DAX: Nur ein Dämpfer oder die Trendwende?
Am Donnerstag gab es eine deftige Enttäuschung für allzu hoffnungsfrohe Anleger.
In den USA fiel der wichtige landesweite ISM-Index schwächer aus als erwartet. Statt eines Anstiegs auf 54 Punkte wie prognostiziert fiel der ISM-Index von 52,9 auf 52,6 Punkte. Das war der erste Rückgang seit Dezember 2008. Immerhin blieb der Index deutlich über der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Dennoch verursachte der Rückgang weitere Verkäufe an den Aktienmärkten, da die Verunsicherung der Anleger bezüglich des Zustands der US-Konjunktur wieder größer geworden ist. Dazu beigetragen haben auch die enttäuschenden Nachrichten vom US-Arbeitsmarkt. Im September sank die Beschäftigung in den USA um 263.000 Personen und damit deutlich stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote kletterte weiter nach oben auf 9,8 Prozent.
Deutscher Arbeitsmarkt weiterhin stabil
Immer noch sehr stabil zeigte sich dagegen im September der deutsche Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum August ging die Zahl der Arbeitslosen um 125.000 zurück. Die Erwartungen von -50.000 wurden damit deutlich übertroffen. Saisonbereinigt sank die Quote von 8,3 auf 8,2 Prozent. Das könnte darauf hindeuten, dass die Lage am Arbeitsmarkt besser ist als allgemein erwartet. Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Kurzarbeit immer noch wirkt und Schlimmeres verhindert. Ob jedoch das dicke Ende wirklich noch kommt, wie es z. B. BA-Chef Weise und viele Volkswirte erwarten, muss sich erst noch zeigen. Vielerorts wird die Kurzarbeit wieder zurückgefahren und es wird zu normalen Beschäftigungsverhältnissen zurückgekehrt. Die Nagelprobe steht uns allerdings noch bevor, da eine große Zahl an Kurzarbeitsmaßnahmen in nächster Zeit auslaufen wird. Nur wenn größere Kündigungswellen ausbleiben, wird der deutsche Arbeitsmarkt von bösen Überraschungen verschont bleiben. Die Unternehmen haben sicherlich ein großes Interesse daran, ihre Fachkräfte zu halten. Auf Dauer ist dies aber nur möglich, wenn die Konjunktur die Voraussetzungen dafür schafft. Dennoch kann man schon jetzt ein positives Fazit ziehen. Eine Explosion der Arbeitslosenzahlen werden wir aufgrund dieser Krise wohl nicht mehr sehen.
Neuer MAN-Großaktionär
Auf Unternehmensebene gehen die Fusionen und Übernahmen derweil munter weiter. Der US-Druckerhersteller Xerox kündigte an, für 6,4 Mrd. USD den Softwaredienstleister Affiliated Computer Services übernehmen zu wollen. Johnson & Johnson will mit 18 Prozent beim niederländischen Biotechunternehmen Crucell einsteigen und der amerikanische Pharmakonzern Abbott Laboratories will das Arzneimittelgeschäft des belgischen Partners Solvay für 4,5 Milliarden Euro in bar kaufen. Der TecDAX-Wert Qiagen kündigte eine Kapitalerhöhung für Übernahmen an. DAX-Wert MAN schließlich hat einen neuen Großaktionär. Der US-Pensionsfonds Invesco gab bekannt, 10,42 Prozent an MAN zu halten. Damit ist Invesco nach VW der größte MAN-Aktionär. Ob Invesco auf ein Anziehen der LKW-Konjunktur setzt oder auf ein Übernahmeszenario bei MAN, ist jedoch nicht bekannt und sorgte für Spekulationen.
Fazit:
Die Rallye an den Aktienmärkten ist ins Stocken geraten. Nur mit neuen positiven Überraschungen kann sie wieder in Gang kommen. Immer mehr rückt daher der Beginn der Quartalssaison bei den Unternehmensdaten in den Blickpunkt. Der US-Aluminiumriese Alcoa wird traditionell den Reigen am 7. Oktober eröffnen. Vor allem die Entwicklung der Unternehmensergebnisse wird darüber entscheiden, ob aus dem Dämpfer am Aktienmarkt eine ausgewachsene Korrektur wird.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.