Chinas Automarkt auf dem Sprung
Superlative ist man von China gewohnt, denn es gibt kaum einen Bereich des Riesenlands, ...
... auf den das nicht zutreffen würde. Ob Infrastruktur, Energieversorgung oder Mobilität: Die Dimensionen sind gewaltig. 1,34 Milliarden Menschen, von denen immer mehr zu Wohlstand gelangen und die sich nicht mehr mit einem Fahrrad oder Motorroller zufrieden geben. Dies ist der Treibsatz für eine Automobilindustrie, die sich von den westlichen Konzernen emanzipiert hat.
Rapide wachsender Markt
Schon jetzt ist der chinesische Automobilmarkt riesig. 2009 wurden 13 Millionen Fahrzeuge verkauft, davon 43 Prozent aus einheimischer Produktion. Während die ausländischen Hersteller vor allem in der Oberklasse noch die Nase vorne haben, holen die chinesischen Produzenten im Massengeschäft auf. Die lokale Automobilproduktion nimmt derzeit mit einer Jahresrate von 21 Prozent zu. Schätzungen zufolge werden 2010 in China zwischen 15 und 17 Millionen Autos verkauft. Damit ist China der größte Automobilmarkt der Welt. Das wird auch künftig so bleiben. Die Automobilverkäufe sollen in den nächsten drei Jahren jeweils um zehn Prozent wachsen. Befeuert wird der Automobilboom auch durch die Regierung. Die Industrie profitiert vom Konjunkturpaket und von Steuervergünstigungen für Käufer kleinmotoriger Fahrzeuge.
Chinas Autoaktien in einem Index
Die wichtigsten Aktien des Landes bietet Vontobel nun im Indexzertifikat auf den Solactive China Automobile Index an. Enthalten sind jeweils mit zehn Prozent die Automobilhersteller Donfeng Motor, Guangzhou Automobile, Geely Automobile, Great Wall Motor, Brilliance, Xinyi Glass, der Hersteller und Elektroautospezialist BYD, die Zulieferer Minth Group und Weichai Power sowie der Händler Zhongsheng Group. Durch die breite Streuung werden einzelne Ausreißer nivelliert, so dass das Risiko im Vergleich zu einem Einzelinvestment geringer ist. Auch wenn das alles schlüssig klingt und die langfristigen Aussichten für die Branche wirklich gut sind, muss immer mit einem Rücksetzer gerechnet werden. Verstärkte Anstrengungen der ausländischen Mitbewerber oder steigende Rohstoffpreise könnten diese auslösen. Anleger sollten zudem beachten, dass die Aktien in lokalen Währungen gehandelt werden. Eine Währungssicherung findet nicht statt, daher hat die Wechselkursentwicklung zum Euro Einfluss auf die Preisbildung beim Zertifikat, was angesichts des Aufwertungsdrucks auf den Yuan allerdings auch zu positiven Effekten führen kann.
Fazit:
Chinas Mittelschicht wächst, ebenso wie die Bedürfnisse und Anforderungen an die persönliche Mobilität der Menschen. Aus diesen Gründen ist in den nächsten Jahren mit deutlichen Zuwächsen auf dem Automobilmarkt zu rechnen. Aufgrund von staatlichen Regulierungen, aber auch aufgrund eines rasanten Aufholprozesses, dürften hiervon vor allem die einheimischen Hersteller profitieren.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.