DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Nun erst einmal seitwärts?

19.09.12 12:43 Uhr

DAX: Nun erst einmal seitwärts? | finanzen.net

Die US-Notenbank macht keine halben Sachen. Wie sich bereits im Vorfeld der Entscheidung am Donnerstag herauskristallisierte, legt die Fed ein zeitlich unbegrenztes Programm zum Kauf von Anleihen auf.

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Das war das, was die Märkte erhofft hatten und entsprechend ging es an den Börsen nach oben, besonders stark legten die Finanzwerte zu. Der S&P 500 stieg auf den höchsten Stand seit Anfang 2008 und auch der DAX ist nicht mehr weit vom Hoch des Jahres 2011 bei 7.600 Punkten entfernt. Allerdings hat die Dynamik rasch wieder nachgelassen – das dürfte vor allem daran liegen, dass die Kurse schon im Vorfeld stark gestiegen waren.

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Die Fed macht Anleihekäufe zum Dauerzustand

Doch was hat die Fed genau beschlossen? Gestützt werden soll mit den Anleihekäufen vor allem der Markt für Hypothekenkredite. Festgeschrieben ist vorerst lediglich die monatliche Höhe des Engagements, nämlich 40 Mrd. USD. Damit wird der Anleihekauf, der noch 2009 als absolute Ausnahme in Zeiten der Finanzkrise galt, zu einem normalen Notenbankinstrument, so wie der Leitzins und der Mindestreservesatz. Das ist mit Risiken verbunden. Die Fed bläht ihre Bilanz weiter auf und sie kann sich nicht sicher sein, dass ein Teil der Anleihen nicht irgendwann abgeschrieben werden muss. Eine Inflationsgefahr besteht auch, aber die würde erst real werden, wenn die Wirtschaft wieder anzieht.

Null-Zins-Versprechen bis 2015

Doch das wird vermutlich nicht vor Mitte 2015 der Fall sein, bis dahin haben die Notenbanker versprochen, den Leitzins quasi bei null Prozent zu belassen. Das ist ganz klar eine Verstetigung der Geldpolitik. Welche Wirkungen das auf die Märkte hat, bietet Anlass für Spekulationen. Das Anleihekaufprogramm von der Entwicklung der Wirtschaft und vor allem des Arbeitsmarktes abhängig zu machen, könnte zu stärkeren Kursschwankungen führen. Wir denken aber, die Erwartungen der Anleger werden verstetigt und die Konjunkturentwicklung wird mehr als in letzter Zeit wieder die Entwicklung an den Börsen bestimmen. Die anhaltende Nullzinspolitik der Notenbanken dient natürlich nicht nur dazu, die Konjunktur anzukurbeln, sie soll auch den Weg aus der Schuldenkrise ebnen. Diese Strategie wird nicht zu der von manchen befürchteten Hyperinflation führen, sondern zu einer schleichenden Reduktion der realen Schulden – und als unerwünschten Nebeneffekt zu einer realen Entwertung der Geldvermögen.

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Schuldenabbau durch negative Realzinsen

Das wird als finanzielle Repression bezeichnet und bedeutet nichts anderes, als dass aufgrund äußerst niedriger Nominalzinsen (Tagesgeld derzeit etwa ein Prozent) und Inflationsraten von zwei bis drei Prozent die Realzinsen auf Festgeldanlagen negativ sind. Gut für Schuldner – sprich den Staat – schlecht für Besitzer von Geldvermögen. Auch die Rentenansprüche leiden unter den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt. Die schon seit längerem zu beobachtende Flucht in Sachwerte wird daher weitergehen. Und zu den Sachwerten zählen nicht zuletzt Aktien. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Politik der finanziellen Repression betrieben, um die Kriegsschulden loszuwerden. Der Dow Jones Ind. verfünffachte sich von 1945 bis 1965 und auch real bedeutete dies immer noch eine Vervierfachung. Gar nicht so schlechte Aussichten für die Aktienanlage...

Spekulationen um Spanien

Doch das ist die lange Sicht. Kurzfristig wird der Reformprozess in den Euro-Krisenstaaten im Blickpunkt stehen. Werden die Spekulanten Spanien zwingen, Hilfen im Rahmen des ESM zu beantragen? Und was ist mit Griechenland? Trotz der Probleme in Europa wird aber vermutlich jetzt erst einmal die Wall Street den Takt vorgeben. Die US-Konjunkturdaten werden daher besonders im Fokus stehen und da lieferte der am Montag veröffentlichte Konjunkturindex für die Region New York gleich mal eine Enttäuschung.

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Fazit

Es kann an den Börsen weiter nach oben gehen, aber die Kurse werden sich nicht allzu weit von der Realität entfernen. Das heißt: Es bräuchte solide Konjunkturzahlen oder Fortschritte in der Eurokrise, um einen weiteren Anstieg zu rechtfertigen. Der DAX ist nun fest in der Zone zwischen 7.000 und 7.500 Punkten angekommen. In diesem Bereich gab es 2011 eine längere Seitwärtsbewegung.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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