Steht der DAX vor einer Rallye?
Die Furcht vor einer neuen Rezession in den USA hat sich bereits letzte Woche verringert.
Dafür waren etwas besser als erwartete Konjunkturdaten verantwortlich. Auch die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA war geringer als erwartet und das gab den Börsen – auch dem DAX – weiter Auftrieb. Dass sich gleichzeitig in Deutschland Auftragseingänge und Industrieproduktion im Juli abschwächten, wurde ignoriert. Das Wachstumstempo bleibt ja dennoch hoch. Beflügelt wurde die Börse darüber hinaus durch neue Übernahmegerüchte. Angeblich sei Procter & Gamble an Beiersdorf interessiert, was die Aktie zeitweise nach oben schießen ließ. Möglicherweise viel Lärm um nichts.
Niedrige Zinsen machen Aktien attraktiv
Grundsätzlich profitiert der Aktienmarkt weiterhin von den niedrigen Renditen bei Anleihen. Viele Notenbanken, allen voran die US-Notenbank und die EZB, haben entweder ihren Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verlangsamt oder hinausgeschoben. Das heißt: Die Zinsen für festverzinsliche Anlagen wie z.B. Staatsanleihen bleiben voraussichtlich noch lange Zeit niedrig. Die als Benchmartk dienende Umlaufrendite am deutschen Rentenmarkt liegt trotz des leichten Anstiegs in den letzten Wochen weiterhin auf einem historischen Tief unter zwei Prozent. Wer Rendite will, muss in Aktien investieren – oder eventuell am Rohstoffmarkt. Beides ist aber nur dann erfolgversprechend, wenn der Aufschwung der Weltwirtschaft nicht ernsthaft gefährdet ist. Und im Moment gibt es wieder mehr optimistische Anleger, die davon überzeugt sind.
Haben Europas Banken wieder getrickst?
In den letzten Tagen standen besonders die europäischen Finanzinstitute im Blickpunkt, denn Presseberichten zufolge haben einige Banken beim so genannten Stresstest ihre wahren Bestände an problematischen Anleihen verschleiert. Auch könnten die neuen Kapitalregeln nach „Basel III“ den Finanzbedarf der Institute deutlicher nach oben schrauben als bislang angenommen. Allein die zehn größten deutschen Institute könnten 105 Mrd. Euro mehr an Kapital brauchen. Die Deutsche Bank plant angeblich bereits für nächste Woche eine Kapitalerhöhung im Umfang von 9,0 Mrd. Euro. Das goss weitere Öl ins Feuer der Spekulationen über den zusätzlichen Kapitalbedarf der Banken und ließ die Aktie der Deutschen Bank kräftig fallen. Dabei wurde die Unterstützung bei 49,00 Euro unterschritten. Bemerkenswert ist zudem, dass die bekannte Bankenanalystin Meredith Whitney, die die Hypothekenkrise vorhersagte, die Zukunft der Investmentbanken nicht gerade rosig zeichnet. Ihrer Ansicht nach werden deren Einnahmen deutlich fallen, was weltweit zu Entlassungen im Umfang von 80.000 Mitarbeitern führen dürfte. Die negative Entwicklung werde vermutlich ab 2011 durchschlagen. Unser Fazit: Bankenaktien werden volatil bleiben.
DAX auf dem Weg zum Jahreshoch?
Der DAX konnte nicht nur über den Widerstand bei 6.170 Punkten, sondern auch über die Marke von 6.200 Punkten steigen. Das könnte der Startschuss für weitere Kursgewinne sein, aber die Aufwärtsbewegung ist mühsam, denn – trotz allem – die Abnahme der Konjunkturdynamik drückt auf die Stimmung. An einen dynamischen Ausbruch nach oben glaube ich nicht. Ein neuer Test des Jahreshochs bei 6.380 Punkten ist aber durchaus möglich.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.