DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Starke Konjunkturdaten treiben die Börse

26.04.10 09:43 Uhr

DAX: Starke Konjunkturdaten treiben die Börse | finanzen.net

Starke Konjunkturdaten aus Deutschland und die überraschende Anhebung der Gewinnprognose durch ...

... Daimler und adidas gaben dem deutschen Aktienmarkt in der vergangenen Woche Auftrieb.

Doch es gab auch negative Einflüsse: Neben einigen schwachen Quartalszahlen sowie schlechten Vorgaben aus Asien drückten vor allem die von der EU publizierten Zahlen zu den Haushaltsdefiziten ihrer Mitgliedsländer im Jahr 2009 auf die Stimmung, denn diese fielen teilweise deutlich höher aus als gedacht.

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Griechenland schafft es nicht allein

Besonders das griechische Budgetdefizit war mit 13,6 Prozent nochmals höher als erwartet. Wie hoch es 2010 sein mag, will man sich gar nicht vorstellen. Die Renditen für griechische Staatsanleihen schnellten jedenfalls nach oben und kaum einer wird noch daran zweifeln, dass nun der IWF und die EU einspringen müssen. Auch die Renditen der Anleihen anderer hochverschuldeter EU-Länder wie Irland, Spanien, Portugal und Italien, die ebenfalls hohe Defizite zu verzeichnen hatten, zogen an. Gleichzeitig stürzte der Euro ab. Doch das Ganze hat auch etwas von Hysterie, denn die Eurozone insgesamt verzeichnet zwar ebenfalls ein hohes Defizit von 6,3 Prozent, doch die Fehlbeträge in den Staatshaushalten der USA, Japans und Großbritanniens sind durchweg weit höher. Profitieren könnten die Inhaber der so genannten Credit Default Swaps (CDS), mit denen sich Investoren gegen die Pleite eines Kreditnehmers absichern können. Sollte es zu einer Umschuldung der griechischen Anleihen kommen, dann dürfte dies ein Kreditereignis darstellen und die Inhaber von CDS würden ausbezahlt. Damit könnten diejenigen hohe Gewinne einstreichen, die auf eine Pleite Griechenlands gesetzt haben. Es ist anzunehmen, dass gezielte Panikmache zum Handwerkszeug dieser Spekulanten gehört.

Schwache Quartalszahlen und Obama-Pläne

Doch es war nicht allein das Thema Staatsschulden, das an den Börsen zeitweise für Kursverluste sorgte, teils gab es auch enttäuschende Quartalszahlen. So meldete Nokia einen unter den Prognosen liegenden Gewinn und der Schweizer Weltmarktführer bei Energietechnik, ABB, musste sogar einen Rückgang bei Auftragseingängen und Umsätzen eingestehen. Auch die Credit Suisse konnte mit den durchweg starken Quartalszahlen ihrer US-Konkurrenten nicht mithalten. In den USA durchbrachen zudem der Chipproduzent Qualcomm, EBay, Amazon sowie Microsoft mit enttäuschenden Ergebnissen die Strecke von ansonsten überwiegend positiven Gewinnüberraschungen der US-Unternehmen. Zudem erhält US-Präsident Obama immer mehr politische Unterstützung für seine Bemühungen zur Regulierung der Finanzmärkte. Die Bankenaktien in den USA, angefangen bei Goldman Sachs, über JPMorgan und Bank of America bis zur Citigroup, konnten daher nicht dauerhaft von ihren starken Quartalszahlen profitieren. Sie gaben teilweise wieder deutlich nach. In Asien bleibt das Thema „China tritt auf die geldpolitische Bremse“ ganz oben auf der Tagesordnung und die Börsen in Shanghai, Hongkong und Tokio verzeichneten wieder Verluste.

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Konjunkturerholung in Deutschland geht weiter

Die ZEW-Konjunkturerwartungen, das ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes für Deutschland lagen sämtlich deutlich über den Erwartungen. Zuerst legte am Dienstag der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen nach sechs Monaten in Folge mit einem Rückgang wieder kräftig zu, dann stiegen auch die Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe überraschend auf ein Rekordhoch und der ifo-Geschäftsklimaindex zog an. Vor allem in der deutschen Exportindustrie, zumindest in wichtigen Teilen davon, brummt das Geschäft wieder. Doch auch hier sollte man die Kirche im Dorf lassen: Das hohe Niveau der Stimmungsindikatoren ist auch auf die große Erleichterung nach der schweren Rezession zurückzuführen. Dennoch ist dies aber ein starkes Zeichen dafür, dass sich der Aufschwung in Deutschland fortsetzt.

DAX vor Anstieg auf neues Jahreshoch?

Der DAX beendete die Woche nicht weit von seinem Jahreshoch entfernt. Positiv ist, dass am Donnerstag die Unterstützung bei 6.140 Punkten nochmals gehalten hat. Es spricht derzeit wenig dagegen, dass sich der DAX nicht weiter nach oben hangeln kann. Die Bewertungen vieler Aktien sind aber schon sehr ambitioniert, so dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen dürften.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.