DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Ist das der erhoffte Befreiungsschlag?

12.12.11 09:16 Uhr

DAX: Ist das der erhoffte Befreiungsschlag? | finanzen.net

Der EU-Gipfel ist keine Enttäuschung – so viel lässt sich sagen.

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Die Märkte reagierten am Freitag auch positiv auf die Nachrichten aus Brüssel. Die Eurokrise ist damit aber natürlich noch nicht gelöst – bei weitem nicht. Schon am Donnerstag hatte die EZB den Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,00 Prozent gesenkt. Die Zinsschere zu den USA hat sich dadurch weiter geschlossen. Zudem verkündete die EZB einige Maßnahmen, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen. Einer Steigerung der Anleihekäufe erteilte EZB-Chef Draghi aber eine Absage. Genau darauf hatten allerdings einige gehofft. Doch die Notenbanker sehen – völlig zu Recht – die Finanzpolitiker in der Pflicht, denn die Eurokrise ist ein Problem von Zahlungsfähigkeit und Bonität und nicht von Liquidität.

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Kampf gegen die Eurokrise bleibt ein zähes Ringen

Der EU-Gipfel war vollgeladen mit Erwartungen. Nichts weniger als die Zukunft des Euros stehe auf dem Spiel, so eine häufig geäußerte Einschätzung. Viele Politiker und Ökonomen melden sich mit drastischen, teils martialischen Ankündigungen zu Wort. Doch lässt man einmal das Getöns und die Emotionen beiseite und sieht es wie Frau Merkel, nämlich nüchtern, dann ist die Drohkulisse eines Auseinanderbrechens der Eurozone schlicht notwendig, um Reformen durchzusetzen, die schon bei der Einführung des Euros versäumt wurden. Ohne Druck geht nichts. Nur unter Ankündigung schlimmer Konsequenzen können die jeweiligen Regierungschefs in ihren Parlamenten die Abgabe von Hoheitsrechten – und um nichts anderes geht es – durchsetzen. Das Ganze wird sich hinziehen, darauf müssen wir uns gefasst machen.

Commerzbank vor Stresstest wieder unter Druck

An der Börse bleibt vor allem der Finanzsektor im Blickpunkt, zumal am Donnerstag die Ergebnisse des Stresstests für die europäischen Banken vorgelegt wurden. Europas Banken brauchen demnach 115 Mrd. Euro, die deutschen Banken 13,1 Mrd. Euro. Zudem hat Standard & Poor´s neben den Nationalstaaten auch die Kreditratings der europäischen Banken auf den Prüfstand gestellt. Während sich die Aktie der Deutschen Bank noch relativ gut behaupten konnte, gab die Commerzbank wieder deutlich nach. Wie wir aber bereits in unserem Special zur Bankenkrise am 30. November geschrieben haben, können risikobewusste Anleger bei Kursrückschlägen einsteigen. In jedem Fall sollte bei bestehenden Positionen eine Stopp-Loss-Marke unter dem bisherigen Tief bei 1,12 Euro gesetzt werden. Doch es gab auch noch andere News in dieser Woche. So stürzte die Metro-Aktie nach einer Gewinnwarnung ab. Nachdem der Vorstand die Gewinnprognose kassierte, prasseln Analystenabstufungen und weitere negative Meldungen auf den Titel ein. Wir sehen Metro schon seit Jahren skeptisch und rechnen auch jetzt mit einem weiteren Kursrückgang. Ein Fall auf das Jahrestief bei 27,50 Euro ist nur eine Frage der Zeit.

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DAX wieder unter 6.000 Punkten

Nach dem Rückfall des DAX unter die 6.000-Punkte-Marke ist die Charttechnik wieder ein Stückchen pessimistischer geworden. Allerdings ist der Break noch nicht signifikant. Sollte der Index in der nächsten Woche wieder über die Marke von 6.000 Punkten zurückkehren, dann hätte sich die Lage auch charttechnisch wieder entspannt. An den Börsen muss jedenfalls weiterhin mit großen Kursausschlägen gerechnet werden – in beide Richtungen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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