DAX: Droht nun ein weiterer Ausverkauf?
Die Börsen standen diese Woche im Zeichen der US-Konjunkturdaten.
Nachdem am Montag die Konsumausgaben der privaten Haushalte positiv überraschten, legten am Mittwoch auch die Auftragseingänge deutlich zu. Darüber hinaus blieb der befürchtete Fall des ISM-Indexes für das verarbeitende Gewerbe unter die Marke von 50 Punkten aus. Der wichtige Index konnte sich erstaunlich gut behaupten. Eine echte Enttäuschung brachte dagegen das Verbrauchervertrauen, das kräftig abstürzte und auf den niedrigsten Stand seit April 2009 fiel – damals steckten die USA tief in der Rezession. Und die Furcht vor einer Rezession wurde durch die Arbeitsmarktdaten am Freitag weiter geschürt: Statt wie erwartet eine Zunahme der Beschäftigung um knapp 100.000 zu melden, gab das Arbeitsministerium für August eine Stagnation gegenüber Juli bekannt. Das schickte die Aktienmärkte und auch den DAX nach unten.
Schlechte Nachrichten für Deutschland
Die mit dem ISM-Index vergleichbaren Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone sackten ebenfalls weiter ab und das drückte auch auf die Stimmung am deutschen Aktienmarkt. Zudem sieht es so aus, als würden in China die Exportaufträge zurückgehen – auch das ist keine gute Nachricht für die deutschen Unternehmen. Alles in allem betrachtet zeigen die Wirtschaftsdaten weltweit eine Konjunkturabkühlung an, von einer Rezession aber keine Spur. Und ich bleibe dabei: Wir erleben vor allem eine Vertrauenskrise. Viele Unternehmen halten sich mit Aufträgen und Investitionen lieber etwas zurück. Das führt zu einer Konjunkturdelle, aber nicht zu einem Einbruch.
Schock für die Deutsche Telekom
Die US-Kartellbehörde hat ihr Veto eingelegt gegen den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T. Vor allem die T-Aktie stürzte daraufhin ab – und das zeigt bereits, wer am meisten von dem Deal profitiert hätte. Das wäre ja auch zu schön gewesen – sowohl für den Vorstand als auch für die leidgeprüften Aktionäre der Deutschen Telekom: Mit dem Verkauf der verlustbringenden US-Tochter zu einem überraschend hohen Preis von 39 Mrd. USD war vor einigen Monaten ein echter Coup gelungen. Zwar ist eine Einigung mit der Kartellbehörde nach wie vor möglich, sollte dies aber nicht gelungen, drohen der Telekom hohe Verluste. Selbst wenn ein neuer Käufer gefunden werden sollte, diesen Preis wird kein anderer zahlen. Schätzungen zufolge werden mindestens 12 Milliarden USD in der Kasse fehlen – wenn überhaupt ein neuer Käufer gefunden wird. Die T-Aktie stürzte unter die Unterstützung bei 8,80 Euro ab und dürfte nun die Marke von 8,50 Euro ins Visier nehmen.
DAX: Unterstützung bei 5.400 Punkten im Blick
Die Lage an den Börsen hat sich in dieser Woche nur zeitweise entspannt. Der DAX konnte den Widerstand bei 5.700 Punkten überwinden und sogar über 5.800 Punkte steigen. Am Freitag ging es dann wieder kräftig nach unten. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Marke von 5.400 Punkten weiterhin als tragfähige Unterstützung erweist.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.