DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Geht es nun weiter abwärts?

07.03.11 09:25 Uhr

DAX: Geht es nun weiter abwärts? | finanzen.net

Das war schon eine handfeste Überraschung: der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank ...

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... Jean-Claude Trichet hält schon beim nächsten Treffen der Notenbanker im April eine Zinserhöhung für möglich. In dieser Deutlichkeit war diese Aussage nicht erwartet worden. Zwar heißt das nicht, dass eine Zinsanhebung tatsächlich auch kommt, aber in der Vergangenheit war das stets so. Trichet begründete dies mit der über dem Zielkorridor liegenden Inflationsrate. Dabei verstärkt der steigende Ölpreis den Preisauftrieb noch. Die Ankündigung wirkte sich vor allem auf den Kurs des Euros aus, der gegenüber den meisten Währungen einen Satz nach oben machte. EUR/USD stieg auf den höchsten Stand seit November 2010 und erreichte fast die Marke von 1,4000 USD. Vergessen scheinen die Eurokrise und die Furcht vor einem Auseinanderbrechen der Währungsunion – so schnell kann es gehen.

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Die EZB macht einen besseren Job als die Fed
Während der EZB-Chef für einen Paukenschlag sorgte, brachten die lange erwarteten Reden des Chefs der US-Notenbank, Ben Bernanke, vor dem US-Kongress nichts Neues. Die Fed hält weiterhin an ihrem Programm zum Kauf von Anleihen fest. Doch gar so groß sind die Unterschiede zwischen EZB und Fed auch nicht: Auch die EZB will die Liquidität nicht wirklich verknappen, die Banken bekommen mindestens noch bis Juni so viel Geld, wie sie nachfragen. Die Zinserhöhung ist eher ein symbolischer Schritt, der EZB geht es darum, die im Markt bestehenden Inflationserwartungen im Zaum zu halten, um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren. Meiner Ansicht nach macht die EZB auch in dieser Phase wieder einen besseren Job als die US-Notenbank, wie eigentlich immer in den letzten Jahren.

Hugo Chavez will die Libyen-Krise lösen
Die Sorgen um eine weitere Ausbreitung der Unruhen im islamischen Raum traten in den letzten Tagen etwas in den Hintergrund. Auch weil der nicht gerade als politischer Leisetreter bekannte Regierungschef von Venezuela, Hugo Chavez, ein baldiges Ende der Libyen-Krise ankündigte. Man wird sehen. Jedenfalls schenkten die Anleger den Konjunkturdaten wieder mehr Beachtung. Und die fielen vor allem in den USA besser aus als erwartet. Der als sehr guter Konjunkturindikator geltende ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe stieg im Februar überraschend stark auf 61,4 Punkte, das entspricht exakt dem zyklischen Hoch im letzten Aufschwung im Mai 2004.

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USA: Beschäftigung und Konsum dürften steigen
Der Konjunkturaufschwung in den USA dürfte damit aber noch nicht am Ende sein. Vor allem am Arbeitsmarkt scheint sich nun wirklich eine Besserung einzustellen und das eröffnet den Spielraum für eine steigende Konsumnachfrage und für weiteres Wachstum. Die Arbeitsmarktdaten für Februar am bestätigten den Aufwärtstrend, auch wenn viele mit noch besseren Zahlen gerechnet hatten und die Börsen leicht enttäuscht reagierten. Bevor aber die Euphorie Überhand nimmt: Aus den Schwellenländern wie China und Brasilien kommen zunehmend Signale für eine Verlangsamung des Wachstumstrends.

Lufthansaaktie kann sich etwas erholen
Trotzdem: Die Aussichten für die deutschen Unternehmen bleiben gut, auch wenn der steigende Ölpreis und die höheren Rohstoffkosten natürlich die Kosten nach oben treiben. Am Donnerstag profitierte vor allem die Lufthansaaktie von der Entspannung am Ölmarkt. Die Ausgaben für Kerosin sind ein wichtiger Kostenfaktor für die Luftfahrtgesellschaften. Seit Jahresbeginn hat die Lufthansaaktie deutlich nachgegeben. Nun könnte die Unterstützung bei 14,40 Euro halten, sicher ist das aber nicht. Charttechnisch wirkt der Titel immer noch angeschlagen.

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Der DAX behauptet sich
Der sinkende Ölpreis gab dem DAX Auftrieb, die angekündigte Zinserhöhung von Trichet bremste dagegen. Letztlich hielt sich der Index am Freitag nicht über 7.200 Punkten, denn die US-Arbeitsmarktdaten wurden enttäuscht aufgenommen und der Ölpreis legte wieder zu. Vorsicht bleibt weiterhin angebracht. Ein erneuter Fall unter die Unterstützung bei 7.160 Punkten könnte weitere Kursverluste nach sich ziehen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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