DAX: Geht die Rekordjagd weiter?
Es ist fast zu schön um wahr zu sein.
Allen Unkenrufen zum Trotz konnte der DAX auch in der letzten Woche weiter zulegen. Die Ankündigung der Stresstests für die großen europäischen Banken durch die EZB konnte da die Stimmung nur kurz trüben. Erste Warnsignale gibt es dagegen von der Markttechnik.
„Banken müssen durchfallen können“
Mit den Worten „Banken müssen durchfallen können“ kommentierte EZB-Chef Mario Draghi den Bankenstresstest der EZB, zu dem nun Details bekannt wurden. Für 124 Banken aus der Eurozone, darunter 24 deutsche Institute, wird es ernst. Die EZB nimmt in einem dreistufigen Test die Bilanzen unter die Lupe. Diese sollen künftig acht Prozent Eigenkapital bezogen auf die risikogewichteten Anlagen enthalten. Das ist mehr, als viele Analysten dachten, daher gab es am Mittwoch etwas Unruhe unter den Bankaktien. Der Stresstest ist auch Teil der Vorbereitung der EZB auf die Übernahme der Bankenaufsicht im November 2014. Welche Banken alle von Frankfurt aus beaufsichtigt werden, ist aber noch offen. Die meisten Banken dürften den Stresstest ohne Probleme bestehen, daher hat sich die Unruhe am Markt schnell wieder gelegt. Mit ein paar Ausreißern muss aber trotzdem gerechnet werden.
Daimler mit positive Quartalszahlen
Überwiegend erfreuliche News gab es von den Unternehmen. Mit SAP gab es schon am Montag die erste positive Meldung aus dem DAX, am Donnerstag legte Daimler nach und verkündete die Trendwende im Kerngeschäft. Die Aktie stieg daraufhin auf ein Fünf-Jahres-Hoch. Lange Zeit hinkte Daimler hinter dem BMW-Konzern hinterher, allmählich werden nun jedoch die positiven Effekte der Modelloffensive und der Sparanstrengungen sichtbar. Im dritten Quartal verdiente Daimler 2,2 Mrd. Euro (+16%) und setzte 30,1 Mrd. Euro (+5%) um. Besonders positiv ist die Tatsache, dass das Kerngeschäft endlich wieder in Fahrt kommt, auch weil es in China besser läuft. Dort tat sich Daimler lange Zeit schwer. Nach den guten Zahlen des dritten Quartals scheint nun sogar eine positive Überraschung beim Jahresergebnis möglich. In den USA gab es positive Zahlen vom Biotechriesen Amgen, der bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertraf und die Jahresziele anhob. Auch der US-Versicherungskonzern Travelers schlug sich im dritten Quartal besser als erwartet. In Europa meldeten nach Philips auch Novartis und unser Musterdepotwert Banco Santander besser als erwartete Zahlen. Natürlich gab es auch Enttäuschungen, in den USA beispielsweise von Symantec und vom Baumaschinenhersteller Caterpillar und in Deutschland von Kontron und Adva Optical. Die Bäume wachsen eben nicht überall in den Himmel.
Fazit
Der DAX befindet sich weiter im Aufwind, allerdings ist die Rückschlagsgefahr nach der langen Rallye gestiegen. Einzelne Indikatoren wie der RSI zeigen Warnsignale an, die auf eine kurzfristige Korrektur hindeuten. Mittel- und langfristig stehen die Börsenampeln jedoch weiterhin auf grün. Die Weltkonjunktur steht 2014 vor einer Erholung, darauf deutet auch der HSBC-Einkaufsmangerindex für China hin. Das eröffnet gerade für zyklische Aktien weitere Kurspotenziale, die bei einem Rückschlag zum Einstieg genutzt werden können.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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