen
Der Dow Jones Industrial scheiterte erneut am Widerstand bei 10.700 Punkten und auch der S&P 500 prallte an einer wichtigen Marke zurück. Zur Schwarzmalerei besteht aber kein Grund, denn die Unternehmensergebnisse der letzten Wochen waren einfach zu gut. Die Charttechnik spricht aber nun durchaus für ein Anhalten der Korrektur. Man darf auch nicht vergessen: Nicht nur der DAX, auch viele Aktienindizes aus den Emerging Markets befinden sich auf einem Jahreshoch oder in der Nähe davon, darunter die Börsen in Südkorea, Indien, Indonesien und der Türkei. Gewinnmitnahmen sind da nicht ungewöhnlich.
DAX testet Unterstützung bei 6.100 Punkten
Der DAX fiel zeitweise auf unter 6.100 Punkte zurück, konnte sich dann aber behaupten. Auf der Verliererstraße waren vor allem die zyklischen Aktien, während sich die Titel der Medizinbranche wie Fresenius, FMC und Bayer gut behaupten konnten. Erstaunlich stark zeigte sich auch die Aktie der Deutschen Telekom. Der klassische Dividendentitel profitierte vermutlich von Depotumschichtungen in Richtung „mehr Sicherheit“. Obwohl sich der DAX stabilisierte, ist das Risiko für weitere Kursverluste groß.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.