DAX: Rallye nach EZB-Sitzung?
Die Chefin der US-Notenbank Janet Yellen nutzte am Montag eine Rede, um ihren Kommentar nach der letzten Fed-Sitzung vor zwei Wochen etwas zu korrigieren:
Die Märkte können sich demnach darauf verlassen, dass die Geldpolitik noch lange unterstützend wirkt. Das führte prompt zu Kursgewinnen an der Wall Street, der Dow Jones Industrial Index steht knapp vor einem Allzeithoch. Dem DAX gab das zwar Unterstützung, entscheidend nach oben helfen konnte ihm das aber bisher nicht.
Gibt die EZB noch mehr Gas?
Ein Grund dafür ist die Unsicherheit über den weiteren Kurs der EZB: Die Inflationsrate in der Eurozone ist im März überraschend stark auf +0,5 Prozent gefallen, Spanien meldet sogar ein sinkendes Preisniveau. Deflation ist aber noch gefährlicher als Inflation und daher nehmen die Spekulationen zu, die EZB könnte bei ihrer Sitzung am Donnerstag den Leitzins nochmals senken oder zu anderen Maßnahmen greifen. Wahrscheinlich wird es eine heiße Diskussion und eine knappe Entscheidung im EZB-Rat geben. Wir denken aber nicht, dass die EZB noch mehr Liquidität in die Märkte pumpt, denn die Inflationsrate wird voraussichtlich von selbst wieder anziehen. Die Wirtschaft in den Krisenländern erholt sich und das wird Deflation verhindern. Bis Donnerstag werden die Spekulationen über die EZB-Entscheidung aber anhalten. Ein Stillhalten der Notenbank wird die Märkte allerdings nicht drücken, wenn es schlüssig begründet ist - und die Kommunikation unter dem Vorsitzenden Mario Draghi war bisher meist gut.
US-Arbeitsmarktdaten im Blickpunkt
Doch auch abgesehen von der EZB-Sitzung steht eine sehr interessante Datenwoche bevor. Besonders die US-Arbeitsmarktdaten für März am Freitag stehen im Blickpunkt. Nach den überraschend starken Februarzahlen wird erneut ein kräftiger Anstieg der Beschäftigung um +190.000 erwartet. Bereits am Mittwoch wird der vom privaten ADP-Institut veröffentlichte Arbeitsmarktreport einen Hinweis darauf geben, wie die Zahlen am Freitag ausfallen könnten. Zudem ist in den ISM-Reports (entspricht den Einkaufsmanagerindizes) ebenfalls eine Beschäftigungskomponente enthalten. Die Zahlen für das verarbeitende und für das nicht-verarbeitende Gewerbe werden am Dienstag und Donnerstag veröffentlicht. Diese Daten werden deshalb so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weil die US-Notenbank die Arbeitsmarktlage als entscheidend für ihre Geldpolitik ansieht.
DAX koppelt sich von Wall Street ab
Während sich der DAX in der letzten Woche deutlich erholte, entwickelte sich die Wall Street eher schwach. Grund dafür ist, dass der deutsche Aktienmarkt sehr viel stärker vom weltwirtschaftlichen Umfeld abhängt. Die Nicht-Eskalation der Krim-Krise und die Hoffnungszeichen aus China halfen daher dem DAX überdurchschnittlich. Der Euro Stoxx 50 Index stieg zu Wochenbeginn sogar auf den höchsten Stand seit 2008. Sollte die Wall Street die Konsolidierung der letzten Wochen überwinden und weiter zulegen, dann gäbe dies auch Europas Aktienmarkt einen weiteren Schub. Doch darüber werden vor allem die Konjunkturdaten aus den USA entscheiden.
Fazit
Der DAX hat die Belastungen anscheinend wieder abgeschüttelt. Aktien bleiben angesichts der Niedrigstzinsen die beste Geldanlage und sollte sich die Weltkonjunktur wie erwartet weiter erholen, dann profitieren die deutschen Unternehmen besonders davon. Wie schon beim Kursrückgang im Februar hat sich der DAX auch vom Rutsch im März rasch wieder erholt. Eine starke Korrektur ist damit noch unwahrscheinlicher geworden. Für einen weiteren Aufwärtsschub bräuchte es aber eindeutige charttechnische Signale.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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