DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Geht die Rallye weiter?

10.09.12 09:51 Uhr

DAX: Geht die Rallye weiter? | finanzen.net

Was für eine Börsenwoche! Der S&P 500 Index in den USA stieg auf den höchsten Stand seit vier Jahren und der DAX erreichte mit Kursen über 7.200 Punkten das höchste Niveau seit August 2011.

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Und warum das alles? Vor allem weil EZB-Chef Mario Draghi die von ihm selbst geweckten Erwartungen erfüllt hat – damit hatten viele dann doch nicht gerechnet.

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Die EZB wird zur echten Krisenfeuerwehr

Die EZB soll mit der Möglichkeit ausgestattet werden, unbegrenzt Anleihen der Krisenstaaten zu kaufen. Das allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. So euphorisch wie die Börsen sollten wir deswegen aber nicht sein. Die Eurokrise ist damit natürlich alles andere als gelöst, denn das Hauptproblem bleibt die politische Umsetzung von Reformen. Aber das war schon ein sehr starkes Signal der EZB, den Euro mit allen Mitteln verteidigen zu wollen. Den Märkten flößt das Vertrauen ein, dass die Krise den Tiefpunkt durchschritten hat – zumindest was die Märkte selbst betrifft. Und man darf auch nicht vergessen: Viele Trader haben auf dieses positive Signal gewartet, weil sie hoffen, bei einer möglichen Rallye Geld verdienen zu können.

Konjunkturdaten überraschten positiv

Die Börsenwoche war auch deshalb so rund, weil überwiegend gute Konjunkturdaten die positive Stimmung unterstützten. So stiegen die Auftragseingänge in der deutschen Industrie im Juli wieder überraschend stark um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Vor allem aber gaben die Zahlen aus den USA Auftrieb: Nachdem am Dienstag noch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe enttäuscht hatte, legte der entsprechende Indikator für den Dienstleistungssektor stärker zu als erwartet, und zwar von 52,6 auf 53,7 Punkte. Enttäuschend fielen dagegen die Arbeitsmarktdaten für August aus – die Beschäftigung stieg nur um 96.000. Das bremste die Wall Street am Freitag aus. Noch am Wochenende stehen weitere wichtige Wirtschaftsdaten, und zwar aus China an. Es dürfte also turbulent bleiben, zumal sich in der neuen Woche dann die Blicke auf die Sitzung der US-Notenbank richten.

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Umschichtungen im DAX!

Nun ist es amtlich, aber keine Überraschung: Der Autozulieferer und führende Reifenhersteller Continental steigt am 24. September wieder in den DAX auf. Der Aufstieg gab dem Titel allerdings schon in den letzten Wochen Auftrieb, so dass das daraus resultierende Kurspotenzial weitgehend ausgereizt scheint. Auch der Chemiekonzern Lanxess steigt in den DAX auf. Das Unternehmen entstand vor zehn Jahren durch die Abspaltung von Bayer. Charttechnisch ist die Aktie dabei, wie schon 2011 und im Mai 2012, die Widerstandszone bei 63/64 Euro zu testen. Ein Anstieg auf ein neues Allzeithoch ist auch wegen der starken operativen Entwicklung zu erwarten. MAN gehört inzwischen zu mehr als 75 Prozent VW. Dadurch erfüllt der LKW-Konzern nicht mehr die Voraussetzungen für die DAX-Mitgliedschaft. Da VW seine Anteile derzeit nicht weiter aufstocken muss und der LKW-Markt zudem schwächelt, fiel der Titel deutlich zurück. Auch Metro fliegt wie MAN am 24. September aus dem DAX. Die nicht unerwartete Meldung schadete der Aktie aber nicht – im Gegenteil: es gab in dieser Woche einen Kurssprung. Dazu hat ein wenig auch die Ankündigung des Vorstands beigetragen, die baldige Wiederaufnahme in den DAX anzustreben. Charttechnisch wäre allerdings erst ein Anstieg über die Marke von 25,00 Euro – dort verläuft auch die langfristige Abwärtstrendlinie – ein Befreiungsschlag.

Fazit

Ob sich an den starken Kursanstieg eine längere Börsenrallye anschließt, ist offen. Es wird sicher auch wieder Rückschläge geben. Charttechnisch hat sich der DAX nach dem erneut erfolgreichen Test der Unterstützung bei 6.900 Punkten und dem anschließenden Knacken der Widerstände bei 7.100 und 7.200 Punkten den Weg nach oben frei gemacht. Der Index kann nun die Marke von 7.400 Punkten ins Visier nehmen.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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