DAX: Ein Strohfeuer oder auf dem Weg zu neuen Ufern?
Es war vor allem die geglückte Anleiheemission durch Portugal ...
... am Mittwoch, die für eine Entspannung der Eurokrise sorgte und die Anleger ermutigte. Auch Spanien und Italien platzierten erfolgreich Anleihen. Dazu kamen die Ankündigung Japans, europäische Anleihen kaufen zu wollen, und Gerüchte, die EU könnte ihren Rettungsschirm aufstocken, möglicherweise unbegrenzt. Ein Blankoscheck – wunderbar, wer würde sich darüber nicht freuen. Doch ich will nicht zu zynisch werden...
Der Euro kann sich erholen
Tatsache ist: Wer auch immer die Staatschulden Portugals, Spaniens und anderer Länder irgendwann zurückzahlt, die Refinanzierung über neue Anleihen ist anscheinend derzeit kein echtes Problem. Auch der Euro profitierte von der Entspannung bei der Eurokrise. Zudem sprach EZB-Chef Jean-Claude Trichet nach der heutigen Notenbanksitzung, die ansonsten nichts Neues brachte, von kurzfristig steigenden Inflationsgefahren. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Verabschiedung vom extrem niedrigen Zinsniveau bei 1,00 Prozent früher kommen könnte als bislang erwartet. Da viele spekulative Anleger offenbar ihre Euro-Short-Positionen schlossen, legte EUR/USD sprunghaft zu und stieg rasch legte wieder über die Marke von 1,3400 USD. Doch Vorsicht: Die Finanzkrise in der Eurozone ist natürlich nicht vorbei. Die Exportwerte im DAX, darunter die Automobilaktien und die Chemiewerte, quittierten die Erholung des Euros allerdings schon mal mit Kursverlusten.
Bankenaktien legen kräftig zu
Eine regelrechte Kursexplosion erlebten viele der europäischen Bankentitel. Besonders die in den Monaten zuvor stark abgestraften spanischen Banken Banco Santander und BBVA legten kräftig zu. In Spanien sind besonders die regionalen Sparkassen von der Finanzkrise betroffen, weniger die international agierenden Großbanken. Da erscheint der Kursanstieg durchaus gerechtfertigt. Die Aktie der Deutschen Bank konnte ebenfalls zulegen und auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober steigen. Ein Auf und Ab erlebte dagegen die Commerzbank. Vorübergehende Kursgewinne wurden durch die Ankündigung einer Kapitalerhöhung teilweise wieder zunichte gemacht. Kräftig nach oben ging es dagegen für unseren Musterdepotwert SAP, der von der Vorlage sehr guter Quartalszahlen profitierte und auf den höchsten Stand seit Oktober 2007 stieg.
DAX vor wichtigem Widerstand
Charttechnisch erwies sich der erfolgreiche Test der Unterstützung bei 6.850 Punkten zu Wochenbeginn als Initialzündung für einen erneuten Kursanstieg. Das Hoch bei 7.088 Punkten aus der Vorweihnachtswoche zeigte sich zwar noch als zu starker Widerstand, doch sollte diese Marke gebrochen werden, dann dürfte es weiter nach oben gehen bis auf 7.200 Punkte oder darüber hinaus. Jedenfalls hat der DAX die eher schwache erste Börsenwoche des Jahres aus den Kleidern geschüttelt und scheint weiter nach oben zu streben. Doch endgültig lässt sich das erst bestätigen, wenn der starke Widerstand bei 7.080 Punkten nachhaltig überwunden wird.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.