DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Crash auf Raten?

17.03.14 09:36 Uhr

DAX: Crash auf Raten? | finanzen.net

Etwa 800 Punkte hat der DAX seit dem Hoch vom 26. Februar in der Spitze verloren.

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Aus technischer Sicht wäre nun zumindest eine kurze Gegenbewegung an der Reihe. Doch von einem bevorstehenden Intermezzo der Bullen sind kaum Anzeichen zu bemerken. Immerhin: auch eine Verkaufspanik hat bislang nicht stattgefunden, eher ein Mini-Crash auf Raten.

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Gelähmte Anleger

Seit unserer DAX-Analyse vom Montag hat sich an der grundsätzlichen Gemengelage nichts geändert. Die Krim-Krise schwelt weiter vor sich hin, eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht - eine Eskalation Russlands mit dem Westen scheint aber trotz aller Wortakrobatik der Politiker unwahrscheinlich. In China gibt es immer mehr Konjunkturdaten, die auf eine Verlangsamung des Wachstums schließen lassen. Die Jahresrate der Industrieproduktion ist im Februar von +9,7 auf +8,6 Prozent zurückgegangen und lag damit deutlich unter dem vorhergesagten Konsensus von +9,5 Prozent. Das klingt zwar immer noch gut, ist aber die niedrigste Zunahme seit April 2009. Auch die Einzelhandelsumsätze expandierten mit +11,8 Prozent schwächer als erwartet.

Kupfercrash als schlechtes Omen?

Die schlechtere Konjunkturentwicklung geht einher mit einem wahren Crash am Kupfermarkt. Der Preis für eine Tonne fiel seit dem 5. März von rund 7.100 USD auf ca. 6.500 USD - ein Rückgang von über acht Prozent in einer Woche. In der Vergangenheit galt Kupfer als eine Art Indikator für Probleme in der Weltkonjunktur. Vor allem China gilt als hochgradig verdächtig. Doch gilt dieser Zusammenhang noch? Der Crash beim Kupfer dauert schon wesentlich länger an und verhinderte nicht, dass der DAX und der Dow Jones neue Rekorde markierten. Nach Meinung der Commerzbank spiegelt der Kupferpreis auch nicht die aktuelle Angebots-Nachfrage-Situation am globalen Kupfermarkt wider. Ein Absturz wie 2008 ist daher nicht zu erwarten. Gleiches gilt auch für die Aktienmärkte. Aktien im Allgemeinen sind zwar nicht mehr ganz günstig, aber eben auch nicht überbewertet. Aus charttechnischer Sicht bleibt allerdings ein Bruch des langfristigen Aufwärtstrends festzuhalten.

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Fazit

Noch haben sich die Aktienmärkte nicht wieder normalisiert. Ein Risiko bleibt die Krim, insbesondere mit dem für Sonntag geplanten Referendum über den Anschluss an Russland. Dass der Westen die Abspaltung murrend schlucken wird, daran besteht kaum ein Zweifel, denn es gibt keine wirklichen Handlungsalternativen. Nach einer gewissen Schamfrist dürfte man dann zum Tagesgeschäft übergehen. Doch besser ist es, im Moment sein Pulver noch trocken zu halten.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
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