DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Ist der Kurssturz vorüber?

21.03.11 09:20 Uhr

DAX: Ist der Kurssturz vorüber? | finanzen.net

Nach wie vor ist es noch nicht klar, wie schlimm es um das japanische Atomkraftwerk Fukushima wirklich steht.

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Die Medienberichte haben eine sehr kurze Halbwertszeit und selbst die japanische Regierung scheint manche Entwicklung nur aus dem Fernsehen zu erfahren. Auch die Analysten sind sich nicht einig, was die Folgen der Katastrophe betrifft. Wie auch, wenn die Datenlage derart unklar ist, wie zurzeit.

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Viele Unbekannte erschweren die Rechnung

Die Anleger suchen nach Orientierung. Die Skepsis ist riesengroß und ausgestanden ist die Krise noch lange nicht. Auch die Analysten tun sich in der Bewertung der Katastrophe schwer. Wie auch wir in unserer Montagsausgabe ziehen die meisten Analysten das Erdbeben von Kobe 1995 als Vergleichsmaßstab her. Die bislang gehörten Stimmen gehen zumeist davon aus, dass es keinen Atom-Supergau geben wird. Viele Analysten gehen von einer Konjunkturdelle 2011 und einem spätestens 2012 einsetzenden Wiederaufbauboom aus. Bei der Schätzung der Schäden gehen die Meinungen jedoch auseinander. Während manche Analysten davon ausgehen, dass die Kobe-Schäden von 1995 um das Doppelte übertroffen werden, sehen andere Analysten noch viel mehr Negativpotenzial. JP Morgan hat die BIP-Schätzung 2011 um 0,3 Prozentpunkte gesenkt, UBS nur um 0,1 Prozentpunkte, während Credit Suisse einen Wachstumseinbruch von 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte beim BIP kommen sieht. Noch weiter auseinander gehen die Meinungen, wenn der Atom-GAU ins Spiel kommt. Da nicht klar ist, wie stark die Millionenmetropole Tokio betroffen sein würde, differieren die Meinungen stark. Klar ist nur: Die Auswirkungen wären um ein Vielfaches stärker als bei einem „einfachen“ Erdbeben oder Tsunami. Doch ich will Sie nicht mit Panikmache belasten, liebe Leserinnen und Leser. Fakt ist, dass zurzeit Angst und Gier die Märkte beherrschen – Angst aufgrund der unklaren Faktenlage und die Gier etwas zu verpassen.

Lotto bei den Solaraktien

Stellvertretend für einen potenziellen Aufbaugewinner möchte ich die Aktie von Daiwa House nennen, die an der Börse in Tokio zuletzt wilde Kurssprünge vollzogen hat. Jetzt auf diesen Zug aufspringen wäre wie Lotto spielen. Ähnlich sieht es allerdings auch an unseren Börsen in Deutschland auf, wo der Atomausstieg bereits zu kräftigen Reaktionen vor allem bei den Versorgern und den Aktien von Anbietern erneuerbarer Energien geführt hat. Aktien wie Nordex, Conergy und Q-Cells vollzogen nicht mehr nachvollziehbare Kurssprünge, die selbst mit viel guten Willen nicht zu rechtfertigen sind. Manche Solaraktien standen bzw. stehen nach meiner Meinung aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks vor dem Aus. Gerade bei Zockerpapieren wie Conergy sollte man daher größte Vorsicht walten lassen. Wer längerfristig in die Erneuerbaren Energien investieren möchte, sollte daher lieber ein Zertifikat auf einen Basket aus vielen „Ökoaktien“ bevorzugen, um das hohe Risiko einer Investition in Einzelaktien etwas zu dämpfen.

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DAX: Boden bei 6.500 Punkten?

Nach seinen heftigen Kursverlusten seit Montag hat der DAX bei 6.500 Punkten einen zumindest vorläufigen Boden gefunden. Schon aus technischen Gründen war nach einem Minus von über 600 Punkten in sechs Tagen eine Gegenreaktion zu erwarten, diese gab es auch am Freitag. Sollte sich aber die Lage rund um das AKW Fukushima jedoch wieder zuspitzen, sind weitere Kursverluste wahrscheinlich.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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