Citi-Kolumne Dirk Heß

Warum Aktien gerade jetzt interessant sind

07.12.11 16:50 Uhr

Warum Aktien gerade jetzt interessant sind | finanzen.net

Börsenregeln und Anlegerweisheiten gibt es viele.

Eine der gängigsten und plakativsten Formeln für den Erfolg ist: „Buy low, sell high“. Kaufe billig, verkaufe teuer. Aber genau das ist leichter gesagt als getan. Stattdessen unterliegen Anleger häufig einem Phänomen, das Börsenpsychologen als Herdentrieb bezeichnen. Das heißt, sie verkaufen, wenn alle verkaufen und kaufen, wenn alle kaufen. Solch zyklisches Verhalten ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Antizyklische Investments erzielen oft bessere Renditen als zyklische. Vor diesem Hintergrund sollte die aktuelle Börsenschwäche nicht nur als Risiko, sondern auch als Chance gesehen werden. Als Chance, günstig in den Markt einzusteigen.

Zugegeben, das klingt provokant. Immerhin schweben über den Börsen einige Damoklesschwerter, etwa die allgegenwärtige Schuldenkrise oder die nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft. Trotzdem kann sich der Mut zum Risiko auszahlen. Schauen wir uns dazu einmal die Bewertung der deutschen Standardwerte an. Zum Redaktionsschluss, bei einem DAX®-Stand von 6.100 Punkten, kosteten die 30 DAX®-Konzerne im Schnitt rund zehnmal so viel, wie sie auf Basis des laufenden Geschäftsjahrs verdienen werden – ein KGV von zehn also. Damit sind die DAX®-Titel im Schnitt um knapp 30 Prozent preiswerter als im Mittel der vergangenen 50 Jahre (das historische KGV des Index liegt bei 14,6). Ein Einwand mag nun lauten, dass das KGV eine statische Bewertungskennziffer ist, deren Aussagekraft von der Entwicklung der Unternehmensgewinne abhängig ist. Oder anders ausgedrückt: Was jetzt billig ausschaut, könnte schnell teuer werden.

Seien wir einmal pessimistisch und gehen davon aus, dass die Gewinne der DAX®-Konzerne im kommenden Jahr um zehn Prozent rückläufig sind. Selbst dann wäre der deutsche Leitindex (bei einem Stand von 6.100 Punkten) nur mit einem KGV von elf bewertet. und auch bei einem Gewinneinbruch von 25 Prozent würde das DAX®- KGV mit einem Wert von 13,3 noch deutlich unter seinem historischen Mittel liegen. Doch wie realistisch ist es, dass die Profite tatsächlich so stark unter Druck geraten? Für das Rezessionsjahr 2009 gingen die Gewinne der DAX®-Unternehmen nach einer Auswertung der Beratungsgesellschaft Ernst & Young im Schnitt gerade einmal um drei Prozent zurück. Für das aktuelle Jahr ist auch Positives zu vermelden, denn die unternehmen haben die erwarteten Gewinne größtenteils bereits erwirtschaftet. Die Dividenden sollten somit einigermaßen stabil bleiben.

Natürlich ist es möglich, dass die Kurse trotz der relativ niedrigen Bewertung noch weiter unter Druck geraten. Aktien steigen bekanntlich nicht, nur weil sie unterbewertet sind. Aber wie Untersuchungen gezeigt haben, findet der Markt für gewöhnlich zu seinem durchschnittlichen Bewertungsniveau zurück. Das kann allerdings dauern. Trotzdem dürfte derjenige Anleger besser fahren, der jetzt die Chance zum Einstieg nutzt, als der, der darauf wartet, bis sich sämtliche dunkle Wolken über den Märkten verzogen haben.

Dirk Heß, Finanzexperte der Citi, schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Leiter öffentlicher Vertrieb Deutschland & Österreich Equity & Private Investor Solutions besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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