DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Nur ein Strohfeuer?

14.06.10 09:39 Uhr

DAX: Nur ein Strohfeuer? | finanzen.net

Die Börsen konnten sich in den letzten beiden Tagen wieder deutlich erholen.

Der DAX eroberte die Marke von 6.000 Punkten zurück und der Dow Jones Industrial Index stieg erneut über die wichtige 10.000-Punkte-Marke. Grund für die Entspannung war vor allem neue Hoffnung auf eine Fortsetzung der weltweiten Konjunkturerholung.

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Nur moderates Wachstum in den USA

Die Börsianer konzentrierten sich zuletzt auf die Frage, ob die in vielen europäischen Ländern eingeleiteten Sparmaßnahmen die Konjunktur nicht nur in Europa, sondern weltweit abwürgen. Doch die aktuellen Wirtschaftsdaten liefern kein eindeutiges Bild und daher setzte sich das Auf und Ab an den Börsen fort. Ein echter Rückschlag waren die US-Arbeitsmarktdaten für Mai und auch die Ergebnisse des Beige Books – der Konjunkturumfrage der US-Notenbank – wurden nicht positiv aufgenommen. Zwar wurde erstmals seit Oktober 2007 in allen zwölf Notenbankdistrikten Wachstum gemeldet, doch dieses ist nur moderat und kommt am Arbeitsmarkt kaum an. Am Freitag enttäuschten schließlich die Einzelhandelsumsätze für Mai mit einem deutlichen Rückgang. Trotzdem setzte sich an den Märkten letztlich die Erkenntnis durch, dass die Erholung der Weltkonjunktur intakt ist, vor allem weil die beiden größten Ökonomien der Welt, die USA und China, weiterhin wachsen. Auch aus Brasilien, Australien, Japan und anderen Ländern wurden gute Wirtschaftsdaten gemeldet.

Chinas Wirtschaft weiter auf Kurs?

Auftrieb erhielten die Börsen aber vor allem durch starke Wirtschaftsdaten aus China. Besonders die Meldung, dass die Exporte in China im Mai um 48,5 Prozent gegenüber dem – allerdings schwachen – Vorjahresmonat gestiegen sind, überraschte positiv. Diese starke Zahl spricht gegen die Gefahr einer deutlichen Wachstumsabkühlung in China, was in der Tat eine große Gefahr für die Weltkonjunktur wäre. Trotzdem ist es übertrieben, den starken Anstieg der Exporte im Mai als Zeichen dafür zu nehmen, dass Chinas Wirtschaft und die Weltkonjunktur insgesamt nicht von der Entwicklung in Europa beeinflusst werden. Die Sparmaßnahmen werden ja gerade erst ergriffen und sind erst in einigen Monaten von den Verbrauchern und Unternehmen spürbar. Das wird mit Verzögerung auch Chinas Exportwirtschaft und den Welthandel insgesamt beeinträchtigen. Die Analysten der China International Capital Corp (CICC) schätzen, dass sich auch wegen des Einbruchs am Immobilienmarkt – die Umsätze am Immobilienmarkt sind im Mai um 25 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen – das Wachstum der chinesischen Wirtschaft von 11,9 im ersten auf 7,5 Prozent im vierten Quartal abschwächt. Andere Experten zeigen sich zwar etwas optimistischer, aber eine Wachstumsverlangsamung ist hochwahrscheinlich.

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Schwacher Euro wirkt wie Konjunkturprogramm

Die negativen Folgen einer Verlangsamung der Weltkonjunktur für die deutschen Unternehmen Die Aktien von Daimler und BMW stiegen sogar auf ein neues Jahreshoch, nachdem Daimler ein stärkeres Umsatzwachstum ankündigte als bisher angenommen. Unter Verkaufsdruck blieben dagegen die Versorgeraktien E.ON und RWE, bei denen die neue Brennelemente-Steuer auf die Kurse drückte.

Fazit:

Der Anstieg des DAX über 6.000 Punkte ist zweifellos positiv, aber eine neue Rallye ist damit nicht eingeleitet. Dafür ist das Sentiment immer noch zu schlecht und es lauern zu viele weitere starke charttechnische Widerstände auf dem Weg nach oben.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.