DAX: Ermittlungen gegen Goldman Sachs beenden Rallye
Mit Alcoa hat die US-Quartalssaison traditionell begonnen. Doch auch einige andere Branchenführer wie zum Beispiel Intel haben ihre Zahlenwerke für das abgelaufene Quartal bereits vorgelegt.
Licht und Schatten hielten sich bislang die Waage. Das Problem: Die Erwartungen der Analysten und Anleger sind sehr hoch.
Die Gefahr von Enttäuschungen ist sehr real
So erwarten Analysten für die Unternehmen aus dem S&P-500 einen Gewinnanstieg von satten 36 Prozent im Vergleich zu den Vorjahreszahlen. Wer die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann, wird wohl vom Markt abgestraft. Dass es auch Enttäuschungen geben wird, steht außer Frage. Das Potenzial am US-Aktienmarkt dürfte daher – von Ausnahmen abgesehen – eher begrenzt sein, denn die Kurse in den USA sind in den letzten Wochen bereits deutlich angestiegen. Gleich der erste US-Konzern sorgte denn auch für eine Enttäuschung. Der Aluminiumhersteller Alcoa verzeichnete einen Fehlstart ins Jahr 2010. Trotz eines wieder anziehenden Geschäfts verbuchte Alcoa in den ersten drei Monaten einen Verlust von 201 Mio. USD. Das operative Geschäft ist noch nicht stark genug, um Belastungen aus zwei Werksschließungen sowie der US-Gesundheitsreform auszugleichen. Zudem herrscht ein großer Preisdruck in der Automobilindustrie, die zu den wichtigsten Kunden von Alcoa gehört.
Intel gelingt positiver Paukenschlag
Chipbranchenführer Intel gelang dagegen ein Paukenschlag. Die Erlöse stiegen kräftig auf 10,3 Mrd. Euro an und lagen damit nur knapp unter dem 4. Quartal 2009, in dem das Weihnachtsgeschäft normalerweise für starke Umsätze sorgt. Intel rechnet mit einem dauerhaften Aufschwung: Auch im zweiten Quartal soll der Umsatz über zehn Milliarden USD liegen. Der Gewinn konnte im Vergleich zum Vorjahresquartal fast vervierfacht werden. Die Branche habe das tiefe Tal hinter sich, sagte Intel-Chef Paul Otellini, und profitiere davon, dass Unternehmen und Verbraucher nach der Sparorgie im letzten Jahr wieder verstärkt PCs nachfragen, vor allem höherwertige Geräte. Er sei für 2010 und auch darüber hinaus optimistisch. Angesichts dieser Worte ist es kein Wunder, dass Intel am Mittwoch einen Kurssprung machte und auch andere Technologiewerte, darunter auch unseren Musterdepotwert Infineon, beflügelte.
Goldman Sachs wegen Betrugs angeklagt
Zu den positiven Überraschungen konnte auch die zweitgrößte US-Bank JP Morgan Chase beitragen. Der Gewinn pro Aktie stieg im abgelaufenen Quartal auf 0,74 USD und übertraf die Konsensusprognosen damit um satte zehn US-Cent. Vor allem das Investmentbanking trug zu diesem guten Ergebnis bei. JP Morgan Chef Jamie Dimon sagte, dass sich die wirtschaftliche Situation verbessere und in einer starken Erholung gipfeln werde. Die Messlatte für die anderen US-Banken – mit Bank of America am Freitag und Citigroup am Montag stehen die nächsten Institute in den Startlöchern – ist damit weiter angehoben worden. Doch am Freitag gerieten die Bankaktien erst einmal unter heftigen Verkaufsdruck. Die amerikanische Aufsichtsbehörde SEC ermittelt gegen Goldman Sachs wegen Betrugs in Zusammenhang mit Produkten auf Subprime Hypothekenkredite. Die Aktie rauschte gleich um 15 Prozent nach unten. Noch ist aber völlig unklar, welche Folgen das Betrugsverfahren haben kann.
Nachlassende Dynamik
Die Kursdynamik beim DAX hat zuletzt deutlich nachgelassen und der Widerstand bei 6.250 Punkten wurde am Freitag wieder unterschritten. Eine weitere kurzfristige technische Korrektur scheint durchaus möglich. Solange die 6.000er Marke nicht unterschritten wird, bleibt jedoch der übergeordnete Aufwärtstrend intakt.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.