DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Ist der Kursrutsch endlich vorbei?

29.08.11 09:28 Uhr

DAX: Ist der Kursrutsch endlich vorbei? | finanzen.net

Unter teils heftigen Turbulenzen konnte sich der DAX in dieser Woche stabilisieren.

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Der Index ging am Freitag mit einem Schlusskurs über der wichtigen Marke von 5.500 Punkten aus dem Handel – und damit etwa 50 Punkte höher als die Woche zuvor. Zumindest vorläufig scheint das Schlimmste damit überstanden. US-Notenbankchef Ben Bernanke fand in seiner mit großer Spannung erwarteten Rede am Freitag beruhigende Worte zur Wirtschaftslage. Die Wall Street reagierte darauf sehr positiv – ob die gute Stimmung auch nächste Woche noch anhält, muss aber abgewartet werden. Warme Worte werden da nicht reichen, die nächsten Konjunkturdaten müssen besser ausfallen.

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ifo Indizes brechen stärker ein als erwartet

Keine Überraschung war es, dass die ifo Indizes für den August eingebrochen sind. Die Stärke des Rückgangs bei allen drei Teilindizes hatten die meisten Volkswirte jedoch nicht erwartet. Dennoch gibt das ifo Geschäftsklima noch keinen Anlass zur Panik. Die aktuelle Lage wird nach wie vor als sehr gut eingeschätzt. Vor allem der starke Rückgang der Geschäftserwartungen ist jedoch ein Warnsignal, das es zu beobachten gilt. Letztlich ist die Erwartung einer Wachstumsabkühlung der deutschen Wirtschaft jedoch auch keine Neuigkeit, die einem wie der Blitz aus heiterem Himmel treffen würde. Der schlechte ifo Index hatte daher am Aktienmarkt auch kaum Auswirkungen.

Ist jetzt Japan an der Reihe?

Nach den USA gab es nun ein zweites spektakuläres Downgrade einer Rating-Agentur für ein großes Industrieland. Moody´s stufte Japans Bonität von Aa2 auf Aa3 herab. Als Begründung wurden die wachsenden Staatsschulden bei gleichzeitiger Stagnation der Wirtschaft genannt. Japans Offizielle und auch die Märkte zeigten sich allerdings relativ unbeeindruckt. Der japanische Staat ist vor allem bei den eigenen Bürgern verschuldet, Ratings spielen da keine so große Rolle. Aus einem anderen Teil Asiens kamen dagegen vielversprechende Nachrichten. So haben sowohl die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) als auch die Agricultural Bank of China im ersten Halbjahr Rekordgewinne erwirtschaftet. Zudem gibt es auch Spekulationen über neue fiskalische Stimulierungsmaßnahmen in China. Das gab den Börsen in China zeitweise Auftrieb.

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Gold stürzt ab

Wie schon beim Silber im Mai ist nun auch beim Gold ein scharfer Kurssturz zu sehen. Hauptgrund ist die Erhöhung der Margen-Anforderung durch die US-Terminbörse CME um 27 Prozent. Auch die Shanghai Gold Exchange und Hongkong erhöhten die Margins. Hierunter versteht man die Sicherheitsleistung, die Investoren für einen Terminkontrakt leisten müssen. Für weniger stark kapitalisierte Marktteilnehmer bedeutet dies unter Umständen, dass sie sich aus Gold zurückziehen müssen. Mit dem Rückgang von 1.900 auf 1.700 USD in drei Tagen ist die Korrektur beim Gold sehr scharf verlaufen. Gut möglich ist jedoch auch, dass andere Marktteilnehmer die Chance für Gewinnmitnahmen beim Gold am Schopfe ergriffen haben. Zuletzt schien Gold unaufhaltsam auf 2.000 USD je Unze zuzusteuern. Dies ist ein Niveau, bei dem man für die Weltwirtschaft schon sehr schwarz sehen muss, um ein solche Goldpreise zu rechtfertigen. Zwar könnte Gold langfristig weiter steigen und auch die 2.000-Dollar-Marke knacken, kurzfristig könnte zuvor noch mehr Luft aus dem Goldmarkt, der zuletzt deutliche Zeichen einer Blase zeigte, abgelassen werden.

Die Lage beim DAX bleibt angespannt

Die Kurserholung beim DAX fand am Donnerstag an der Marke von 5.777 Punkten ein jähes Ende. Anschließend sackte der DAX wieder zurück und fiel unter die Unterstützung bei 5.500 Punkten, schloss aber am Freitag über dieser Marke. Aus charttechnischer Sicht heißt dies, dass sich der DAX zwar weiterhin in der Bodenbildungsphase, aber auch in einer angeschlagenen Verfassung befindet. Weitere Kursrückgänge sind nicht auszuschließen.

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Fazit:

Fundamental gab es in der abgelaufenen Woche weder in Sachen drohender Rezession, noch in Sachen Schuldenkrise signifikante Neuigkeiten. Die Märkte blieben folglich nervös. In der nächsten Woche steht eine Fülle von Konjunkturdaten aus den USA und aus anderen Weltregionen an. Dann sehen wir vielleicht etwas klarer über die Verfassung der Weltwirtschaft.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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