DAX: Geht es jetzt weiter abwärts?
Was für eine Achterbahnfahrt an den Börsen!
Und zu verdanken ist dies vor allem den widersprüchlichen Konjunkturdaten. Das schickte den DAX erst nach oben auf über 6.200 Punkte, um ihn dann wieder nach unten in Richtung der 6.000er Marke zu schicken. Dafür waren vor allem schwache Wirtschaftszahlen aus den USA verantwortlich. Ganz oben auf der Verkaufsliste standen daher konjunktursensible Werte wie HeidelbergCement und Siemens.
Wie stark ist die Weltkonjunktur wirklich?
Zu den Konjunkturdaten der vergangenen Woche im Einzelnen: Nach den enttäuschenden BIP-Daten aus Japan am Montag gab es an den folgenden Tagen eher positive Überraschungen. Vor allem der unerwartet kräftige Anstieg der US-Industrieproduktion im Juli um 1,0 Prozent gegenüber dem Vormonat zerstreute die schlimmsten Befürchtungen. Allerdings bleibt der Konsum in den USA weiterhin schwach und auch der Immobilienmarkt verharrt auf äußerst niedrigem Niveau. Für Erleichterung bei den Anlegern sorgten aber auch positive Konjunktursignale aus China, es scheint kein echter Wachstumseinbruch zu drohen. Ein solcher wäre eine noch größere Gefahr als eine Stagnation der US-Wirtschaft, denn die Emerging Markets und allen voran China und seine asiatischen Nachbarstaaten sind es, die der Weltkonjunktur derzeit Schwung verleihen. Der Boom bei den deutschen Autoproduzenten wäre ohne die Nachfrage aus Asien nicht möglich.
Deutschland wächst stark - aber wie lange noch?
Die Auslandsnachfrage ist auch der Hauptgrund dafür, dass sich die deutsche Wirtschaft derzeit so stark präsentiert. Die Bundesbank erhöhte daher ihre Wachstumsprognose für 2010 von 1,9 auf 3,0 Prozent. Offensichtlich können die deutschen Unternehmen besser vom weltweiten Konjunkturaufschwung profitieren als andere. Der am Dienstag veröffentlichte ZEW-Index der Konjunkturerwartungen ging allerdings stärker zurück als erwartet und das zeigt, dass der Konjunkturzyklus in Deutschland wohl seinen Höhepunkt überschritten hat. Doch das ist angesichts der aktuell hohen Dynamik eigentlich kein Beinbruch.
Wall Street im Rückwärtsgang
Aber die gute Verfassung der deutschen Wirtschaft reicht derzeit nicht aus, um dem DAX weiteren Auftrieb zu geben. Und das liegt vor allem an den Sorgen um die US-Konjunktur. Die am Donnerstag veröffentlichte Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung lag erneut über den Erwartungen und das zeigt, dass eine Verbesserung am US-Arbeitsmarkt weiterhin auf sich warten lässt. Eine echte Enttäuschung war aber der Rückgang des Wirtschaftsindex der Notenbank von Philadelphia von +5,1 auf -7,7 Punkte. Die meisten Ökonomen hatten mit einem Anstieg gerechnet. Das ließ die Wall Street und mit ihr den DAX auf Tauchstation gehen. Der US-Index S&P 500 scheint wie von uns bereits letzte Woche befürchtet, die Unterstützung bei 1.030 Punkten in Angriff zu nehmen. So verwirrend wie diese vielen Konjunkturdaten sogar für Experten sein mögen, eines ist klar: Die Sorgen um die Weltkonjunktur werden auch in den nächsten Monaten anhalten und voraussichtlich einen stärkeren Kursanstieg an den Börsen verhindern.
Übernahmespekulationen geben auch K+S Auftrieb
Positive Impulse für den Aktienmarkt könnte es aber durch Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions) geben. Das Volumen bei den M&As liegt in diesem Jahr um 21 Prozent über dem Niveau des Vorjahrs. Und es könnte weiter steigen. Der Rohstoffriese BHP Billiton gab in dieser Woche ein Kaufangebot für den kanadischen Düngemittelhersteller Potash Corp. Of Saskatchewan ab. Es könnte sogar zu einer Übernahmeschlacht kommen. Das gab nicht nur der kanadischen Aktie, sondern dem gesamten Agrarsektor Auftrieb. Auch die Aktie von K+S, die im gleichen Markt tätig ist wie Potash, legte zeitweise kräftig zu. Allerdings gibt es bei K+S auch Sorgen um die Gewinnentwicklung und das schickte die Aktie in den letzten Tagen auf eine Berg- und Talfahrt.
Fazit:
Der DAX konnte keinen charttechnischen Befreiungsschlag landen, sondern scheiterte noch vor dem Widerstand bei 6.250 Punkten. Es kommt nun zu einem Test der starken Unterstützungszone bei 6.000/5.950 Punkten. Ein weiterer Rückgang auf 5.850 Punkte erscheint derzeit wahrscheinlich.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.