DAX: Neue Impulse gesucht!
Ziemlich bald wird die US-Notenbank Fed den Märkten mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik unter die Arme greifen.
Dies geht aus dem Sitzungsprotokoll der Fed hervor, das gestern Abend veröffentlicht wurde. Diese Aussicht erfreute die Anleger zwar, aber für richtig gute Stimmung konnte sie nicht sorgen. Zum einen war dies erwartet worden und zum anderen gab es Konjunkturmeldungen, die eher zur Vorsicht mahnten.
China macht Sorgen So verdarben die Daten zum chinesischen Einkaufsmanagerindex, der deutlich unter der Expansionsschwelle verharrte, den Anlegern die Laune. In China werden die Auswirkungen der europäischen Krise offensichtlich immer spürbarer. Wenig beachtet wurden dagegen die Frühindikatoren, die im Juli entgegen den Erwartungen klar angestiegen sind. Zudem sind weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen zu erwarten. Eine schnelle Rückkehr zu früheren Wachstumsraten sieht aber auch der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao nicht. Die ökonomischen Härten könnten noch eine Weile andauern, so Wen. Erste Schritte gegen die Konjunkturabkühlung hat die chinesische Notenbank bereits gestartet. Bei ihren regulären, wöchentlichen Geldmarktaktionen hat die Notenbank umgerechnet rund 34 Mrd. Euro in den Bankensektor gepumpt, um die Ausgabe neuer Kredite anzufachen. Die Kreditvergabe war im letzten Monat auf einen Jahrestiefstand gefallen.
Einnahmen in Deutschland sprudeln Eine unverhofft gute Halbjahresbilanz kann der deutsche Staat ziehen, der im ersten Halbjahr 2012 einen Überschuss von 8,3 Mrd. Euro erzielte – das entspricht einem Plus in Höhe von 0,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Vor allem der historisch hohe Stand bei versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen ist der Treiber dieser positiven Entwicklung. Zwar haben die Konjunkturrisiken zugenommen, doch auch im Gesamtjahr könnte am Ende ein Überschuss unter dem Strich stehen, auch wenn die Bundesregierung bei ihrer Prognose von -0,5 Prozent bleibt. Damit zeigt sich erneut, dass der deutsche Staat trotz Schuldenkrise sehr gut da steht. Die gefühlte Krisenangst vieler Bürger steht dem gegenüber.
Fazit Zweifelsohne gibt es viele Risiken für die Weltkonjunktur, aber eben auch positive Signale und zwar nicht nur aus Deutschland. Mittel- bis langfristig spricht dies für eine weitere Erholung an den Märkten. Kurzfristig orientieren sich die Anleger an anderen Faktoren, wie z. B. geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken oder Anleihekaufprogrammen. Aber erst wenn es diesbezüglich spruchreife News gibt, kann sich der Börsenzug wieder in Bewegung setzen. Einstweilen ist nach den Kursgewinnen der letzten Wochen Konsolidierung angesagt.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.